Otello an der Staatsoper Wien Packendes Eifersuchtsdrama mit leidenschaftlichen Sängern

Xl_img_1198 © Michael Pöhn

Roberto Alagna hatte bereits mehrere Versuche in der Rolle des eifersüchtigen Mohren, bei der aktuellen Aufführungsserie an der Wiener Staatsoper dürfte er in dieser Rolle angekommen sein. Stimmlich treten immer wieder Unsicherheiten zu Tage, die aber in keinster Weise beunruhigen sondern eher weitere Ausdruckskraft im Rollenverständnis des Künstler zeigen. Dass er gut spielen kann und auch gerne tut, das ist hinreichend bekannt. Sein Tenor hat in den letzten Jahren an Dramatik gewonnen und dabei an Färbung und samtiger Unterfütterung verloren. Trocken, hell, in den Spitzentönen angestrengt erscheint seine Stimme, die Intonation wirkt leicht angerissen aber bis zum letzten Ton der anspruchsvollen Partie singt er klar und überzeugend. Aleksandra Kurzak steht ihm als liebende verständnisvolle Desdemona zur Seite. Unglaublich zart und fein gelingen ihr die Pianostellen, sodass ihr Gebet unter die Haut geht. Auch ihr Sopran hat sich entwickelt, etwas dunkler und dramatischer in den tiefen Tönen, aber unverändert leicht bewegt sie sich in der Höhe und gleitet ohne Bruch in unterschiedliche Lagen. Giftig und volumensstark treibt Dalibor Jenis den sensiblen Mohren als leichtes Opfer in den Wahn. Antonio Poli präsentiert sein Können und nunmehr ausgereiften jungen lyrischen Tenor als Cassio, noch etwas steif in der Darstellung. Ilseyar Khayrullova bleibt farblos als Emilia in dieser einfältigen Inszenierung von Christine Mielitz

In einem sterilen Bühnenbild von Christian Floeren, konzentriert sich das Geschehen auf ein von unten her beleuchtetes Podest. Passendes Mobiliar wie ein Bett fehlt, andererseits stehen zwei Lederfauteuil eher als Fremdkörper am Rande der Bühne herum.

Mit anspruchsvollem Tempo startet Graeme Jenkins brachial in der Lautstärke am Pult in den Abend, Chor und Sänger sind im Sprudel der Worte gefordert, aber es gelingt ihnen den Dirigenten zu moderaten Geschwindigkeiten und wohlgeformten Dirigat zu bremsen. Nach der Pause wächst Graben und Bühne insbesondere durch die hervorragende Leistung der beiden Opfer, Desdemona und Otello, zusammen und die Spannung und Leidenschaft füllt den Raum. Ein genussvoller Abend für das Publikum, das freudig Beifall spendet.

Helmut Pitsch

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