Orchestrale Finessen mit Christian Thielemann und der Staatskapelle Dresden in Salzburg

Xl_ok_thielemann_antoine_tamestit_christian_thielemann_staatskapelle_c_erika_mayer_2 © Erika Mayr OFS

Osterfestspiele Salzburg Orchesterkonzert Christian Thielemann 11.4.2022

Orchestrale Finessen mit Christian Thielemann und der Staatskapelle Dresden in Salzburg

Bela Bartok emigrierte spät, erst 1940 in die Vereinigten Staaten. Schwer fasste er in der neuen Heimat Fuß und verdiente sich seinen spärlichen Lebensunterhalt. Durch Unterstützung von Sergej Kussewitzki erhielt er Kompositionsaufträge, so auch für sein Konzert für Viola und Orchester, welches er im Entwurf auf losen Blättern hinterließ. Daraus entwickelten sein Schüler Tibor Serlys und der Solist und Auftraggeber William Pimrose ein dreisätziges Werk, das zu den bedeutendsten Schöpfungen des Künstlers gehört und sich großer Beliebtheit in den Konzertsälen erfreut.

Der Kopfsatz ist  ausschweifend und vielfärbig. Nach einem feierlich anmutenden Solo wird das Thema vielfach moduliert und transkribiert bis es das gesamte Orchester durchdringt. Rhythmik und Melodie sind prägend. Die beiden folgenden Sätze sind kurz und ruhig, mitunter tänzerisch impressiv. Als Reverenz für den Auftraggeber hat Bartok auch schottische Anklänge mit eingebaut.

Der Franzose Antoine Tamestit gehört zu den besten Bratschisten und verleiht dem Konzert Leben und Kraft. Klar und sauber setzt er die Töne, behende zieht er den Bogen. Melodien lässt er aufblühen, exakt bleibt er im Rhythmus. Einfühlsam begleiten ihn Christian Thielemann und die Sächsische Staatskapelle, die seinen Interpretationsansatz weiterspinnen.

Für den herzlichen Applaus bedankt er sich mit einer kleinen Zugabe gemeinsam mit dem Konzertmeister.

Das künstlerische Heldenepos, die Alpensinfonie op 64 von Richard Strauss ist der Abschluss der Trilogie mit ein Heldenleben und Sinfonia Domestica.  Die innige musikalische Impression einer ereignisreichen wie stimmungsvollen Wanderung ist der Dresdner Hof-, der heutigen Sächsischen Staatskapelle gewidmet, die auch die Uraufführung spielte. 

In breiten farbenreichen Bildern kreiert Richard Strauss Naturstimmungen, die  der Wanderer erlebt.  Ein Sonnenaufgang aus dem Nebel aufsteigend stimmt in wohlige Gefühle, die die Schönheit und die energiespendende Kraft der Natur widerspiegeln. Wolken ziehen auf, ein  Sturm fegt den Zuhörer um die Ohren, bis sich ein Gewitter wahrlich entlädt. Romantik in bester Manier eines Richard Strauss der an den klassischen kompositorischen Grenzen zur Moderne mit viel Geschick komponierte.

Seit Jahren wird Christian Thielemann für seine Strauss Interpretationen gefeiert. Wieder einmal stellt er hier sein Können unter Beweis und ermuntert das Orchester zu einer großartigen Leistung. Gespannt aufmerksam, wie elektrisch geladen wirken die Musiker auf ihren Plätzen. Mit Hingebung wird gespielt, die Bewegungen ziehen das Orchester. Bläser finden sicher ihre Einsätze, die Schlagzeuger wirbeln und trommeln. Die Kuhglocken ermuntern als exotische Instrumente. Spannungsbögen entwickeln sich natürlich und ziehen zum Höhepunkt. Sicher und sichtlich wohl fühlt sich der Wanderer am Ziel. Eine spektakuläre Wanderung endet in lauschiger Abendstimmung im Tal.

Frenetischer Beifall vom begeisterten Publikum.

 

Dr. Helmut Pitsch  

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