Wagner Tage Budapest Wagner goes 4.0 Rheingold

Xl_b74fbd3a-6929-41da-b010-ec7240b34217 © Müpa
Mächtig thront das Müveszetek Palotaja kurz Müpa genannt, über der Donau. Ein modernes geschmackvolles großzügiges Kulturzentrum mit Konzertsaal, der 1800 Zuschauer fasst und 2005 eröffnet wurde. Bereits in der Planung wurde der Anspruch berücksichtigt, hier auch Opern aufführen zu wollen und dabei an das Werk Wagners gedacht. Hoch wie breit, wurde mit vielen technischen Details an der hervorragenden Akustik gearbeitet. Nun wird das Müpa für zwei Wochenenden das Ziel zahlreicher Wagnerfans aus dem In- und Ausland. Budapest ist die Heimat von Adam Fischer, der nach seinem Ringdebüt in Bayreuth zu einem gefragten und verehrten Wagnerkenner international aufgestiegen ist. Seit mehreren Jahren präsentiert er hier die Werke Richard Wagners mit großem Einsatz und Erfolg. Dieses Jahr umfassen die Budapesti Wagner Napok, die Budapest Wagner Days zwei Ringzyklen gespielt an vier aufeinander folgenden Abenden. In halbszenischer Umsetzung durch Hartmut Schörghofer singen Ensemblemitglieder der ungarischen Staatsoper und internationale Stars. Architektonisch ist das Innere des modernen Baus einem klassischen Opernhaus nachempfunden. Das Orchester spielt in einem Orchestergraben, neben dem Parterre mit seitlichen Logen gibt es noch Balkon und zwei Galerien. Auf einer kleinen Bühne - Tiefe 11 Meter sind zwei aufeinander stehende Podien aufgebaut mit zentraler Treppe verbunden. Die obere Ebene ist schmal und die Rückwand wird mit einer transparenten Lein-Wand bestehend aus zwölf Einzelelementen abgeschlossen. Videoinstallationen vom Szupermodern Filmstudio Budapest sind das wesentliche gestalterische Element des Zyklus und wirken ohne Unterbrechung. Daneben ergänzen Balletttänzer die bildhafte Ausgestaltung. Der Bezug zum Geschehen ist nicht immer erkennbar. Ein Tänzer im roten Frack erinnert an Loge und tritt an schicksalshaften Stellen auf und wirbelt mühsam verrenkt herum. Die Sänger treten im Frack, die Sängerinnen in schwarzen Kleidern elegant auf, sind aber zum bühnenreifen Spiel angeregt. Schnell fühlt sich der Betrachter im Ablauf wie in einem echten Opernhaus. Die Rheintöchter schweben im Bild und bewegen sich auf den beiden Ebenen. Alberich wandelt dazwischen. Über den Wolken mit weitem Blick hausen die Götter. Die Riesen ragen mit ihren Köpfen über die Leinwand und betrachten munter das Spiel. Über die Leinwand und auf der Bühne springen die Nibelungen wie Echsen. So ist alles vorhanden, selbst Wotans Speer ist fest in seiner Hand. So wird es im Handlungsablauf bunt und munter, jedes Detail wird inszeniert ja auch überinszeniert. Besonders erfreulich ist die hohe Wortverständlichkeit aller Beteiligten, sodass kein Blick in die hoch über der Orgel laufenden Textbänder genutzt werden muss. Adam Fischer führt das Ungarische Rundfunk Orchester mit viel Gefühl und klarer Zeichensprache. Er legt Wert auf Details und deutliches Herausarbeiten der Stimmen ohne dabei kammermusikalisch zu zerlegen. Seine Sprache ist vollmundig, geladen und wenn nötig überladen. Viel Klang, viel Raum gibt er dem Orchester, hält aber überzogene Forti zurück. Da hilft ihm und den Sängern die gute Akustik des Raumes, die sich nach überbordenden Klängen schnell entleert. Eine barocke Begleitung zu dem reduzierten Bühnengeschehen. Die Rheintöchter Wierdl Eszter, Fodor Gabriela und Kalnay Zsofia passen stimmlich gut zusammen, bleiben ruhig und flüssig im Gesang ohne schrill im Kampf mit Alberich zu werden. Peter Kalman ist in dieser Rolle mit seinem kräftigen dunklen Bass nicht zu überhören und mit seiner mächtigen Statur auch nicht zu übersehen. Ebenso gelungen Gerhard Siegel als Mime, der verkniffen und verdruckst in Spiel und Stimmfarbe seine eigene Agenda macht. Johan Reuter ist stimmlich gut gewappnet und verleiht seinem Wotan Ehrfurcht und Hoheit. Unterstützt vom Orchester bleibt er auch im Forte frei und ohne Druck. In den hohen Tönen belegt wirkt Atale Schöck als eine selbstbewusste und kämpferische Fricka. Walter Fink ist ein in die Jahre gekommener aber mächtiger Fafner, der Per Bach Nissen als lyrisch angelegten Fasolt bestens nachvollziehbar dominiert und letztlich aus dem Weg schafft. Erika Gal verkündet per Videobotschaft das göttliche Schicksal. Ihre Erda ist tief geerdet und ihre Warnung überzeugend. Romantisch jugendlich und verspielt wirken Beickner Stabolcs als Froh und Haja Zsolt als Donner, finden sich nach anfänglicher Zurückhaltung und führen die Götter in lyrischem Liedgesang nach Walhall sobald sich die Nebel gelichtet haben. Ungestümer Applaus aus dem Publikum begleitet sie. | Drucken

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