Usbekische Folklore und Romantik in westlicher Hülle in der Oper Taschkent verpackt

Xl_56c40f43-7819-41a2-b657-dcb5c169548a © Helmut Pitsch

Mirkhalil Makhmudov Kumush Opera Alisher Navoi Oper und Ballett Theater Taschkent 30.5.2023

State Academy Bolshoi Theater Named after Alisher Navoi

Usbekische Folklore und Romantik in westlicher Hülle in der Oper Taschkent verpackt

Anlässlich des 125. Geburtstags von Abdullah Kadiri entschied sich das Opernhaus Taschkent, benannt nach dem hochverehrten usbekischen Dichter Alisher Navoi, 1993 für eine Neuinszenierung der bedeutenden usbekischen Oper Kumush ursprünglich von A Tojiev 1988 komponiert. Um das amorphe Werk in der Tonsprache zu modernisieren, wurde der usbekische Komponist Mirkhalil Makhmudov mit einer Überarbeitung und harmonischen Neugestaltung beauftragt. Der 1947 in Taschkent geborene und ausgebildete Komponist steht für ein umfangreiches symphonisches Schaffen. Auch das Originallibretto von Izaam Sultan nach der Vorlage des Romans von Abdullah Kadiri „Past Days“ - „vergangene Tage„ wurde vom usbekischen Poeten Uzman Asim überarbeitet. So entstand quasi ein neues Werk, das für das usbekische Volk nach der Premiere 1998 zur nationalen Volksoper wurde.

Die Handlung spielt in der usbekischen Geschichte geprägt von Tradition und Riten. Im Zentrum steht die Liebe von Atabek und Kumush, die gegen Intrigen und Verleumdungen zusammenfinden und heiraten, aber durch Eifersucht im Tod von Kumush durch Vergiftung endet. Der dramatische Stoff ist weich in eine westlich geprägte leichte Musik operettenhaft mit viel folkloristischen Motiven und Rhythmen eingebettet. Viele typisch usbekische Stilelemente sind erkennbar. Lokale Instrumente, Tänze, der Ruf des Muezin und auch ein Ringkampf sind Teil der Handlung. Große Chorszenen aber auch Arien und Duette wechseln sich ab.

Eindrucksvoll ist die szenische Umsetzung in der Regie von Irkin Gabitov. Der Usbeke war Direktor der kasachischen Staatsoper in Almaty und des Mariinsky Theaters in St. Petersburg. Unterstützt von einer unaufdringlichen Licht und Videoregie als auch aufwendigen traditionellen farbenreichen Kostümen aus edlen Stoffen, gestaltet er mit einer ausführlichen Personenführung einen lebendigen unvergesslichen Opernabend.

Musikalisch entsteht im Graben eine romantische farbige Klangwelt die an Filmmusik und volkstümliches Erbgut erinnert. Die Sänger erfüllen ihre Aufgaben mit solider Gesangstechnik und engagierten Spiel. Durch glücklichen Zufall gelang dem Verfasser der Besuch einer Schülervorstellung, ein Besetzungszettel war leider nicht vorhanden. Die Begegnung mit einem klassischen Opernbetrieb in dieser orientalischen Umgebung beeindruckte mit Professionalität und Qualität.

Das State Academy Bolshoi Theater benannt nach Alisher Navoi, so der offizielle Name des Opernhaus ist ein stattlicher gefälliger Bau, 1947 errichtet. Auch hier findet sich eine geglückte Mischung aus klassischem westlichem Theaterbau mit halbrundem Zuschauerraum, Orchestergraben und Bühne, sowie aufwendigem Foyer und Treppenhaus mit der reichen Ornamentik und Stilelementen der moslemischen und usbekischen Architektur.

Dr. Helmut Pitsch

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