München - Exquisiter Rampengesang in belangloser Regie und unvorteilhaften Kostümen

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Richard Wagner Lohengrin Bayerische Staatsoper 30.7.2025 

München - Exquisiter Rampengesang in belangloser Regie und unvorteilhaften Kostümen

Im Finale der diesjährigen Opernfestspiele der Bayerischen Staatsoper wird der Hausgott Richard Wagner geehrt. Nach Rheingold steht noch die Wiederaufnahme des Lohengrin in der Regie von Kornel Mundruczo aus 2022 auf dem Programm. Zu den Einfällen des Ungarn ist auch bei neuerlicher Betrachtung wenig bleibend positives zu vermelden. Weiterhin stört die einfallslose, nicht überzeugende und ermüdende Personenregie. Ablenkend ist die Überinszenierung der Vorspiele. Zur Ouvertüre sitzt und steht der Chor wie eine Sekte in der Landschaft, hebt und senkt die Arme, Lohengrin erscheint ohne Schwan aus deren Mitte. Zum zweiten Akt schreiten Chor und Statisten auf einer langen Treppe aus dem Untergrund in Pastikmänteln unermüdlich in ein Palasttor, Lohengrin sebst steht dann vor verschlossenen Türen. Das wiederholt sich für Elsa im dritten Akt, nachdem sie vorher ihren golden gefütterten Hochzeitsmantel wie Schmetterlingsflügel aufspannt und fächert.. Der Chor verbleibt den gesamten dritten Akt auf der Bühne. Lohengrin und Elsa sind nie allein. Ein Flecken Wiese befindet sich vor einem Tor, auf dem dann Chor und das Liebespaar Platz nehmen. Zum Schlussbild schwebt apokalyptisch ein großer Meteor langsam von oben über der Bühne, ohne wirklich einzuschlagen. Lohengrin u Elsa erklimmen diesen, aber entschwinden beide nicht mit diesem, welches den Sinn der Szene so nicht erschließt.

Umso erfreulich beantwortet viele Fragen der Inszenierung und zur Handlung Sebastian Weigle am Pult. Er führt das Bayerische Staatsorchester mit ruhiger Hand aber klarer Vorgabe und Einsätze. Er lässt die romantische Musik fließen, erlaubt schwelgerisch Entwicklungen ohne zu überladen. Immer wieder erarbeitet er kompakte Steigerungen und lässt auch Volumen und Lautstärke zu, ohne den Bezug zu Handlung und Bühne zu verlieren. Fein und gediegen ist der Klang der Streicher, sicher und mächtig die Fanfaren der Bläser, im ganzen Haus verteit. Mit Rafinesse führt er den Orchesterklang zusammen und findet eine gute Abstimmung zu Sängern und Bühne.

Prägnant und vollmundig erfreut der bestens vorbereitete und harmonisch abgestimmte Bayerische Staatsopernchor samt Extrachor, der als Brabanter umfangreich und engagiert am Geschehen teilnimmt.

Ausgezeichnet ist die Zusammmenstellung des Ensembles mit Spitzenkräften, die zumeist statisch an der Rampe singen dürfen. Allen voran besticht wiederum Piotr Bezcala in der Titelrolle. Mit seinem höhensicheren Tenor in bester Tessitura für die Rolle weich timbriert schafft er mühelos diese anspruchsvolle Partie. Bis zum Ende bleibt er bestens verständlich und wirkt frisch. Schön formt er die Melodien, nuanciert seine Färbung und trifft geschmeidig die Höhe. Monoton mutet Rachel Willis-Sorensen als Elsa an, ihre Höhe wirkt hölzern und Spitzentöne formt sie dramatisch fast schon an Ortrud heranreichend. Aber ihr Sopran klingt sehr fein und gut geführt in der Mittellage. Von der Regie und besonders der Kostümbildnerin Anna Axer Fijalkowska ist ihr Rollenbild unglücklich gezeichnet als naive tolpatschige wenig strahlende junge Frau, die ihre erste Begegnung mit Drogen macht. Anja Kampe besticht wiederum mit ihrer gestalterischen Ausdeutung der Rolle der Ortrud, die als Strippenzieherin für das Unheil sorgt. Stimmlich stechen ihre kräftigen schweren hohen Aufschreie heraus, die zu Lasten der Verständlichkeit gehen. In guter Form zeigt sich Wolfgang Koch als Telramund. Es gelingt ihm immer wieder dramatisch aufzudrehen, zeigt sich als willfähriger Ehemann und schlechter Verlierer. Rene Pape kann selbst in der plumpen Einheitskleidung als König Heinrich eine herrschaftliche Wirkung erreichen, unterstützt von seinem dunklen kräftigen Bass. Kostas Smoriginas rundet die Sängerleistungen als Heerrufer solide ab.

Viel freudiger Beifall und Jubel im ausverkauften Haus, ein paar Buhs zeigen ihren Unmut zur Inszenierung.

Dr. Helmut Pitsch

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