Wenig Dramatik mit viel Kulisse - Der Fliegender Holländer in St Margarethen

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Richard Wagner Der Fliegende Holländer Oper in Steinbruch St Margarethen 24.7.2025

Wenig Dramatik mit viel Kulisse - Der Fliegender Holländer in St Margarethen

Die Kulisse des Steinbruches an sich in St Margarethen im Südosten von Wien ist schon Bühne, dazu bietet er 5000 Besuchern bequem Platz. Über die letzten Jahre wurde die Infrastruktur für die dort stattfindenden alljährlichen Openair Opernfestspiele ständig verbessert und es hat sich ein weiteres großformatiges Openair Spektakel etabliert. Die Saison umfasst eine Produktion, dieses Jahr ist dies Richard Wagners Frühwerk Der fliegende Holländer, welches 27 mal  in dreifacher Besetzung aufgeführt.

Aufwendig, ganz auf stürmische See und Küste ausgelegt ist das Bühnenbild von Momme Hinrichs ausgelegt. Große schäumende Wellen im Vordergrund brechen vor den Klippen auf dem ein kleines Fischerdorf mit putzigen kleinen bunten Häusern und Kirchlein thront. In der BÜhnenmitte ist ein monströses Gebäude an der Klippenwand bis ans Ufer hinabgebaut. Dieses wird sich für das zweite und dritte Bild öffnen und die Spinnerinnen an Ihrer Arbeit sowie das zu Hause von Senta im Inneren zeigen. Verstärkt wird die rauhe unwirtliche Gegend an diesem Opernabend durch mächtige schwarze Wolken, die sich am Himmel türmen und drohendes Unwetter passend ankündigen. Ganz nach dem Inhalt der Oper, um den sagenumwobenen Seefahrer der uber Jahrhunderte mit seinem Schiff „Holländer“ auf dem Ozean herumirrt bis er durch Senta und ihrer Liebe bis in den Tod erlöst wird.

Erlöst wird auch das Publikum vom Wettergott, der es nur leicht und zumeist in der Pause -ganz gegen die übliche Praxis das Werk ohne Unterbrechung zu spielen - regnen lässt. Regie führt Philipp M Krenn, der versucht die riesigen Raumverhältnisse zu bespielen und dabei unglücklicherweise die Handlung zu weit hinten auf der Bühne ansiedelt, sodass die Handelnden kaum erkennbar sind. Zuletzt watet dann die Hochzeitsgesellschaft im feinen Zwien, etwas abnorm, durch die Fluten.

Vieles ist in dieser Inszenierung eimem Spektakel gewidmet, das aber in keinster Weise zündet. Vermutlich liegt dies auch im Dirigat von Quentin Hindley, der lieber in ruhiger See schwimmt als musikalische Dramatik zur Naturgewalt auf der Bühne bringt. Das Piedra Festivalorchester musiziert ordentlich und sicher, aber es fehlen die Akzente, romantische Steigerungen und der Schwung, der zur monumentalen Kulisse gepasst hätte. 

Den liefert auch George Gagnidze in der Titelrolle nicht. Sein Holländer ist farblos, die Stimme abgegeckt und gepresst, sehr auf Artikulation ausgerichtet. Wenig mystisch ist auch sein szenischer Auftritt. Mutig erklimmt Senta mehrmals luftige Höhen auf dem Dach ihres Hauses und irrt sportlich treppauf und treppab. Fit und bestens disponiert zeigt sich hier Johanna Will. Ihre Erzählung vom Seefahrer ist eindrucksvoll, gut nuanciert, sicher intoniert auch in den Spitzen. Gemeinsam mit Nezad Ciča als Erik gelingen ihr die Höhepunkte des Abends. Cičas lyrischer Tenor kann kraftvoll auftrumpfen ohne zu überdrehen, sehr präsent auch in der Darstellung. Seine Stimmfärbung ist wohlig warm und seine Melodien fließen leicht und voll. Liang Li ist ein stimmlich sicherer Daland mit wenig väterlicher Attitüde. Jinxu Xiahou als Steuermann zeigt eine frische nicht zu große Stimme.

Höflicher Beifall im vermutlich wetterbedingt nicht allzu gut besuchten Zuschauerraum.

Dr. Helmut Pitsch

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