© Mozarteum Argentino
Salzburg Chamber Soloists Mozarteum Argentino Teatro Colon 27.10.2025 Mozarteum Argentino
Feinste Kammermusik in großem Teatro Colon
Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gebaut, gaben sich die Opernstars im Teatro Colon, Buenos Aires die Klinke in die Hand. Die Stadt zählte durch Argentiniens Agrarexporte zu den reichsten und mondänsten Städten der Welt. Der klassizistische Bau wird gerühmt für seine Pracht und Akustik. So ist das Haus auch für Konzerte beliebt.
Das Mozarteum Argentino veranstaltet seit vielen Jahren eine Konzertreihe mit internationalen Künstlern. Die Salzburg Chamber Soloists machen bereits zum vierten Mal seit ihrer Gründung 1991 Station in Argentinien. Kammermusik mit solistischer Freiheit und Niveau umzusetzen ist der künstlerische Anspruch. Ihre Programmauswahl spannt einen Bogen von der späten Wiener Klassik bis ins 20. Jahrhundert.
Am Beginn des Abends steht mit Vittorio Gianini (1903-1966) ein Komponist, der sich auch dem musikalischem Neoklassizismus verschrieben hat. Sein Concerto grosso bearbeitet modular Variotionen eines Themas im barocken Stil. Das dreisätzige Werk verschmilzt zu einer fliessenden im Klang harmonischen Einheit mit wenig Konturen. Lavard Skou Larsen, Dirigent des Abends führt als erste Geige den Klangkörper. Klar ist sein Strich, Augenkontakt und Gestik setzen die notwendigen Zeichen. Nach kurzer Einspielzeit finden die Musiker zusammen und harmonieren inständig.
Franz Schubert ist als Komponist des Biedermeier ein Meister der Kammermusik. Sein Quartettsatz DV 703 ist ein reifes Meisterwerk seiner Kreativität im Umgang mit der klassischen Sonatenform und der Wandlung des musikalischen Motivs, mit c moll in einer schwermütigen aber positiven Stimmung gehalten. Die Quartettstimmen fügen sich auch hier rein im größeren Klangkörper eines Streichorchesters zusammen. Gefühlvoll führt jetzt am Pult Skou-Larsen mit seiner Erfahrung auch als gefeierter Violinist.
Auch Edward Elgar bleibt als Spätromantiker auch in der Moderne stets melodisch und harmonisch, in der Polyphonie verspielt. Der 1857 geborene Brite stellt in der 1906 entstandenen Introduction and Allegro für Quartett und Streichorchester eine vielseitige und spannende Entwicklung um ein Thema vor und zeigt seine Fertigkeit im Umgang mit Kontrapunkt und Variationen im Stil der Fuge. Als Quartett Solisten agiert das Constanze Quartett, das sich 2016 aus vier Solistinnen des Kammerorchesters formiert hat. Die Vertrautheit aller Musiker im Zusammenspiel ist wiederum spürbar, eine fein abgestimmte mit Ausdruck geprägte Interpretation begeistert das Publikum.
Nach der Pause erklingt das Divertimento für Streichorchester Sz 113 von Bela Bartok (1881-1945). Kurz vor seiner Abreise ins Exil 1939 in wenigen Wochen entstanden ist das Werk von den politischen und daraus folgenden persönlichen Eindrücken in seinen Emotionen geprägt. Gleichzeitig leuchtet das Werk in harmonischer Farbigkeit und Volkstümlichkeit, stilistische Kennzeichen des ungarischen Komponisten, welche von den Musikern klangschön und technisch oräzise herausgearbeitet werden.
Für den herzlichen begeisterten Applaus werden Zuhörer im nahezu ausverkauften Haus mit zwei „zärtlichen“ Zugaben belohnt, Wolfgang Amadeus Mozarts Divertimento D-Dur KV 136 und Astor Piazzollas feinfühlig sinnige Melodie in a moll, ein Tribut an die Gastgeber.
Dr. Helmut Pitsch
02. November 2025 | Drucken
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