Opernhafte Liedinterpretationen von Benjamin Bernheim in Salzburg

Xl_la-bernheim-2023-c-sf-marco-borrelli-001__1_ © Marco Borrelli

Benjamin Bernheim Liederabend Salzburger Festspiele 19.8.2023

Opernhafte Liedinterpretationen von Benjamin Bernheim in Salzburg

Es sind seine so lyrisch mit Inbrunst ausgesungenen Melodiebögen, die immer wieder das Publikum begeistern. Auf den Opernbühnen wird er als Edgardo in Lucia di Lammermoor, Duca in Rigoletto oder Werther gefeiert. Auch als Liedsänger hat er sich einen erstklassigen Ruf im französischen Fach, seiner Muttersprache, erarbeitet.

In seinem neuen Liederabendprogramm, mit dem er zur Zeit bei den verschiedenen Festspielen auftritt nähert er sich im ersten Teil dem deutschen Liedgesang mit Robert Schumanns Dichterliebe op 48. Der Liederzyklus nach Gedichten aus Heinrich Heines Buch der Lieder entstand 1840 in einer der glücklichsten Lebensphasen des schwermütigen deutschen Komponisten, der 1856 mit 46 Jahren in einer Anstalt verstarb.

Zwischen Traum und Wirklichkeit bewegt sich die feingliedrige Liebesbekundung des Dichters und trifft so die Seele der romantischen Geistesbewegung. Besonders ausgeprägt war diese Bewegung in Deutschland und beeinflußte intensiv die musikalische Entwicklung. So ist das bedeutende Werk Schumanns ein Rausch der Emotionen mit einer schleichenden Melancholie, berauschend in Harmonie und Melodien.

Benjamin Bernheim beeindruckt mit seiner Textverständlichkeit und nähert sich in seiner Interpretation immer mehr einer romantisch edlen Darbietung, er versteht die sensible Mehrdeutigkeit zu greifen und nutzt wenn möglich seinen lyrischen Tenor raumgreifend auszuspielen. Nuanciert lotet er die Lautstärken als auch Tempi aus. Am Klavier folgt ihm hier Sarah Tysman mit Gespür und setzt immer wieder ihre Akzente und führt Bernheim in den richtigen Duktus der einzelnen Lieder.

Mit französischen Liedern geht es nach der Pause weiter und hier besticht Bernheim mit unglaublicher Intimität und Ausdruckskraft. Die Lieder von Henri Duparc als auch Ernest Chausson sind geprägt von der Romantik, beeinflusst vom revolutionären Klang Wagners aber nehmen auch schon die Klangwelt des Impressionismus vorweg.

Nur wenige Werke zumeist Lieder sind von Henri Duparc erhalten. Der jung an Neurasthenie Erkrankte vernichtete viele seiner Kompositionen. In drei besonders würdevoll und elegisch ruhig vorgebrachten Liedern vermittelt Benjamin Bernheim eindrucksvoll das Talent und die Gefühlswelt des Schöpfers - L‘invitation au voyage, Phidylé und La Vie antérieure.

Ernest Chausson starb 44 jährig durch einen Unfall und gilt als einer der talentiertesten Schüler Cesar Francks. Sein Liederzyklus Poéme de l’amour et de la mer op. 19 nach Gedichten von Mairice Bouchor vergleicht eine Liebesgeschichte mit Meeresstimmungen.  In Naturschilderungen erwachen die Facetten einer innigen Liebe die auch hier zu Tod und Verlust führt. Im Vergleich zum Werk Schumanns ist diese Liebe Realität und gelebt. Dies spiegelt sich in einer vielseitigen  Schilderung mit intensivem Klavierpart wieder.

Mit drei Zugaben bedankt sich Benjamin Bernheim für den sehr herzlichen Applaus. Mit Richard Strauss „und morgen wird die Sonne wieder scheinen“ kehrt er nochmals zum deutschen Lied zurück. „Mit Dein ist mein ganzes Herz“ spielt er die Stärken seines wohltimbrierten Tenors aus und schmettert mit Ausdruck diesen Operettenhit in den Saal. Ein grosses Opernerlebnis beendet den Liederabend mit der Arie des Werther „pourquoi me reveiller“.

Dr. Helmut Pitsch

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