Royaler Zickenkrieg in historischen Kostümen - Maria Stuarda am Gärtnerplatztheater in München

Xl_img_1446 © Christian Pogo Zach
Der Machtkampf zwischen den beiden Königinnen Maria Stuart, Maria 1 von Frankreich und Maria II von Schottland und Elisabeth von England lieferte die Vorlage für zahlreiche Dramen, Opern und Filme. Die 1542 in Schottland geborene Maria Stuart wurde im Kindesalter mit dem Franzosenkönig Franz II verheiratet, um politischen Unruhen in ihrer Heimat zu entgehen. Mit 17 wurde sie Witwe und kehrte als Königin Maria I nach Schottland zurück. Nach der Ermordung ihres zweiten Ehemannes geriet sie innenpolitisch unter Druck und flüchtete ins Exil nach England, wo sie im Konflikt mit Königin Elisabeth I um den englischen Thron in Gefangenschaft geriet. Unter der Anklage des Hochverrats wurde sie 1587 im Alter von 45 Jahren hingerichtet. Väterlicherseits war ihre Grossmutter die ältere Schwester Heinrich VIII, wodurch sie Anspruch als Katholikin auf den englischen Thron erhob. Ihre Widersacherin Elisabeth war dessen protestantische Tochter aus der Beziehung mit Anne Boleyn und Tante zweiten Grades von Maria Stuart. Vor diesem historischen Hintergrund schuf Gaetano Donizetti drei Seiner bedeutenden Open, Elisabetta al Castel di Kenilworth, Maria Stuarda und Roberto Devereux in den Jahren 1827 - 1837. Den legendenhaften Märtyrerstatus erhielt Maria Stuart durch das Schauspiel von Friedrich von Schiller. Maria Stuarda als Auftragswerk des Teatro San Carlo erlebte dabei eine glücklose Geburt. Das Libretto schrieb der 19 Jahre alte Giuseppe Bardari. Die Uraufführung wurde von der Königin Maria Cristina, einer Nachfahrin von Maria Stuart verboten. 1835 gelang die erste Aufführung an der Mailänder Scala, aber weitere Versuche scheiterten an der Zensur. Heute hat diese Oper dank verschiedener Primadonnen ihren Weg zurück an die Spielpläne der grossen Opernhäuser, dank der akrobatischen Arien und Koloraturen für die beiden Widersacherinnen gefunden. Am Gärtnerplatz in München stehen sich Jennifer O'Loughlin in der Titelrolle und Nadja Stefanoff gegenüber. Die Amerikanerin Jennifer O'Loughlin gehört zu den tragenden Ensemblemitgliedern des Gärtnerplatztheaters und besetzt viele Rollen in den verschiedenen Produktionen. Ihr frischer, kraftvoller sicherer Sopran zeigt eine grosse Flexibilität und Spannbreite. Munter klettert und springt sie auch sicher in die höchsten Lagen, in der Mitte zeigt sie angenehme Wärme und auch im tiefen Register bleibt die Stimme präsent. Jugendlich romantisch stolz für ihr politisches Ziel kämpfend gibt sie die unschuldige mitleidhaschende Märtyrerin. Die deutsche Mezzosopranistin Nadja Stefanoff ist ihre überhebliche, machtvoll auftrumpfende Gegenspielerin, die unter der fehlenden Liebe ihres angebetenen Rodolfo leidet. Zu Beginn zeigen sich ein paar Unsicherheiten aber im stimmlichen Wettstreit stehen sich die beiden gleichberechtigt gegenüber. Trocken und scharf setzt sie ihre Stimme in hoheitsvollen ablässigen Tonfall gegenüber ihren Höflingen ein, vollmundiger fast lyrisch zeigt sie sich in ihrer begehrten Liebe zu Roberto, Graf von Leicester. Arthur Espiritu lässt diesen mit seinem lyrischen Tenor hin und hergerissen zwischen den starken Damen schmachten. Passend mit starken Bildern und einer intelligenten Personenführung gestaltet Michael Sturminger die Regie und Andreas Donhauser das Bühnenbild. Transparente bewegliche Glaswände bilden den nüchternen kühlen königlichen Palast mit grossen Treppen für die einprägsamen Auftritte des bestens einstudierten Chores. Die geschmackvollen prunkvollen Kostüme sind der Renaissance angepasst und wirken wie aus Gemälden der Originalzeit. Ansprechend ist der Kontrast des schmucklosen Bühnenbildes mit der farbenprächtigen funkelnden Gestaltung der Outfits inklusive kunstvoller Halskrausen und Hochfrisuren. Etwas mehr Schwung und Volumen hätte man sich bei der starken Sängerleistung aus dem Orchestergraben gewünscht. Kiril Stankow geht sehr behutsam auf Sicherheit getrimmt mit seinem Stab um, dabei hätten die starken Stimmen durchaus mehr Unterbau vertragen. Das Publikum belohnt alle Mitwirkenden mit viel Beifall. Dr. Helmut Pitsch | Drucken

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