
Richard Wagner Das Rheingold Bayerische Staatsoper Opernfestspiele 28.7.2025
München Das Rheingold - Packend unterhaltsam mitreißend
Zum Abschluss der diesjährigen Opernfestspiele offeriert die Bayerische Staatsoper die Wiederaufnahme der gefeierten Neuinszenierung von Richard Wagner Das Rheingold, aus 2024. Der neue künstlerische Leiter der Staatsoper Hamburg Tobias Kratzer ist der Regisseur der lang erwarteten Neugestaltung des gesamten Ring der Nibelungen über die kommenden Saisonen. Ideenreich, aber auf die Handlung und den Text bezogen, homogen schlüssig ist diese bildgewaltige Interpretation des Vorabends zur Tetralogie und lässt die Erwartungen auf die Fortsetzung steigen. Die Ausgestaltung von Rainer Sellmaier mischt historische mittelalterliche Köstume mit Helm, Speer und Panzer für die Götter, und modern casual für die Nibelungen und dunkler Pastorenanzug für die Riesen. Für die Bühne hat er ein drehbares Bühnenbild mit dem Innern einer katholischen Kirche mit hohen Säulen, Gittern und Altar aufgebaut. "Gott ist tot" lautet ein Graffiti gleich zu Beginn an der Wand und leitet den Regiegedanken gleich bis zur finalen Götterdämmerung. Vor der Wand schleicht Alberich in Shorts und T shirts und beobachtet drei Teenager in Jeans, die Rheintöchter. Der Rhein fließt im Kanal unter der Kirche, das Gold leuchtet aus dem Gulli. Die Götter hausen bereits auf der Baustelle in Walhall, das sich am Ende als der goldene gotische Altaraufbau entpuppt in dem die Götter Platz nehmen. Alberich ist ein Technik Freak in einer Garage.
Es sind die zahlreichen kleinen Details und auch die kurzen Videoeinblendungen zu den Zweischenspielen auf dem Weg der Götter zu den Nibelungen und zurück, die den Abend kurzweilig und unterhaltsam machen. Aber die Aussagen und Charakterisierung der Darsteller sind prägnant. Die Nacktheit des geknechteten Alberich, der alles verliert und gedemütigt und am Ende noch den Finger sbgeschnitten kriegt ist stark, ebenso Freia, die als von den Riesen geschundenes Opfer auch noch am Galgen zappeln muss. Zur satirischen Auflockerung lässt er Hund und Ziege aufmaschieren, aber such mit symbolischer Aussage.
Der Betrachter wird so allerdings durch die Reizüberflutung auch von der Musik abgelenkt, die im Dirigat von Vladimir Jurowski bewusst sehr klar, transparent und so auch vornehm zurückhaltend aufgetischt wird. Das Bayerische Staatsorchester zeigt sich wieder als harmonischer präzise aufspielender Klangkörper, auch wenn mancher Bläsereinsatz unrund aufhorchen liess. Jurowski unterstützt so aber die Sänger.
Das ausgezeichnet besetztecEnsemble kann sich sängerisch und darstellerisch bestens entfalten. Nicholas Brownlee ist wieder ein souveräner Göttervater Wotan und besticht mit Wortdeutlichkeit und leicht fließendem Gesang,, fassettenreich und sehr lebendig. Mühelos meistert er die zentrale Partie genauso wie Sean Pannikkar, der als Loge, bestens von der Regie bedacht, als pfiffig raffiniert wendiger Strippenzieher das Geschehen im Griff hat. Ganz in schwarz streng in Rolli und feinem Zwirn tritt er auch optisch hervor. Als Außenseiter fühlt er sich modern als lenkender Business Mann gegenüber den in in ihrer alten überholten Welt verhafteten Göttern. Sein Tenor ist vielseitig, breit in Höhe und Tiefe und ausgeglichen. Gegenüber dem Premierenzyklus hat er noch an Aussagekraft gewonnen. Martin Winkler als Alberich ist eine Neubesetzung gegenüber der Premiere und überzeugt darstellerisch als linkischer machtgieriger Schwarzalbe und nackter Bösewicht. Stimmlich ist er kräftig und sicher, farblich nicht durchdringend. Matthias Klink als Mime sein eingeschüchteter Bruder und folgsamer Handwerker, der gebückt am Schreibtisch sitzt. Das Bild überträgt er gut in die stimmliche Ausdeutung.
Matthew Rose als Fasolt und Timo Rihonen als Fafner sind zwei stimmächtige elegante Riesen in Pfarrermontur mit Zeugen Jehova Gepäck. Ekaterina Gubanova hält sich als Fricka stimmlich zurück und führt diese dabei sehr akzentuiert. Mirjam Mesak zeigt sich als Freia mit frischen hellen in der Spitze gut sitzenden Sopran. Die Urwala Erda ist bei Wibke Lehmkuhl sehr gut aufgehoben. Jedes Wort wirkt bei ihr wie eine wahre Weissagung mit viel Gewicht. Ihr natürliche Präsenz auf der Bühne, ihre wohl ausgeformte Wortbildung zieht die Aufmerksamkeit an. Sarah Brady, Verity Wingate und Yajie Zhang sind erfreulich verständliche Rheintöchter und ergänzen sich sehr gut in den Klangfarben. Ian Koziara und Milan Siljanov als Froh und Donner fallen stimmlich gegenüber dem Rest des Ensembles ab.
Große Begeisterung im ausverkauften Haus.
Dr. Helmut Pitsch
29. Juli 2025 | Drucken
Kommentare