Schwebende Schwermut in Faures Penelope - das ersehnte Glück wird nicht erkannt

Xl_img_1628 © Barbara Aumüller

Nur wenige Werke des französischen Komponisten Gabriel Faure (1845-1924) erfreuen sich breiter Beliebtheit. Zumeist sind es sakrale Werke, Vokal- und Kammermusik. Selbst Schüler von Camille Saint-Saens ist er als Professor am Pariser Konservatorium und Lehrer von Maurice Ravel oder George Enesco in der Musikgeschichte von Bedeutung. Im Zuge der allseits üblichen Entdeckungsreise selten gespielter Werke greift nun die Oper Frankfurt nach dessen 1907 -1912 entstandenen Oper Pénélope. Diese wurde 1913 in Monte Carlo uraufgeführt, aber erst 2002 fand die deutsche Erstaufführung in Chemnitz statt. Als Poeme lyrique bezeichnet, behandeln die drei Akte die letzten Kapitel von Homers Odyssee. Im Libretto von Rene Fauchois geht es um die Heimkehr des Helden als Bettler und dessen Sieg über die penetranten Freier seiner treuen Gattin Penelope. Inspiriert und als Verehrer Richard Wagners sind in seiner spätromantischen frischen farbigen Musik Leitmotivtechnik und Einflüsse des Impressionismus zu erkennen. Langsam elegant mit einer gewissen französischen Lethargie entwickelt er die Handlung. Der lange Kompositionsaufwand ist spürbar. Spontanität und Kreativität weichen einem monoton anmutenden nahezu technisch wirkendem Aufbauschema in der musikalischen Gestaltung. Melodiös mit sakralem Touch verlaufen die Sprechgesänge und wechseln sich mit breit auskomponierten und instrumentierten Orchesterzwischenspielen ab. Diese Abgehobenheit der Musik passt zu dem prekären Inhalt der Geschichte. Zwanzig Jahre beweint Penelope ihr Schicksal und das des Gatten, kommt er endlich zurück erkennt sie diesen nicht. Die Regisseurin Corinna Tetzel lässt die Handlung im Jetzt zumeist auf einer Dachterrasse in südlichem Ambiente ablaufen, eher heruntergekommen, mit einfachen metallenen Terrassenstühlen und einer angerosteten Satellitenschüssel. Der Blick im Hintergrund geht in die Ferne, zum Teil an das altbekannte Störungsbild der Fernseher erinnernd. Ein paar mediterrane Pflanzen sorgen für Farbtupfer. In der Personenregie ist Bewegung, zumeist auf Aufmarsch und Abmarsch der Handelnden konzentriert, ausgefeilte Gestik und Mimik zwischen den einzelnen Personen kommt selten vor. Die Freier amüsieren sich im eleganten schwarzen Anzug oder Smoking, Ulysse und die anderen Hirten in grauen sackähnlichen Kostümen. Penelope umhüllt sich gelegentlich mit dem von ihr gewobenen Leichentuch des Laerte, mit dem sie die Freier hinhält. - Kostüme von Raphaela Rose. Der wesentliche Input in der Gestaltung dieser Neuinszenierung kommt von Joana Mallwitz am Pult. Die Dirigentin hat in letzter Zeit viel Lob für ihre Interpretationen am Staatstheater Nürnberg eingesammelt, wo sie zur Zeit GMD ist. Hier widmet sie sich intensiv einer transparenten nahezu kammermusikalischen Aufarbeitung der Partitur, umso jede Färbung und ineinander verwobene Leitmotive herauszuschälen, fast zum Mitlesen für den aufmerksamen Zuhörer. So entstehen Bilder, Stimmungen und Gefühle, die von den Sängern zum Teil sehr gekonnt aufgenommen werden. Paula Murrihy, Ensemblemitglied in Frankfurt, weiss ihren dunklen aber frischen Mezzosopran gut auf die trauernde, verzweifelte, aber auch resolute Emotion der Titelheldin einzustellen, in der Verständlichkeit wirkt ihr Französisch wenig romanisch elegant. Hier kann der Kanadier Eric Laporte als Ulysse punkten. Als Lohengrin hat er vor kurzem auch als Wagnersänger Erfolge in Nürnberg gefeiert. Auch hier erklingt sein kräftiger höhensicherer Tenor vollmundig und zeigt seine lyrische Qualitäten. Das Ensemblemitglied Bozidar Smiljanic zeigt seinen frischen wohl intonierten Bariton. Zahlreiche weitere Rollen wie die Freier konnten auch aus dem Ensemble in bester Qualität besetzt werden und lassen den Abend musikalisch rund werden. Inwieweit diese Wieder - Entdeckung des Werkes zu einer Rückkehr auf die Spielpläne findet bleibt abzuwarten. Das Publikum applaudiert respektvoll und würdigt die Sänger und das Orchester.

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