
Solistenkonzert Vikingur Olafsson Salzburger Festspiele 30.8.25 Olafsson in Salzburg Recital mit 100 Minuten Klangfeuerwerk non stop
Der Pianist Vikingur Olafsson zählt zur Zeit zu den gefragtesten Pianisten. Der Isländer wird für seine Musikalität, visionäre Programmgestaltung und aufregenden Vortragsstil gefeiert. Verschiedene Projekte bestimmen seine Karriere, vor allem seine weltweite Tournee mit den Goldberg Variationen, die er in einer Saison 88 mal aufführte.
Für diese Saison und auch seinem Solistenkonzert in Salzburg hat er ein Programm in E - Dur und e - moll mit Werken von Johann Sebastian Bach, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert zusammengestellt, im Programmheft auch als Fugen, Sonaten und Seelenlandschaften angekündigt. Ein besonderes Erlebnis wird diese mit viel Fachkompetenz zusammengestellte Werkreihe durch einen pausenlosen Vortrag über die fünf Stücke. So wandert der Hörer direkt zu Beginn von Bachs Präludium Nr 9 E Dur zu Beethovens Sonate für Klavier Nr 27 in e moll. 92 Jahre liegen zwischen beiden Werken in ihrer Entstehung, die makellose harmonische Verschmelzung lässt sie nahezu zu einer Einheit werden.
Die klangliche Grundstimmung von E Dur und e moll gilt als schmerzvoll, gefühlsbetont. Gefühlsbetont ist auch der Vortragsstil von Olafsson. Ruhig verharrt der großgewachsene Pianist an seinem Instrument. Respektvoll sitzt er mit großem Abstand vom Flügel. Nur wenige effektvolle Gesten, zumeist zum langsamen Ausklang der Stücke fallen ins Auge. Dafür ist sein Anschlagstil und die perfekte Technik beeindruckend und seine behenden Läufe akrobatisch.
Aber der Betrachter spürt, Olafsson will nicht mit Akrobatik begeistern, er will gefühlvoll erzählen, von Gefühlen, vom Leben, von seinen Empfindungen beim Spielen der Stücke. Hier ist ein Philosoph am Werk, der sich mit Weit- und Überblick mit der Klavierliteratur und Musikwissenschaft beschäftigt. So wird die Partita Nr 6 e moll BWV 830 zum zentralen Vortrag an diesem Abend. Zu jedem der sieben Teile steigt er tief in den Ausdruck ein. Auch wenn es keine Pausen gibt an diesem Abend, der Stimmungswechsel dringt erkennbar durch und lässt somit den Ablauf gut verfolgen. Temporeich aber ohne ausgereizte Lautstärken, sachlich klar ohne Verzierungen ist sein Spiel.
Ein Lehrstück ist seine Verbindung zwischen Schuberts Klaviersonate e moll D 566 und Beethovens Klaviersonate Nr 30 E Dur. Hier steht jeder jedem gefühlt als Pate gegenüber. Der Ursprung, der Schöpfer ist erkennbar und doch wirken die Werke wie aus einem Guss.
Bevor Olafsson sich mit zwei Zugaben von Johann Sebastian Bach für den begeisterten Applaus bedank greift er zum Mikrofon und sendet seine Vision persönlich in einer kleinen Ansprache, ruhig locker, wissend professionell und sehr sympathisch. Er dringt tief in die Welt der Komposition und Komponisten ein, ordnet für sich, macht sich seine Gedanken und schafft einen Kosmos dem er klangvoll ein Universum gibt. Bescheiden, sichtlich berührt nimmt er Abschied vom Publikum, dem er sich sehr verbunden fühlt.
Dr. Helmut Pitsch
01. September 2025 | Drucken
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