Sphärisch berührende Wiederaufnahme von Ariadne auf Naxos in München

Xl_2022_ariadne_auf_naxos_m.eiche_d.sindram_u.wachtveitl_k.conners_c_w.h_sl__4___002_ © Winfried Hösl

Richard Strauss Ariadne auf Naxos Wiederaufnahme Bayerische Staatsoper 23.1.2022

Einschränkungen vor und auf der Bühne aber trotzdem großes Operntheater bescherte die Bayerische Staatsoper in der Wiederaufnahme von Richard Strauss Einakter mit Vorspiel „Ariadne auf Naxos“. Einer Idee des Librettisten Hugo von Hofmansthal folgend entstand eine erste Fassung der Oper 1912, um als Nachspiel einer Aufführung von Molieres Ballettkomödie der Bürger als Edelmann aufgeführt zu werden. Zu lang und zu aufwendig war diese Kombination und fand wenig Akzeptanz. So schuf Richard Strauss eine weitgehende Neukomposition und im Libretto wurde das Vorspiel gekürzt und verändert. 1917 kam die neue Fassung erfolgreich zur Uraufführung.

Im Haus eines nunmehr reichen Wiener Edelmanns kommt es auf dessen Wunsch zur Zusammenführung zweier in Auftrag gegebener Werke: einer Oper zum klassischen Stoff von Ariadne und Bacchus vertont von einem jungen Komponisten und einer unterhaltsamen Commedia del arte um die Liebeslust von Zerbinetta. Wider Erwarten fügen sich die beiden Teile dank der genialen Musik von Richard Strauss und des wortgewandten Textes bestens zusammen.

Überaus gelungen ist auch die Regie des Kanadiers Robert Carsen, der das Werk modern, direkt ohne Plüsch sondern mit Witz und Pepp inszeniert. Ein paar große bewegliche Spiegel zum Vorspiel stellt der Bühnenbildner Peter Pabst auf die Bühne, zur Oper bleibt der gesamte Bühnenraum leer und  dunkel ausgeleuchtet. Im Finale um das Erscheinen Bacchus öffnet sich die Rückwand einen Spalt, strahlendes Licht dringt ein. Ariadne erkennt, dass es nicht der Todesbote, sondern die Liebe zu ihr findet. Zur Verbindung der beiden wächst der Spalt, die gesamte Rückwand wandelt sich in gleißendes Licht und es herrscht hellstes märchenhaftes Glück.

Pandemiebedingt musste das Publikum auf die originellen Balletteinlagen in der Choreografie von Marco Santi verzichten. Den Sängern gelang es aber die Lücke schlüssig zu schließen.

Der Generalmusikdirektor der Oper Leipzig und international gefeierte Dirigent Ulf Schirmer gibt nun auch eindrucksvoll sein Hausdebut am Pult des bayerischen Staatsorchester. Aufmerksam, spannend und mit vielen herausgearbeiteten Details schaffen die beiden einen raumfüllenden Klangteppich. Für die Solisten sichert Ulf Schirmer immer wieder Platz, um diese mit vollem Orchesterklang zu verschmelzen. Sein Zeigefinger wirbelt zwischen Musiker und Sänger zum rechten Einsatz und es ist ihm ein Anliegen immer etwas mehr zu fordern. Das Ergebnis überzeugt und die Musik blüht märchenhaft und umschließt den Zuhörer.

So aus dem Graben angestachelt ist die Leistung der Solisten durchgehend auf höchstem Niveau. Der gebürtige Münchner Komponist fordert in seinen zahlreichen Opern besonders die Sopranstimmen, kreierte für diese aber auch überaus reizvolle Partien. Tamara Wilson als Ariadne erfreut mit guter Diktion und geschmeidigen Sopran, der ohne Mühe in den Höhen elegant und kraftvoll ohne Druck bleibt. Der englische Tenor David Butt Philipp muß bei seinem Auftritt zuerst kräftig aus dem Hintergrund seinen Sieg über Circe verkünden. Sein heller Tenor verfügt über remarkable Höhe, wirkt aber nicht geschmeidig und im Duett mit Ariadne fehlt ihm Ausdruckskraft. Anmutig erklingen die Nymphen, Emily Pogorelc als Najade, Emily Sierra als Dryade und Jessica Niles als Echo.

Jennifer France trumpft als kokette Zerbinetta auf mit einer prägnanten farbigen Stimme. Lustvoll und souverän wird ihre große Szene „Als ein Gott kommt jeder gegangen“ zu einem Höhepunkt des Abends. Daniela Sindham zeigt wieder in der Hosenrolle des Komponisten ihre Wandlungsfähigkeit.

Dean Power als Scaramuccio, Tareq Nazmi als Truffaldin, Konstantin Krimmel als Harlekin und Evan LeRoy Johnson als Brighella überzeugen als Comedia del Arte Komödianten. Markus Eiche ist ein spielfreudiger Musiklehrer. Als Haushofmeister erhält der beliebte Tatort Kommissar Udo Wachtveitl viel anerkennenden Beifall.

Vollmundig und herzlich ist der langanhaltende anerkennende Applaus des auf 25% reduzierten Publikums im Saal, den alle Beteiligten mit viel Freude auf der Bühne und im Graben entgegennehmen.

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