Spannung bis zur letzten Note im Herbert von Karajan Dirigentenrwettbewerb

Xl_d7b8bc00-6679-409a-88ff-79e5ac716ad6 © Helmut Pitsch

Joel Sandelson ist der dritte Finalist des Herbert von Karajan Young Directors Award, ein Wettbewerb der in Zusammenarbeit mit dem Eliette und Herbert von Karajan Institut von den Salzburger Festspielen durch tatkräftige finanzielle Unterstützung von Rolex alle zwei Jahre durchgeführt wird. Am Beginn des dritten und letzten Finalkonzertes bedankt sich Präsidentin Helga Rabl Stadler bei allen Mitwirkenden und Sponsoren, insbesondere der Camerata Salzburg, die intensiv mit den Nachwuchstalenten ge- und die Programme erarbeitet haben und so eine Plattform von höchster Qualität für die Teilnehmer ermöglichen. Davon können sich die wieder zahlreich erschienenen Zuhörer überzeugen.

Ludwig van Beethovens Ouvertüre zum Trauerspiel Coriolan op 62 steht am Beginn des Programms. Impulsiv mit exakten Schlag und ausgekosteten Pausen rüttelt der junge Brite rasch das Publikum auf und baut Dramatik auf, um gleich darauf das Orchester in geschmeidigen Fluss zu entlassen. Es wird erkennbar, dass er genaue Vorstellungen zur Interpretation hat und das Orchester zu führen weiß. Dabei neigt er zu großen Gesten, um das Momentum nicht zu verlieren, aber die Einsätze und Zeichen sind akurat und der Austausch mit dem Orchester ist lebendig und wach. So entstehen Bilder, plastische Impressionen des innerlich zerrissenen Helden, der Rom mit seinen Truppen als gestrenger Führer angreift und aushungert, aber am Ende durch seine Mutter umgestimmt wird, und Milde übt.

In Wolfgang Amadeus Mozarts Rezitativ und Arie „Basta, vincesti Ah non lascarmi, no“ begleitet der Brite zurückhaltend aber gewissenhaft die Japanerin Ikumi Nakagawa. Die Sopranistin versteht es der lyrischen Klagearie Ausdruck und Stimmung zu verleihen ohne über die Maßen auf Dramatik zu setzen. Klangfarben erarbeitet sie durch präzise Vokalformung und Intonation. Henri Dutilleux zähtzu den bedeutendsten Komponisten der französischen Moderne, auch wenn er weniger bekannt ist als seine Kollegen Pierre Boulez oder Olivier Messiaen. Sein Schaffen umfasst eine Vielzahl von Solokonzerten, die von berühmten Solisten uraufgeführt wurden. Die Auftragskomposition von Paul Sacher, dem langjährigen Leiter des Basler Kammerorchester „Mystere de l‘instant“ für 24 Streicher, Cimbalon und Schlagzeug wurde 1989 in Zürich uraufgeführt. Auf der Tonfolge des Namens des Auftraggebers gestaltet er ein modernes Werk mit vielen Verbindungen zur klassischen Harmonielehre. Das Geheimnis des Augenblicks ist ein sanftes Stück ohne Ausbrüche oder umfangreichen Melodien. Der Augenblick lässt keine Entwicklung oder Steigerung zu sondern verharrt in einer eigenen Tonsprache. Die Streicher streifen mit ihren Fingern über den Steg und die Töne verschwimmen in aufsteigende oder fallende Laute. Das Cembalon setzt mit seiner eigenen Klangfarbe der geschlagenen Töne Gegensätze dagegen. Ein so verschwommenes verklärtes Stimmungsbild wirkt dem Augenblick nach. Der Dirigent zeigt hier exakten Taktschlag, bleibt wiederum sehr nah an den Musikern und lockt Nuancen im Zusammenspiel heraus.

In der abschließenden Vorstellung von Wolfgang Amadeus Mozarts Symphonie Nr. 36 C-Dur KV 425 zeigt Joel Sandelson wie Präzision und Leichtigkeit zusammengeführt werden kann. Energische Akkorde, Fermate rütteln das Publikum in dieser dramarisch anmutenden Mozart Interpretation. Im Spiel der Lautstärke, Tempo und Rhythmik ist er unermüdlich immer wieder neue Eindrücke zu präsentieren ohne an Lebendigkeit und Schwung zu verlieren. So gewinnt er die Aufmerksamkeit der Musiker und des Publikums. Die Linzer Symphonie steht am Beginn des letzten gro symphonischen Kapitels Mozarts so wie der junge Dirigent in seiner Karriere, die mit dem Sieg des Wettbewerbs gefördert wird.

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