Opernstudio München - Der Opernnachwuchs setzt ein deutliches Zeichen

Xl_mignon_c_w_hoesl__9_ © Winfried Hösl

Opernstudio München -  Der Opernnachwuchs setzt ein deutliches Zeichen

 

Johann Wolfgang von Goethe lieferte die literarische Vorlage für Ambroise Thomas selten gespielte Oper Mignon. 1866 wurde das Werk uraufgeführt und erfreute sich längerer Zeit grosser Beliebtheit. Erst im letzten Jahrhundert geriet sie in Vergessenheit und wird jetzt vom Opernstudie München am Cuvillestheater in Erinnerung gebracht.

Wilhelm Meisters Lehrjahre galt als Erziehungsroman und wurde in ganz Europa gelesen. Das umfangreiche Konvolut umfasst mehrere Bücher und Handlungsstränge. Unter anderem auch die Geschichte des Mädchens Mignon, dessen Gedächtnisverlust um seine Existenz und Identität zuerst zu Mitleid und später ´zur Liebe von Wilhelm Meister führt. Die Handlung spielt in Deutschland und Italien. Dort ist Mignon in einem Palast von edler Geburt geboren. In Kinderjahren verliert sie Ihre Mutter in einem Brand und geht selbst in diesem Unglück verloren. Ihr Vater sucht als reisender Sänger Lothario in nahezu geistiger Umnachtung nach ihr. In einer deutschen Theaterkantine trifft er zu Beginn auf Mignon, die von Jarno wie eine Sklavin angetrieben Kunststücke vollführen muss. Auch Wilhelm Meister taucht in der Kantine auf, wird von der Schauspielerin Philine angezogen und kauft aus Mitleid Mignon frei, die ihm als Dienerin folgt. Alle folgen der Theatergruppe. Aus Mitleid entsteht Liebe zwischen Wilhelm Meister und Mignon, der diese nach Italien bringt. Dort treffen sie wieder auf Lothari, der nun in ihr seine Tochter erkennt und der Hochzeit zustimmt. Das Ende hat verschiedene Fassungen gesehen, ursprünglich endete das Werk mit dem Tod der Heldin.

Christiane Lutz hat für die diesjährige Opernaufführung des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper die Inszenierung in zeitgemässen Ambiente ohne klare Zuordenbarkeit übernommen. Die Bühne gestaltet wieder Christian Andre Tabakoff mit einfachen Mitteln zumeist in Guckkastenform.  Die Handlung wird flüssig erzählt, die kleine Bühne ist immer wieder gut gefühlt, wobei nicht für alle eine ausfeiltere Personenregie vorliegt.

Erstmals übernimmt Pierre Dumoussaud an der Bayerischen Staatsoper eine musikalische Leitung. Der Franzose zeigt sich mit der französischen Romantik vertraut, lässt die Melodien schwelgen, mit Volumen aufblühen, kommt ab und an in Gefahr an Schwung zu verlieren. Mit grossem Abstand sitzt das durch Corona verkleinerte Orchester  und versucht satten Klang aufkommen zu lassen. Die hervorragende Akustik des kleinen Hoftheaters hilft unterstützend.

Die jungen Sänger des Opernstudios zeigen ausnahmslos grosse Spielbereitschaft und Engagement sich in ihre Rollen einzufügen. Sarah Gilford bewährt sich mit routiniertem Selbstbewusstsein in der Titelrole. Stimmlich liegt ihr die Rolle der Mignon. Hell und sanft ist ihr Sopran, sehr sicher in den Höhen und weich gebettet in der Mittellage. Wilhelm Meister zeichnet der Kolumbianer Andres Agudelo als feinen Edelmann. Zu Beginn verhalten öffnet er seinen Tenor und kann immer wieder durch grosse Legati und stürmische Spitzentöne punkten. Tief und dunkel sitzt die Stimme von Ogulcan Yilmaz. Sein Bassbariton versprüht Tristesse und Sehnsucht passend zum Rollenbild. Als Philine präsentiert Juliana Zara ihre kräftige metallen wirkende Stimme. Ihre Koloraturen sitzen, Spitzentöne geraten schrill und zu kräftig. Mit viel Pathos und Ausdruck gelingt George Virban ein einprägsamer Laerte.

Mit viel Beifall nimmt das Publikum diese Opernrarität auf und bedankt sich herzlich bei den jungen Sängern.

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