Munteres Spiel in der Traumwelt - Korngolds Tote Stadt in München

Xl_2021_tote_stadt_k.f.vogt_e.guseva_c_w._hoesl__2_ © Winfried Hösl

Erich Wolfgang Korngold Die Tote Stadt Bayerische Staatsoper 1.12.2021

Munteres Spiel in der Traumwelt - Korngolds Tote Stadt in München

Zur Zeit läuft in der Kunsthalle in nächster Nähe zum Münchner Nationaltheater die Ausstellung belgische Moderne- fantastisch real. Auch ein Bild mit dem Titel Bruges la Morte ist dort zu sehen, vom gleichnamigen Roman von Georges Rothenbach inspiriert wie Erich Wolfgang Korngolds für seine Oper.die Tote Stadt. Die gezeigten Werke geben einen guten Einblick in die Gedankenwelt um die Jahrhundertwende. Psychologie und Kunst nähern sich. Realitäten werden mit Traumbildern verschmolzen und bekommen eine eigene Ausdruckskraft. Es wird mit der Phantasie und den Sinnen gespielt. Symbole und das Absurde wird zur Kunst

Das Wunderkind Korngold feierte 1920 mit 23 Jahren den Erfolg seiner Oper, die gleichzeitig in Hamburg und Köln uraufgeführt wurde. Sein Name bekam in der Musikwelt Gewicht aber nicht für lange. Er emigrierte vor dem Nationalsozialismus nach Hollywood und konnte mit der Komposition von Filmmusik große Erfolge feiern. Erst Ende des 20. Jahrhunderts werden in Deutschland und Österreich seine Werke wieder auf den Bühnen und Konzertsälen gespielt. 

Seine Oper die Tote Stadt nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein. Paul lebt im Andenken an und für die Liebe zu seiner verstorbenen Frau Marie wie ein Einsiedler in Brugge. Er lernt Marietta kennen, ein Abbild seiner Frau. In ihr sucht er wie in einer Vision seine Frau Marie wiederzufinden. Es endet im Streit und Mord, vermeintlich. Er erwacht aus seinem Traum und wie nach einer Therapiesitzung verlässt Paul Haus und Brugge und kehrt ins Leben zurück.

Fantastisch real verbindet Simon Stone diese Traumgeschichte in seiner Regie aus dem Jahr 2019. Ralph Myers liefert ihm dazu das passende Bühnenbild. Ein weisser Flachbau der aus mehreren Zimmern besteht, und  in seine einzelnen Räumen zerlegbar und beweglich ist. Neu zusammengesetzt oder aufeinander gestellt entstehen so neue Raumerlebnisse. Es herrscht Bewegung auf der Bühne. Intensiv ist die Personenregie und die Zahl der Mitwirkenden wird durch Spiegelbilder von Marie und Paul noch vergrößert. Aber die Handlung bleibt klar erkennbar und die Zeichnung der Charaktere ist ausgefeilt. 

Klaus Florian Vogt muss in der Rolle des Paul tüchtig auf der Bühne wirbeln und auf Leitern oder über Möbel klettern. Er zeichnet einen weltfremden schüchternen Helden. Stimmlich passt er bestens mit seinem hellen Tenor und brilliert mit seinen reinen hohen Tönen. Elena Guseva versteht es nicht in ihrem Auftritt ein Rollenbild zu gestalten. Ungeschickt und kaum erotisch ist Ihr Begehren, ihr Kampf mit der Verstorbenen gewinnt keine Dramatik. Stimmlich wäre diese ausreichend gegeben. Hier setzt sie Schärfe und gedrückte hohe Töne zuviel ein. Allerdings kommt Ihr Dirigent und Orchester nicht entgegen. Yoel Gamzou zeigt wenig Feingefühl für die hochromantische gefühlsgeladene Musik Korngolds. Zu laut, zu gedroschen ist das Dirigat. Er malt eine militärisch strenge expressive Klangwelt, die nicht zur sensiblen wie absurden Handlung passt. Das Orchester folgt ihm aufmerksam und bestens vorbereitet.

Christian Pohl ist farblos in der Doppelrolle des Frank und Fritz. Seine grosse Arie Mein Sehnen, mein Wähnen bringt den Inhalt des Textes nicht zum strahlen. Jennifer Johnston überzeugt als treue biedere Haushälterin Brigitta. Mirjam Mesak als Juliette, Daria Proszek als Lucienne sowie Joel Williams als Gaston / Voctorin wirken zu wenig mit der Personenregie vertraut. Ihre Stimmen passen gut als junge Schauspieltruppe zusammen und die jungen Sänger und Sängerinnen erfüllen ausdrucksstark ihre Aufgabe.

Großer Beifall im nur zu 25% gefüllten Haus. 

 

Dr. Helmut Pitsch 

Photo Winfried Hösl

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