Wiener Philharmoniker mit Welser Möst in Salzburg

Xl_3c646745-51ff-44c3-a553-8277d1d0c58a © Marco Borelli

Wiener Philharmoniker Franz Welser Möst 30.8.2025

Wiener Philharmoniker mit Welser Möst in Salzburg 

Zum Abschluss der Festspiele geben die Wiener Philharmoniker, das Hausorchester der Salzburger Festspiele noch zwei Konzertabende unter der Leitung von Franz Welser Möst mit einer interessanten Gegenüberstellung zweier Komponisten. Zu Beginn steht die Symphonie Nr 2 op 30 für Streichorchester von Mieczyslaw Weinberg, Der jüdische polnische Komponist rückt mehr und mehr in das klassische Intessebsfeld. Nach den Erfolgen seiner beiden Opern, die Passagierin bei den Bregenzer Festspielen und der Idiot letztes Jahr hier in Salzburg rückt auch sein umfangreiches symphonisches Schaffen in den Vordergrund.

Ab dem 12. Lebensjahr wurde er bereits am Warschauer Konservatorium ausgebildet, als 20 jährigem gelang ihm die Flucht vor den Nationalsozialisten zuerst nach Minsk, Weißrussland und später bis nach Taschkent, Usbekistan. 1996 verstarb er in seiner polnischen Heimat. Er hinterließ 22 Symphonien, darunter die hier zu Gehör gebrachte,1964 uraufgeführt aber bereits 1945/46 entstanden.

Auffallend groß ist die Besetzung, im Klang wird hier die Spätromantik fortgesetzt, der Aufbau erinnert an die klassische Symphonie mit drei klar abgegrenzten Sätzen. Diese sind auch mit klassischen Vortragsbezeichnungen versehen Allegro moderato, Adagio und Allegretto. Weinberg zeigt sich hier als phantasievoller Komponist der Ruhe, der leisen Töne lohne Dramatik. Trotzdem sind aufwühlende Gefühlsbewegungen in den verschiedenen Themen und deren Verarbeitung spürbar, verstärkt durch intime Soli des Cello und der Violine. Erfrischend mischt er lange Pizzicato Passagen, mitunter tänzerisch ein.

Die Wiener Philharmoniker werden immer wieder für ihren Streicherklang hervorgehoben, dieser kann auch hier glänzen. Ruhig, in den Tempi nicht zu gehetzt führt Welser Möst das Orchester, hebt immer wieder einzelne Stimmen detailreich hervor.

Nach der Pause steht der wohl bedeutendste romantische Symphoiker auf dem Programm. Anton Bruckner mit seiner letzten Symphonie, der unvollendeten Nr 9 d moll WAB 109. Er arbeitete lange an diesem Werk, von seiner Krankheit schon gezeichnet, verstarb er über dem vierten Satz, dessen Fragmente verschollen sind. Oft wird den verbliebenen drei Sätzen Bruckners TeDeum als Schlussatz angehängt, an Beethovens Neunte Symphonie erinnernd, nicht aber in diesem Konzert,

Der erste Satz, feierlich maestoso, erklingt in technischer Perfektion vom herausragenden Orchester vorgetragen, aber es fehlt der persönliche Impetus, die Inspiration des Dirigenten. Erst in der Wiederholung des Scherzo im zweiten Satz spürt der Zuhörer einen frischen Duktus, ein Spannungsbogen baut sich auf, der im folgenden berührenden Adagio in feinster Manier ausgekleidet wird. Die Bläser, die bei Bruckner immer gut beschäftigt werden, erfreuen mit ihrem farbenreichen sicheren Spiel, tonangebend werden die Motive vorgetragen und weitergespinnt. Die Musiker verweben sich mächtig zusammen bis zum großen Fortissimo Klang, der in einer lang ausgekosteten Generalpause endet und zärtlich setzt sich der Klang fort, verhallt am Ende im ruhigen Nichts.

Eine gefühlte Vollendung, die für viele Musikwissenschaftler keine Fortsetzung braucht. Begeisterter Jubel im großen Festspielhaus

Dr. Helmut Pitsch

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