Mozart kompakt, bestens gewürzt, vorzüglich serviert

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Wolfgang Amadeus Mozart Mitridate, re di Ponto Salzburger Festspiele 4.8.2025

Mozart kompakt, bestens gewürzt, vorzüglich serviert

Der 14jährige Mozart verfasste für Mailand eine Auftragsarbeit im Stil der Opera Seria und vertiefte so seine Kenntnisse der italienischen Oper. Der Erfolg des Mitridate ebnete den Weg für weitere bedeutende Auftragsarbeiten. In der Ausgestaltung mit einer Aneinanderreihung von Rezitativen und Arien, lediglich ein Duett durchbricht die Soligesänge - wird Mitridate auch als Zwitter zwischen Oper und Konzert gesehen. Herausfordernd sind die Arien allemal auch noch in barocker Tradition stehend.

Mit einer erfrischenden und klugen sowie humorvollen semiszenischen Aufführung des selten gespielten Werkes feiern die Salzburger Festspiele den Genius loci. Birgit Kajtna-Wönig, seit 2018 Spielleiterin an der Staatsoper Hamburg gelingt es mit durchaus intensiver Personenregie, einem Podest mit goldenen Thron hinter dem Orchester auf der Bühne und graphisch sowie textlich leicht veränderten witzig prägnaten Untertiteln ein kurzweiliges und intensives Opernerlebnis zu schaffen. Die Texte von Maria Wild halten sich an das Libretto, werden mit markanten Schlagwörtern zu Gefühlen aufgefrischt und der römische Botschafter in Majuskelschrift charakterisiert.Dezent alltäglich s die Kostüme von Bernadette Salzmann, lediglich ein schwerer Mantel mit silbernen Orden sticht, die Macht symbolisierend, hervor und wandert unter den Darstellern.

Musikalisch übernimmt Adam Fischer die Führung des Mozarteumorchester Salzburg und findet einen ebenso frischen wendigen und mit Witz inspirierten Zugang zu dem Frühwerk mit einer klassischen Handlung. Mitridate, Vater von zwei Söhnen, liebt Aspasia, verdächtigt diese aber einer Liebe zu seinem Sohn Farnace. Aber es ist der Bruder und Lieblingssohn Sifare, der den Vater hintergeht. Aber es gubt ein gutes Ende wenn auch der Schlusschor oft als zu kriegerisch gesehen wird. Fischer setzt von Beginn auf Akzente bei leicht forcierten Tempo, vielfältig sind die Wechsel zu feinen Piani, die Arien stellt er einprägsam mit Motiv und Melodie vor, die Rezitative überlässt er den Sängern auszuschmücken.

Wunderbar sind die Einfälle den Hornisten Rob van der Laar gemeinsam mit Elsa Dreisig als Sifare im begleitenden Solo, makelos geblasen auftreten zu lassen. Sowie die berührende Arie der Ismene mit vier Streichern in gedimmten Licht. Das Orchester wird wie ein Teil des Geschehens wahrgenommen, so wird auch Adam Fischer vom rasenden Herrscher vom Podest gestoßen oder dieser setzt sich selbst ans Hammerklavier und begleitet sich zum Rezitativ.

Pene Pati ist ein ausduckskräftiger darstellerisch prägnanter König Mitridate. Stimmlich fordert die Rolle den kräftigen Tenor mit artistischen Sprüngen in die Höhe, die er teils in Kopfstimme teils gepresst meistert. Dafür entschädigt sein warmer Tenor weich und fassettenreich in der Mittellage und dunklen Tiefe. Er überzeugt in der wandelnden Gefühlswelt als Vater, Liebhaber, Herrscher und Mildtäter.

Sara Blanch ist die feinfühlige treue Gattin Aspasia, die edelmütig aus Pflicht auf eigene Gefühle verzichtet. Farblich hebt sich ihr dunkler Sopran wunderbar vom hellen silbrig schimmernden Sopran von Elsa Dreisig als Sifare ab. Ihr emotional aufwühlendes und doch so rationales Duett steigert sich zu einem Höhepunkt des erstklassigen Abends. Paul-Antoine Bénos-Dijan mischt hier seinen geschmeidigen Counter als umtriebiger Farnace bei, der mit den verfeindeten Römern Kontakt hält. Julie Roset versinnbildlicht die heldenhafte Ismene, deren Appell die finale Friedensbotschaft in ihrer bekannten Arie „Tu sai chi m‘accese“ einfühlsam vermittelt. Seungwoo Simon Yang als römischer Gesandter Martio und Iurii Iushkevich als silbriger Counter als Arbate runden die ausgezeichnete Sängerleistungen ab.

Mit großem Jubel und stehenden Ovationen werden alle Beteilgten dankbar vom Publikum gefeiert.

Dr. Helmut Pitsch

Copyright Marco Borelli

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