Trifonov in Salzburg Bach seinen Stempel aufgedrückt

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Salzburger Festspiele Himmelwärts Zeit mit BACH Solistenkonzert am 23.8.2021

Daniil Trifonov in Salzburg Bach seinen Stempel aufgedrückt

Nun reiht sich der junge russische Pianist von Weltklasse auch in das Spitzenfeld der Bach Interpreten ein. Unaufgeregt natürlich vergeistert führt er das Publikum in einen Rauschzustand, in ein Bachdelirium das keinen Huster, kein Geräusch entkommen lässt. Zwei Stunden verfliegen im Flug, höchste Konzentration des Künstlers auf seine inniges gefühlsgeladenes Spiel überträgt sich auf die Zuhörer.

Die Kunst der Fuge von Johann Sebastian Bach steht im Zentrum des Abends. Sie ist das durchdringende Dokument der kompositorischen Kunst und Kraft des barocken Meisters. Aus vermittelt einfachen Themen wird eine ungeahnte Vielfalt an Modulationen und Variationen herausgearbeitet. Ursprung und Grund der Komposition sind nicht überliefert, ebenso nicht die Aufführungsgeschichte oder für welches Instrument. Das Rätsel umfasst 14 Fugen und 4 Kanons. Die letzte Fuge ist unvollendet. Das Fragment versah sein Sohn mit der bekannten Notiz „über dieser Fuge, wo der Name B A C H im Contrasubject angebracht ist, ist der Verfasser gestorben".

Offene Fragen lassen Türen offen für individuelle Lösungen, in diesem Fall Interpretationen. Daniil Trifonov tritt ihm respektvoll gegenüber, andächtig mit spiritueller Bedacht. Sein Anschlag bleibt weich ohne Ausbrüche, seine Triller und Läufe fügen sich unmerklich ein, einen Spannungsbogen baut er durch kurze Fermate ein, ein kurzes Atmen in der fließenden Träge die auf einen einworkt. Seine musikalische Sprache ist klar. Er will lyrisch erzählen, was eigentlich keinen Inhalt hat, aber die Erwartung steigert und so die Spannung.

Umrahmt hat er den Zyklus mit zwei bekannten und beliebten Werken Bachs. Die Chaconne aus der Partits d-moll für Violine und dem Choral Jesus bleiber meine Freude in der Bearbeitung von Myra Hess. Die englische Pianistin spielte ihre Bearbeitungen von Werken Bachs während der Bombenangriffe auf London im zweiten Weltkrieg. Mit dem Choral holt er das Publikum behutsam aus der stillen Meditation zurück. Ohne Regung nimmt er die Begeisterung des Publikums entgegen, tritt mechanisch auf und ab und kommt nochmals mit Stücken aus dem zweiten Notenbüchlein für Anna Magdalena Bach zurück.

Dr. Helmut Pitsch

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