Übermächtiger Orchesterklang und ein Held ohne Strahlkraft

Xl__a5a8153__c_br-astrid_ackermann © Astrid Ackermann

Richard Wagner Siegfried Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunk Isarphilharmonie München 3.2.2023

Übermächtiger Orchesterklang und ein Held ohne Strahlkraft

Das preisgekrönte Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks erarbeitet mit seinem Generalmusikdirektor Sir Simon Rattle eine neue Gesamtaufnahme von Richard Wagners  Ring des Nibelungen. Nach den Veröffentlichungen von Rheingold und Walküre steht nun die Aufname des zweiten Abends der Tetralogie Siegfried an. An zwei Konzertabenden in der Isarphilharmonie in München soll die Aufnahme entstehen.

Die Besetzung ist international hochkarätig. Simon O‘Neill in der Titelrolle besitzt großes stimmliches Standvermögen für diese Monsterpartie über fünf Stunden. Sein heller Tenor sitzt tief und zumeist werden die Töne hochgezogen. So wirkt die Intonation ungenau zumeist unverständlich. Die Vokale bleiben undeutlich dunkel. In den hohen Tönen fehlt Strahlkraft. Peter Hoare bietet einen verdruksten Mime, der hinterlistig höflich sein Ziel verfolgt. Sein Aufeinanderteffen mit dem Wanderer, fulminant Michael Volle, wird zu einer spannenden Auseinandersetzung. Volles Bariton bringt Fülle und Wärme mit einem breit unterlegten Timbre. Er beherrscht es die Gemütslage in seine Stimme zu betten. Hoheitsvoll dringt er zu Erda, um mit ihr seine Not der Zukunft zu erörtern. Gerhild Romberger erweist mit Würde und Stärke aber auch mit Mitleid als Erda ihr Talent für Charakterdarstellung. 

Als solche hat sich Georg Nigl in zahlreichen Rollen seine internationale Reputation ersungen. Als Alberich ist er mit seiner grimmigen verkniffenen zumeist in die Knie gehenden Haltung der schauspielerisch aktivste Künstler. Beherrscht nuanciert er seine Stimmstärke und arbeitet dramatisch an seinem Racheplan. Franz Josef Selig erwacht stimmmächtig verstärkt aus seinem Schlaf. Sein Fafner ist überzeugend teilnahmslos und siegessicher. Danae Kontora weist Siegfried mit hellem reinen Sopran als Waldvogel den Weg. Ihre Koloraturen sind sicher intoniert und bleiben gut verständlich. Zuletzt betritt Anja Kampe die Bühne, um kaum erweckt als Brünnhilde in rasenden Lust- und Liebestaumel über die Rettung durch den Helden zu verfallen. Mit vollem Sopran perlen die Worte wohlgeformt und mit klarer Sprache hervor.

Mit wenig Kontakt zu den Sängern führt Sir Simon Rattle das Orchester des Bayerischen Rundfunks von einem symphonischen Erguss zum nächsten. Der Klangkörper besticht mit Präzision und Klangfülle. Breit ausladend werden die dramatischen Steigerungen aufgebaut und behutsam entladen. Dabei wird soweit als möglich Rücksicht auf die Sänger genommen. Nur selten werden diese zugedeckt. Auch die solistischen Begleitungen werden harmonisch herausgearbeitet und funktionieren bestens im Einklang.

Großer Jubel im Saal.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading