Opernfestspiele München Norma - oben feiner Gesang unten wuchtiger Taktschlag

Xl_de201865-b89c-4774-8062-4a49ee2a8042 © Friedrich Löster

Zum Abschluss der Opernsaison finden alljährlich die Münchner Opernfestspiele statt. Neben zwei Neuinszenierungen von Rochard Strauss Salome und Georg Friedrich Händels Agrippina wird Repertoire mit eingeladenen erstrangigen Sängern aufgeführt. Unter anderem auch Vincenzo Bellini‘s Norma. Primadonna Sonya Yoncheva war für die anspruchsvolle Titelrolle der gallischen Priesterin vorgesehen, Carmen Giannattasio übernahm für die Bulgarin diese glamouröse Rolle. Über die Jahre wurde diese Partie von Sopranistinnen immer mehr zur Stimmakrobatik mit höllischen Koloraturen ausgebaut, welche der Komponist gar nicht vorgesehen hatte. Maria Callas ist als solche mit ihrer Interpretation unsterblich geworden. Edita Gruberova feierte in München in dieser Rolle in der Premiere der Inszenierung von Jürgen Rose in 2014 einen großen Erfolg.

Eine schwere Vorgabe für die junge Italienerin, die frisch und souverän an die Aufgabe herangeht. Ihr Stimme verfügt über einen breiten Umfang, klar und verständlich in der Tiefe, eine elegante nuancenreiche Mitte, für die Höhe ist Kraft erforderlich. Koloraturen legt sie leicht im Lauf an ohne strenge Abgrenzung. Gekonnt zieht sie im Legato ihrer Bögen, öffnet sich weich im Volumen. Dazu setzt sie dramatische Färbungen ein. Ihr Spiel zeichnet sich durch Präsenz aus und gewinnt so die Zustimmung im Publikum. Riccardo Massi präsentiert als Pollione einen leistungsfähigen Tenor mit sicherer flexibler Höhe, gestaltet aber seine Rolle einseitig gefühllos und in der Gestik holprig. Wiederum überzeugt Angela Brower als Adalgisa mit Ihrer Stimmkraft, klaren und schwungvollen Koloraturen und mächtigen Höhen ohne Schrille. Mika Kares gibt einen sonoren Oberpriester mit schillernder Tiefe.

Im Graben kämpft Andrea Battistoni mit großen Gesten um Schwung ins Orchester zu bringen. Weniger Gestik und Lautstärke, dafür klarere Einsätze und Tempi wäre besser gewesen. Immer wieder zerfällt das Zusammenspiel nach gutem Start. Die Kriegsrufe des Chores werden wuchtig zugedeckt. Auch der Souffleur musste bei manchen Einsätzen zu Hilfe eilen. Viel Freude und Applaus vom Publikum. 

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