Resch aufgefrischt - Der Rosenkavalier unter der neuen Leitung in Wien

Xl_der_rosenkavalier_d5a0183_alder_sindram © Wiener Staatsoper Michael Pöhn

Richard Strauss - Der Rosenkavalier Wiener Staatsoper 20.6.2021

 

Resch aufgefrischt - Der Rosenkavalier unter der neuen Leitung in Wien

Totgesagte leben länger. Oft wurde der 1972 von Otto Schenk an der Wiener Staatsoper in Szene gesetzte Rosenkavalier von Richard Strauss als verstaubt und überholt kritisiert. Aber seine Wirkung ist unverändert erfolgreich. In den üppigen historischen Bühnenbildern von Rudolf Heinrich und den prächtigen Kostümen von Erni Kniepert lebt die schlüpfrige gesellschaftskritische Geschichte aus dem Wiener Adel und bürgerlichen Empörkömmlingen immer wieder überzeugend und unterhaltsam auf. Da darf auch mal dem Ochs die Hose platzen oder der Säbel im Schaft einrosten.

Dies vorausgeschickt interessiert in der aktuellen Wiederaufnahme die musikalische Interpretation des neuen musikalischen Leiters der Wiener Staatsoper Philippe Jordan. Mächtig und schwungvoll setzt er gleich zu Beginn an. Er erzeugt und hält Spannung im Spiel aber die zündenden Melodien wollen nicht wirklich abheben und zu schimmern beginnen. Trotz aller Hochromantik ist die Klangwelt von Richard Strauss transparent und farbenfroh. Auch die hohe Expressivität seiner Musik kann sich trotz des perfekten Spiels der Wiener Philharmoniker nicht entfalten.

Den Sänger, darunter einige Rollendebüts am Haus, macht er es mit seinem Volumen im Orchester manch unter schwer. Marlis Petersen hat gerade in der Münchner Neuinszenierung erstmalig die Marschallin mit Erfolg gesungen. Auch im Haus am Ring tritt sie erstmals in der Rolle an. Elegant, jung und gutaussehend entspricht sie dem Rollenbild. Auch stimmlich passt ihr heller klarer und sicherer Sopran. Leicht erorbert sie die Höhen, bleibt locker in der Melodie und vermag die langen Bögen wohl auszusingen. Dazu verfällt sie in den richtigen Schuss Melancholie und höfische Eleganz. Angenehm ist auch die Wortdeutlichkeit.

Daniela Sindram verkörpert in der Hosenrolle des Octavian einen reiferen frischen und angriffslustigen Octavian, der gekonnt witzig und spitzbübisch in die Rolle des Zimmermädels Mariandl schlüpft. Ihr schlanker Mezzosopran ist angenehm dunkel gefärbt und klingt rein und edel. Auch die Wiener Sprachfärbung kann die Deutsche gut umsetzen. Das sprachliche Verständnis fehlt Louise Alder als Sophie. Ihre Darstellung wirkt ungeschickt, stimmlich unklar und in der Höhe gepresst. Albert Pesendorfer kann als Ochs stimmlich nicht überzeugen. Obwohl sein Bass kraftvoll und auch leichtgängig ist wirkt sein Gesang gehackt und phrasiert. Im Spiel ist der großgewachsene Sänger nicht zu übersehen. Adrian Eröd ist ein überzeugender erfrischender Faninal, eine sichere Besetzung aus dem Haus. Der Brite mit italienischen Wurzeln Freddie de Tommaso brilliert als Sänger in seinem kurzen Auftritt.

Zum 387. Mal findet im Schlussbild der junge Diener das seidene Taschentuch der Marschallin und wedelt beglückt zu den letzten Akkorden von der Bühne. Großer aber kurzer Applaus folgt.

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