Unruhige See für den Fliegenden Holländer in Longborough

Xl_img_1263 © Matthew Williams Ellis
Das Opern Festival in Longborough bei Oxford widmet sich seit seinem Bestehen besonders dem Werk Richard Wagners. Dieses Jahr gibt es eine Neuinszenierung des Fliegenden Holländers. Mit wenigen Mitteln versucht das Team um die Gründerfamilie Graham diese privaten Festspiele auf dem familieneigenen Anwesen durchzuführen. 1991 noch in einer Scheune gestartet verfügt das Festival jetzt über ein veritables Opernhaus für 500 Gäste. Der Dirigent Antony Negus ist ein ausgesprochener Wagner Spezialist und Enthusiast und führt seit Beginn das hauseigene Opernorchester mit viel Gespür und Können. Über die Jahre hat der Klangkörper gut zusammengefunden und formiert im tiefen zumeist unter der kleinen Bühne gelegenen Orchestergraben grossen Orchesterklang. Sehr schwungvoll, die Spannung haltend und im wohldosierten Wechselspiel mit den Sänger schafft Antony Negus einen breiten spätromantischen mitreissenden Klang. Naturstimmungen wie Meeresbrandung, einschlafende Stürme oder Jagdrufe macht er bildhaft. Intim gelingt mit dem bestens vorbereiteten Chor die Spinnererinnenszene. Auf der Bühne bleibt der Regisseur Thomas Guthrie sehr sparsam. Zumeist herrscht gähnende Leere vor einen vielfarbenen Abendhimmel am Bühnenende. Umso grösser sind die Anforderung an die Personenregie, die mancherorts schwerfällig ausfällt. Mit rhythmischen Gestampfe segeln die Matrosen an Land, mit Kosakensprünge feiern sie im Hafen. Die Solisten wirken dagegen oft statisch. Simon Thorpe besticht in der Titelrolle mit seiner breiten kräftigen aber doch auch lyrischen Stimme. Richard Wiegold steht unbeweglich aber stimmlich sicher als Daland. Zu dramatisch und übersteuert ist die Senta von Kirstin Sharpin. Ihre Spitzentöne sind zu laut, gepresst und schmerzhaft dramatisch. Jonathan Stoughton lässt sich ansagen und seine stimmlichen Einschränkungen als Erik sind hörbar. William Wallaces Steuermann ist glöckchenhell, leicht und transparent in der Höhe. Insgesamt merkt man intensive Probenarbeit im Team und die Textverständlichkeit ist erfreulich hoch. Die Aufführung schifft sich durch viele unruhige Gewässer, kommt aber sicher an der Erlösung an, wozu der gut einstudierte Chor mit seinem beherzten Einsatz viel beiträgt. Das Publikum ist ausgesprochen ruhig und aufmerksam, es wirkt mitgerissen und bedankt sich den Matrosen gleich mit Gestampfe. | Drucken

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