Tragik schön bebildert mit exotischem Anklängen

Xl_f7afa0ae-6e7e-49c5-bcd0-48ed67566f97 © Geoffrey Schied

Thomas Larcher Das Jagdgewehr Ja, Mai Festspiele Bayerische Staatsoper 2.5.2025

Tragik schön bebildert mit exotischen Anklängen

Thomas Larcher ist ein vielbeschäftigter Tiroler Komponist, der für seine Polyphonie und farbenreichen Kompositionen international große Anerkennung genießt. 2018 war er Composer in residence bei den Bregenzer Festspielen. Dort wurde auch seine Oper in drei Akten Das Jagdgewehr uraufgeführt. Die Vorlage für das Libretto von Frederike Gösweiner lieferte eine Novelle sowie Gedichte des japanischen Poeten Yasushi Inoue aus dem 9. Jahrhundert. Der Poet steht auch im Mittelpunkt, der aus einer zufälligen Begegnung mit einem Jäger ein Gedicht formt. Der beschriebene Jäger antwortet mit einem Brief und erzählt seine Begegnung mit drei Frauen, seiner Ehefrau Midori, deren Schwestern Shoko, mit der er ein jahrelanges Verhältnis hat und deren Tochter Saiko. Die Handlung entwickelt sich wiederum aus Briefen. Die Erzählebenen wie auch die handelnden Personen verschmelzen, auch wenn ein längerer Zeitstrang zu grunde liegt. Am Ende gibt es eine Tote und der Mann endet als einsamer Jäger.

Die Regisseurin Ulrike Schwab hat es übernommen, den Blick auf einen Mann zwischen zwei Frauen aus fünf Perspektiven zu beleuchten. Die Geschichte ist ein zeitloses Psychogramm auf die Gesellschaft. Jule Sarkowski schafft ihr einen abstrakten Raum in einer fünfeckigen Röhre aus mehreren beweglichen verspiegelten Elementen. Immer wieder werden von der Seite Requisiten wie im barocken Theater hineingeschoben. Wellen für einen Fluß, Tisch oder auch verzierte Rahmen. Die Bildsprache ist bunt, geometrische Muster in den Spiegeln verstärken die Tiefenwirkung. Ihre Kostüme sind stilvoll, teilweise japanischen Mänteln nachempfunden. Die Geschichte erhält so eine räumliche Dichte, die Asymmetrie gibt die Komplexität der Beziehungen wieder, ein Entrinnen ist nicht möglich. Die Personenregie ist von langsamen Bewegungen dominiert mit wenig Interaktion.

Lachner verbindet Madrigale von Claudio Monteverdi mit einer vielschichtigen Klangsprache, die harmonische Grenzen durchbrechen, exotisch bis sphährische Klangfarben mit kräftigen rhythmischen Stilelementen verbindet. Gesungen wird meist im getragenen Sprechgesang aber auch die Grenzen der menschlichen Stimme, insbesondere der Sängerinnen werden mit halsbrecherischen Tonsprüngen herausgefordert.

Die Zürcher Singakademie wurde von Florian Helgath mit viel Gespür und Inspiration sowohl für die gesanglichen Part aber auch als Teil des Orchesters zumeist mit Rhythmusinstrumenten, exotische Klangfarben entwickelnd, vorbereitet. Die Zürcher Singakademie tritt als Chor auf, die beschreibenden Texte der Handlung akklamierend, einzelne Mitglieder übernehmen auch sehr professionell die Darstellung der fünf handelnden Personen des Abends. Souverän meistern sie die anspruchsvolle gesangliche Aufgabe mit überzeugender Darstellung.

Francesco Angelico hat am Pult die verantwortungsvolle Aufgabe, die sperrige Komposition mit vielen unterschiedlichen Instrumenten von Klavier über Maremba zur Windtrommel harmonisch zusammen zu führen. Mit Instikt versteht er die fremde Klangwelt modern und frisch klingen zu lassen. Aus der Monotonie schöpft er Spannungsmomente durch Differenzierung in Lautstärke und Volumen.

Großer Beifall am Ende für alle Beteiligten zum Auftakt der Ja Mai Festspiele, das Format der bayerischen Staatsoper für zeitgenössische Oper.

Dr. Helmut Pitsch

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