Mitreissend expressiver Tanz als Paradigma durch das Bayerische Staatsballett

Xl_pb1_paradigma_bedroomfolk_ensemble_c__wilfried_hoesl © Wilfried Hösl

Wiederum präsentiert die Bayerische Staatsoper eine Premiere ohne Publikum. Am 18.12.wurde die neue Ballettkreation Paradigma des Bayerischen Staatsballett aufgezeichnet und nun im Livestream von Staatsoper.tv ausgestrahlt. Im Download ist die Aufzeichnung bis Ende Januar abrufbar, dann aber entgeltlich.

Vielversprechend und Appetit anregend der Titel. Paradigma“ – laut Duden „ein Beispiel oder Muster“ oder eine „Erzählung mit beispielhaftem Charakter“. An diesem Abend wird im Tanz daraus das Werk einer Choreographin oder eines Choreographen. In den drei Mustern des Abends setzen sich diese mit dem Machbaren und Möglichen in einer vorgegebenen Struktur auseinander. 

Zu Beginn wird in Broken Fall, einer 2003 an Covent Garden uraufgeführten Arbeit von Russell Maliphant, ein ästhetisches Spiel von Licht und Schatten, Raum und Körpern von zwei Tänzern und einer Tänzerin sinnlich dargestellt. Michael Hulls liefert dazu eine Lichtregie die dem Gedanken entspricht. Barry Adamson Musik reiht weitere Stimmungsbilder dazu, ein Klaviersolo, Sphärenklänge und Trompete wechseln sich ab.  Wie in Variationen wird ein getanztes Leitmotiv immer wieder aufgegriffen und verändert. Geschmeidig sind die Bewegungen, die Figuren fließen ineinander und kaum raumgreifend wieder auseinander, verschließen und entwirren sich die Körper in Ruhe und förmlich ohne Kraft. 

Sharon Eyalund ihr Partner Gai Behar treiben in Bedroom Folk acht Tänzer zu pulsierenden Techno Rhytmen des DJs Ori Lichtik in kraftvolle Gruppenformationen, aus denen einzelne immer wieder ausbrechen. Energiegeladen, temporeich und ekstatisch wirkt das Schauspiel. Vor dem roten Hintergrund mutiert die Choreografie zu einem sektisch anmutenden Feuertanz.

Zum Abschluss des dreiteiligen Abends kommt Liam Scarlett 2014 für das American Ballett geschaffene Opus With a chance of rain zur Aufführung. Der außergewöhnliche Titel macht neugierig auf das Dargebotene.  

Zu den lyrisch-dramatischen Klavierpräludien Sergei Rachmaninows schuf der Choreograph für acht Tänzerinnen und Tänzer eine faszinierende und spannende Kreation von Soli, pas de deux und pas de trois.  Die Abläufe, Verläufe und Figuren strahlen Harmonie und Beziehungsstrukturen aus.

Abwechslungsreich, technisch anfordernd und optisch ansprechend ist diese gelungene Zusammenstellung, die von den Tänzern und Tänzerinnen des Bayerischen Staatsballett auf höchstem Niveau gemeistert wird. Leider kommen sie an diesem Abend um den wohlverdienten Applaus. Hoffentlich ist dieser wunderbare Ballettabend bald live zu erleben und zu spüren.

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