Theaterakademie München Der Nachwuchs glänzt mit Talent und Können

Xl_zanaida___cordula_treml_126 © Cordula Treml

Johann Christoph Bach Zanaida Theaterakademie August Everding München 14.3.2024

Theaterakademie München Der Nachwuchs glänzt mit Talent und Können 

Die Uraufführung der Oper Zanaida von Johann Christian Bach fand 1763 im Kings Theater in London statt, danach verschwand das Werk des jüngsten Sohnes von Johann Sebastian Bach. Erst 1980 wurde es wiedergefunden, 2011 fand die zweite szenische Aufführung statt. Nun erlebt das Werk aus der Vorklassik seine erst 4. Inszenierung am Münchner Prinzregententheater als gemeinsame kreative Schöpfung der verschiedenen Studiengänge der Theaterakademie  August Everding und der Hochschule für Musik und Theater München.

Mit viel Hingabe, Kreativität und Engagement schaffen alle Beteiligten einen berückend beeindruckenden und durchgängig professionellen Opernabend. Das musikalische Niveau, die sängerischen Leistungen und die Konzeption des Regieteams um Sabine Hartmannshenn überzeugen und begeistern das zahlreiche erschienene Publikum. Entwaffnend bescheiden aber umso wirkungsvoller und intelligent ist das Bühnenbild von Edith Kollath, das überdimensionale Webstühle abbildet. In den zahlreichen Fäden wird das Schicksal der türkischen Königstochter Zanaida mit dem persischen König Tamassa gewebt. Gleichzeitig werden die gespannten Fäden in sich gedreht, die Verwicklungen und Irrungen der klassischen Handlung bildhaft gemacht. Roselane, Mutter des persischen Königs will ihre Macht nicht verlieren und spinnt reichlich Intrigen. Doch am Ende siegt die Vernunft und Güte Zanaidas, die diese vor dem Tod bewahrt.

Johann Christian Bach steht am Übergang von Barock zur Klassik. Der weitgereiste Sohn des großen Barockmeisters etablierte sich nach Stationen in Berlin und Italien als Opernkomponist und galanterr Gentleman in London, wo er auch 1782 verarmt starb. Fortschrittlich läutet er wesentliche Veränderungen in der Kompositionstechnik ein. Er erweiterte die Zusammensetzung des Opernorchesters, führte die Symphonik in durchkomponierten Strophenarien ein.

Souverän widmet sich Oscar Jockel am Pult des Münchner Rundfunkorchesters der farbenreichen Musik des Vorklassikers. Schwungvoll beginnt der Start nach einer technischer Panne und verliert in keiner Szene an Klarheit, Spannung und durchgängiger Frische. Aufmerksam geht er auf die Sänger ein, achtet auf abgestimmtes Zusammenspiel und belebt mit Volumens- und Tempomodulationen den bildreichen 90 minütigen Opernabend. Er ist Preisträger des Herbert von Karajan Preises und derzeit ua Assistent von Kirill Petrenko in Berlin tätig.

Sudierende des Masterstudiengangs für Operngesang konnten auf der Bühne ihr Können beweisen. Harpa Osk Björnsdottir überzeugt mit strahlendem höhensicherem Sopran und auch guter darstellerischer Leistung in der Tirelpartie als besonnene gütige Prinzessin. Ihre machthungrige Gegenspielerin Roselane verleiht Tamara Obermayr einen rauhen durchtriebenen Charakter. Mit Kurzhaarschnitt und übergroßen Schultern wird dies noch unterstrichen. Ihr Mezzo zeigt feine Züge in der Melodieführung mit farblichen Nuancen. Katya Semenisty besticht in der Hosenrolle des persischen Königs Tamasse. Lässig cool und souverän im Auftritt prägt sie mit ihrem dunklen, tief sitzenden Mezzo die jugendliche Männlichkeit. Den türkischen Gesandten Mustafa zeigt Geonho Lee ungestüm und sehr kampfbereit. Dafür liefert er im Gesang schöne lyrische Momente. Seine Tochter Osira, die als Gefangene am persischen Hof zur Geliebten Tamasses wurde, bleibt bei Katja Maderer farblos.

Großer berechtigter Beifall als wohlverdiente Anerkennung für alle Beteiligten.

Dr. Helmut Pitsch

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