Unruhige Gewässer im Rheingold an der Bayerischen Staatsoper

Xl_img_1125 © Winfried Hösl
Entspannt liegen junge Menschen in weissen Anzügen auf der Bühne, das Publikum nimmt gespannt Platz. Langsam kommt Bewegung, die Statisten ziehen ihre Kleider aus und fügen sich in hautfarbener Unterwäsche in der Choreographie eines fliessenden Gewässers ineinander. Blau färben sie Körperteile und der Bezug zu den Fluten des Rheins ist hergestellt. Die Regie Andreas Kriegenburgs, der den neuen Ring an der Bayerischen Staatsoper gestaltete, setzt konsequent am den vier Abenden das Konzept eines Bühnenbildes zumeist aus menschlichen Körpern um. Zenta Haerter als Choreografin und Stefan Bolliger als Lichtdesigner haben ihn unter anderem dabei unterstützt. Ungewohnt schleppend und schwer kommt an diesem Abend der Wiederaufnahme das bayerische Staatsorchester unter der Leitung des Generalmusikdirektors Kyrill Petrenko in Schwung. Der Rhein fliesst über gefühlte Stöcke und Steine, aber mystische märchenhafte Stimmung fehlt beim Erscheinen der Rheintöchter. Silbrig hell und stimmsicher beginnt Elsa Benoit und vereint sich mit Rachel Wilson und Jennifer Johnston, die beide Schwächen erkennen lassen. John Lundgren hat leichtes Spiel in seiner Eroberung von Aufmerksamkeit und des Goldes mit seiner mächtigen Stimme und kraftvollem Auftreten. Die bewegenden Menschenfluten bauen sich ruckartig mächtig um ihn auf. Wolfgang Koch darf als Götterchef nochmal ein kleines Nickerchen auf dem Bühnenboden einlegen, während seine Ekaterina Gubanova als seine Frau Fricka ihm die Schuhe ans nicht existierende Bett stellt. Ihre ohne Dramatik, gesungene Anklage an den Gemahl bleibt nachvollziehbar ohne Wirkung. Wolfgang Koch kontert mit voller gut aufgelegter Stimme und singt wortverständlich und sehr präsent seinen Wotan. Auch im Wortgefecht mit den beiden Riesen - schön und mit voller Klanggewalt Alexander Tsymbalyuk als Fasolt - behauptet er sich. Norbert Ernst erzielt die meiste Wirkung mit seinem schreienden roten Anzug als Loge. Die Portion verschlagene Schlauheit und giftige Kritik liegt nicht in seiner Stimme. Männer mit Scheinwerfern schleichen durch die Welt der Nibelungen und leuchten geschickt die Wandlungsszenen Alberichs aus. Wolfgang Ablinger Sperrhacke überzeugt als leidender aber hinterhältiger Mime und kriecht förmlich in Wotan hinein, um seinen verhassten Bruder auszuliefern. Mystisch dramatisch und emotional geladen gelingt die Schwurszene und anschliessend der Brudermord unter den Riesen im golden ausgekleideten Tresorraum. Hoheitsvoll und nicht ohne Wirkung die Gestaltung des Auftritts von Erda. Erdfarben taucht sie auf, Menschen bewegen sich wie Kriechtiere um sie herum. Ensemblemitglied Okka von der Damerau weiss diese Rolle mit den Qualitäten ihrer Stimme auszukleiden. Gewichtig und mahnend richtet sie ihr Worte an Wotan und abgeklärt erläutert sie die Schicksalskraft. Munter und aufatmend frisch verkündet Markus Eiche als Donner den Sieg der Vernunft und die Befreiung Freias. Golda Schulz als Freia ist gelöst, und frohlockt mit ihrem jugendlich hellen Sopran. Das Orchester und Kyrill Petrenko nehmen laufend Fahrt auf und die Gestaltung der Sagenwelten gelingt zunehmend farbenreich. Mit gewohnter Transparenz und gefühlter Leichtigkeit wird die Musik Wagners gestaltet, wuchtige romantische Entladungen fehlen und trotzdem werden die pointierten Forti ein Gefühlserguss und verbreiten sich wirkungsvoll. Die Zeichnung der Charakter durch die Leitmotive gelingt erkennbar und die Handlung wird spannend im Orchester begleitet und erzählt. Das Publikum feiert sein Orchester und die Sänger mit viel Beifall. | Drucken

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