The Metamorphosis Grosses surreales Tanztheater nach Kafka aus London

Xl_metalondon © ROH London

The Metamorphosis Royal Covent Garden online 

2011 schuf der portugisische Choreograf Arthur Pita das surreale Tanztheater Metamorphosis nach der Erzählung Die Verwandlung von Franz Kafka. Die Geschichte handelt vom reisenden Verkäufer Gregor Samsa, der eines Morgens in ein Insekt, ein undefiniertes Ungeziefer, verwandelt erwacht. Die plötzliche Veränderung beeinflusst seine Kommunikation, sein Zusammenleben mit der Familie, sein soziales Verhalten bis er daran zugrunde geht. Die Erzählung erschien 1915 und gehört zu den wenigen zu Lebzeiten des Autors veröffentlichten Texten.

 

Das Royal Opera House London zeigt diese Produktion nun in einem frei zugänglichen Stream. Corona machts möglich

 

Steril gleißend weiß ist die Bühne mit wenig Requisiten von James Dew gestaltet. Der Betrachter kann zwei Räume erkennen, die aber ohne Wand getrennt sind. Der Blick ist frei auf große Küche mit Esstisch und Stühlen und in das Zimmer von Gregor Samsa, nur mit einem Bett möbliert. Die Mitbewohner von Gregor brechen die Tür auf, nachdem unbekannte gruselige Geräusche sie aufschrecken. Da kauert Gregor, meisterhaft getanzt und im Ausdruck von Edward Watson gestaltet, in weißer Unterhose und in akrobatischer Verrenkung am Boden. Die Familie flüchtet erschrocken. Gregor erfühlt langsam seine neue Existenz. Ein Zeitsprung bringt uns zur nächsten Szene. Die Familie scheint sich schon an den ungewöhnlichen Mitbewohner gewohnt zu haben. Die jüngere Schwester Grete (Laura Day) spielt liebevoll mit dem gespenstischen Bruder und bindet sich in seine animalischen fremdartigen Bewegungen ein. Auch die regelmäßig wiederkehrende Putzfrau geht kühl und „cool“ mit dem Sonderling um, am Ende bringt sie das fremdartige Lebewesen ins Bett, welches immer noch frisch gemacht wird.

 

Dunkle Träume umgeben Gregor, der sein Pendant in zwei schwarz gefärbten Gestalten trifft, ein ekstatischer Pas de trois entwickelt sich. Alles im Halbdunkel mystisch ausgestaltet. Eine dunkle sekretartige Flüssigkeit vertieft noch die Surrealität des Bildes und der Bewegungen.  Wie ein Gummimann wechselt Watson die Positionen, tastet sich am Boden wie eine Spinne entlang, kriecht förmlich mit unzähligen Beinen und benetzt seinen Körper dabei mit der dunklen Farbe.

 

Im anschließenden Zusammentreffen mit Mrs Samsa und Gästen der Familie kommt es zum Eklat und Gregor verfällt in Schwermut und verlässt zuletzt vertrieben die gewohnte Umgebung.

 

Die Musik von Frank Moon ist ein Mix aus der Retorte. Sphärische Klänge, jüdische Klezmer Musik auf der Geige als auch aus der Gruppe musiziert wird eingeflochten wie Jazz Klänge, monotone technische Geräusche bleiben konstant im Hintergrund die Stimmungen und Steigerungen der inneren Zerstörung vorwegnehmend.

 

Die Choreografie von Arthur Pita beschreibt ausdrucksvoll und spannend, aber ebenso berührend die Psyche des Verwandelten. Das Bewusstwerden der neuen Gestalt und die Möglichkeiten der Bewegung verarbeitet er in einer unglaublich kreativen und ästhetischen sowie ungewöhnlichen Regie und Bewegungsdramaturgie. Die Sehnsucht nach Normalität, die steigende Angst aber auch Verzweiflung, die sich auch in Aggressivität und Leid ausdrückt. Die Bilder sind kraftvoll. Er bestückt den Ablauf der Geschichte bewusst mit Szenen vermeintlicher Normalität, die gewaltig mit dem seelischen Leid von Gregor kollidieren. Die knapp einstündige Performance geht durch die Haut und wirkt beim Betrachter nach.

 

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