Vollendeter Hörgenuß bei Mozarts Klavierkonzerten im Mozarteum

Xl_mozart_fest_mco_andsnes_c_wolfgang-lienbacher_613 © Wolfgang Lienbacher

Mahler Chamber Orchestra Leif Ove Andsnes Mozart + Fest Mozarteum Salzburg 21.10.2022

Vollendeter Hörgenuß bei Mozarts Klavierkonzerten im Mozarteum 

Leif Ove Andsnes zählt zu den herausragenden Pianisten der Gegenwart, entzieht sich aber mit vornehmer Zurückhaltung der Marketingmachinerie des klassischen Musikzirkus. Seine Karriere ist gepflastert mit Preisen und Nominierungen, Wettbewerbserfolgen, aber auch als Kulturmanager und Initiator von Festivals hat er sich einen Namen gemacht. .

Mit dem Mahler Chamber Orchestra verbindet ihn eine mehrjährige Zusammenarbeit im international gefeierten Projekt Concerto A Beethoven Project, als Aufnahme und Film zu erleben. Nunmehr wird die Zusammenarbeit zu Werken Mozarts fortgeführt und ein Ergebnis davon ist im Rahmen des Mozartfestes zur Eröffnung des neuen Foyers des altehrwürdigen Gebäudes des Mozarteums zu hören und zu erleben.

Das Mahler Chamber Orchestra feiert sein 25jähriges Bestehen. Es wurde unter Mitwirkung von Claudio Abbado gegründet und sucht die Partnerschaft mit Dirigenten und Künstlern, um gemeinsame Themenschwerpunkte zu erarbeiten oder Tourneen weltweit durchzuführen. So baute sich das Orchester ein Ruf als innovativer und hochmotivierter professioneller Klangkörper international auf.

Im goldenen Saal des Mozarteums kommt so ein Wolfgang Amadeus Mozart gewidmeter Konzertabend zustande mit Werken, die in den Jahren 1785 und 1786 entstanden sind.

Das Klavierkonzert Es-Dur KV 482 entstand parallel zur Komposition der Oper Le Nozze di Figaro, dessen Nähe spürbar ist. Gehaltvoll sind die Themen und variantenreich die Variationen in klassischer Struktur. Markant ist der Einsatz von Bläsern, ein Charakteristikum der späten Klavierkonzerte. Der Konzertflügel steht in der Mitte des Podiums und ist in das Orchester hineingeschoben. Leif Ove Andsnes ist Solist und Dirigent und sitzt so mit dem Rücken zum Publikum, sein Spiel auf den Tasten für jeden gut verfolgbar. Mit leichter geschwungener Geste führt er die Orchesterintroduktion, achtet sehr auf angenehm mäßige Lautstärke und filtert so Klarheit und Eleganz, Schwung und Melodie heraus. Sein Solopart glänzt ebenso von filigraner Virtuosität mit verblüffend weichem und doch nuanciertem Anschlag. Ruhig ohne große Gesten wird in einer geschlossenen Einheit von Solist und Orchester musiziert, das Ergebnis fließt und erfüllt den Raum ohne Ablenkung oder Verzerrung.

Für die folgende Symphonie D-Dur KV 504 die „Prager Symphonie“ wünscht sich das Orchester einen kleinen Umbau, um das Werk stehend zu präsentieren. Dies erinnert an Konzertabende mit Teodor Currentzis und seiner Musica aeterna. Konzertmeister Matthew Truscott übernimmt das Dirigat aus den Reihen des Orchesters heraus. Konzentriert auf sein Spiel zeigt er mit Blickkontakt und geringer Gestik seinen Kollegen Einsätze und Nuancen in Lautstärke oder Tempo an. Er geht mit kräftigem Schwung und Volumen an das Werk heran und fordert von diesen seinen hohen Anspruch ein. Insbesondere die Bläser müssen achten in der Geschwindigkeit die Genauigkeit der Töne im schnellen Lauf bereit zu halten und bei Atem zu bleiben. Trennschärfen verschwimmen und Nuancen bleiben im Forte stecken. Etwas mehr Zurückhaltung hätte die Ausdruckskraft und Wirkung gestärkt.

Den Abschluß bildet nach der Pause das Klavierkonzert c-moll KV 491 wieder mit Andsnes als Solist und Dirigent. Das Programmheft spricht vom vielleicht kühnsten und visionärsten aller Beiträge Mozarts zur Gattung Klavierkonzerte. Unbestritten ist das Werk von einer herausragenden Intensität und Chromatik. Rar ist die gewählte Tonart, denn nur zwei Klavierkonzerte Mozarts stehen in Moll. Er packt hier in die Sonatenform eine Vielzahl von Themen, die feinsinnig durch die Instrumentengruppen des Orchesters weitergereicht werden und sich ebenso im Solopart wiederfinden. Ein Konzert, das beim konzentrierten Zuhören die Gedanken versinken lässt. Dies unterstützt Andsnes in einem gefühlvollem bedächtigem und technisch perfektem Spiel. Das Orchester nimmt er geschlossen mit, erarbeitet einen vollen harmonischden Klang, der bereits die nahe Romantik erahnen läßt.

Viel Beifall und Begeisterung im vollbesetzten Raum erreicht noch einen besonderen Leckerbissen als Zugabe, das Andante aus Mozarts 21. Klavierkonzert in C-Dur KV 467, international bekannt auch unter der Titelmusik zum schwedischen Film Elvira Madigan. Er handelt über die gleichnamige Seiltänzerin und deren tragischer Liebesgeschichte.  

Dr. Helmut Pitsch

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