Thielemann und die Wiener Philharmoniker verstreuen romantischen Glanz in Salzburg

Xl_wiener-philharmoniker-thielemann-2021-c-sf-marco-borrelli-01 © Marco Borelli

Salzurger Festspiele Orchesterkonzert 1.8.2021

Thielemann und die Wiener Philharmoniker verstreuen romantischen Glanz in Salzburg

Christian Thielemann und die Wiener Philharmoniker verstehen sich und arbeiten gerne in größten gegenseitigem Respekt zusammen. Das Ergebnis ist immer höchster musikalischer Genuss in höchster Qualität. So ist auch die Erwartungshaltung im ausverkauften großen Festspielhaus in Salzburg. Als besonderer Gast begleiten die beiden den lettischen Weltstar Elina Garanca.

Sie schwebt förmlich in fallender nachtblauer Robe mit schwarzem Übermantel und kleiner Schleppe in den Saal, ein wahrer Hingucker aber ihre feine durch und durch klar durchdringendeStimme ist im Liedgesang ein Hörererlebnis ersten Ranges.

Fünf Lieder zu Texten des deutschen Lyrikers Friedrich Rückert hat Gustav Mahler als selbständige Werke 1901 vertont und zu einem Liederzyklus zusammen gefasst. Diese 5 Orchesterlieder komplettieren sein Liedschaffen neben den Kindertotenliedern und des Knaben Wunderhorn zuTexten desselben Dichters oder den Liedern eines fahrenden Gesellen. 

Friedrich Rückert war Philologe und Sprachgelehrter, übersetzte den Koran und ist ein Begründer der deutschen Orientalistik. Seine Gedichte tragen immer wieder autobiographische Züge.

Schwer liegt die gedrückte Stimmung der Texte in der Komposition. Not und Verzweiflung aber auch Glück und Aufbruchstimmung lassen sich fühlen.  Die Orchesterbesetzung ist klein gehalten und wechselt bzw reduziert sich jeweils. Dies vermittelt eine besondere Intimität und Wärme. Mit hoher Sensibilität und Natürlichkeit die Variabilität und Flexibilität ihrer Stimme wohl kennend und ausschöpfend gelingt der Mezzosopranistin eine fesselnde Interpretation voller Klangfarben und Stimmungsbilder. Christian Thielemann fügt dem harmonisch eine ausbalancierte sebstbewusste orchestrale Begleitung und Untermalung. 

Anton Bruckner erlebte wenige Erfolge in seinem Leben. Sein Schaffen fand kaum ein Publikum, In seiner tiefen Religiosität verhaftet schuf er seine Symphonien, die in ihrer Komplexität und musikalischen Ausgestaltung einen musikalischen Gipfel darstellen. Inspiriert von der Chromatik Bachs und der Leitmotive des hoch verehrten Richard Wagners arbeitete er nach strengen Kompositionsregeln. Arthur Nikisch hob die siebte Symphonie in Leipzig aus der Taufe. Mit viel Eifer und Akribie wurde sie zu einem durchschlagenden Erfolg der bis heute anhält.

Christian Thielemann ist Spezialist für große Symphonik. Seine Bruckner Einspielungen gelten als Referenzen, die Wiener Philharmoniker als das natürliche Beucknerorchester. Diesem Anspruch heißt es an dem Abend zu erfüllen. Kaum sind Unsicherheiten in Einsätzen und Zusammenspiel zu erkennen. Präzis werden die Einsätze vorgegeben und die gewünschte Ausgestaltung in kleinen Gesten herausgekitzelt. Locker und frisch mutet das Dirigat, das Ergebnis ist profund. Überwältigende Fortissimi stauen sich spannungsgeladen auf und ergießen sich ohne den Fluss zu verlieren. Der ausschöpfende Eingangssatz steht feierlich für die Ewigkeit gebaut im Raum. Der langsame zweite Satz wird vom Dirigenten zelebriert ohne schwere Langsamkeit aber mit viel Romantik. Der Brand des Wiener Opernhauses in der Nähe Bruckners Wohnung hat die Entstehung dieses Satzes geprägt. Die züngelnden Flammen greifen um sich. Im Scherzo werden alle Register gezogen. Die Bläser tönen wohl über das gesamte Orchester. Im Finale wird wiederum stetig akzentuiert dem Höhepunkt zugearbeitet. Die Instrumentengruppen fügen sich achtsam zusammen und werden von Christian Thielemann streng geführt. Die Linie ist klar und dynamisch. Es werden keine theatralischen Längen eingebaut, dafür dramiatische Steigerung in ausgeprägter Lautstärke, die nicht ohne Effekt ist. Das Ende strotzt vor Kraft und Mächtigkeit. Lange währt die Ruhe vor dem Begeisterungssturm. 

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