Maria Stuarda Die Schicksalsräder drehen sich in Salzburg

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Gaetano Donizetti Maria Stuarda Salzburger Festspiele 23.8.2025

Maria Stuarda Die Schicksalsräder drehen sich in Salzburg

Die Geschichte der beiden verfeindeten königlichen Halbschwestern Elisabeth I von England und Maria Stuart, Königin von Frankreich und Schottland ist bekannt und verschiedentlich künstlerisch verarbeitet worden. Wohl am bedeutendsten ist das gleichnamige Trauerspiel von Friedrich Schiller, welches als Vorlage für das Libretto der gleichnamigen Tragedia lirica von Gaetano Donizetti diente.

Die Salzburger Festspiele warten in dieser Saison mit einer radikal minimalistischen Neuinszenierung der Belcanto Oper auf. Es ist die dritte Opernregiearbeit von Ulrich Rasche, der auch die Bühne in seinem bekannten persönlichen Stil schuf. Drehscheiben sind stilistische Kennzeichen des bekannten Theaterregisseurs. Hier stehen zwei Drehscheiben, die zusätzlich von der Drehbühne bewegt werden im Mittelpunkt. Sie stehen für die Welt der beiden Konkurrentinnen und deren Weltbild. Darüber thront eine dritte Scheibe, die unterschiedlich ausgeleuchtet wird oder auch als Videopojektionsfläche dient. Die Bühne bleibt zumeist dunkel und das Geschehen auf den Scheiben wird hell ausgeleuchtet.

Die Arbeiten von Rasche sind so von Bewegungen geprägt, die er auch in der Personenregie oder fast besser Choreografie intensiviert. So sind ständig neben den beiden Schwestern weitere Statisten unterschiedlich gekleidet auf den Scheiben in langsamer Schrittbewegung unterwegs oder begleiten die Protagonistinnen. Nach den zu Beginn packenden Bildern droht die Dauerdrehbewegung von allem über den Abend den Betrachter zu ermüden.

Auch für die Sänger stellt diese Darstellung höchste Anforderungen, die das großartige Ensemble bravourös meistert. Allen voran Lisette Oropesa in der Titelrolle. Die zierliche Amerikaner begeistert mit ihrer kräftigen Stimme und ihrem darstellerischen Ausdruck. Sie schlüpft wahrlich in die Gefühlswelt der jungen Königstochter, die Macht und Anspruch auf drei Kronen in die Wiege gelegt bekam und zu ihrer Halbschwester flüchtete, die um ihren Thron zu sichern sie gefangen nimmt. So sind Stolz und herrschaftliche Haltung, Hoffnung und Angst, Schicksalsergebenheit bei ihr fühlbar. Locker perlen ihre Läufe und zarten Koloraturen, energisch ihre Gefühlsausbrüche und gedemütigte Haltung. Ihr Sopran zeigt viel Fassetten, einen weichen Klang in den silbrigen Höhen und lyrisch geführte Melodien. In Wirklichkeit sind sich die beiden Schwestern nie begegnet, hier stehen sich die beiden ständig gegenüber, jede auf ihrer Scheibe. Kate Lindsey ist die machthungrige Elisabeth, die als uneheliche Tochter Heinrich VIII um ihren Thronanspruch fürchtet. Darüber hinaus sind beide Schwestern in den gleichen Mann verliebt, um die Deramatik zu erhöhen. Die Mezzosopranistin weiß das Rollenbild ebenso gut auszufüllen, mimt die kalte souveräne Herrscherin, die im Innern von Eifersucht um Macht und Liebe verzehrt wird.

Den Mann zwischen beiden ist Roberto, der Conte di Leicester. Hier lässt mit Bekhzod Davronov eine Belcanto Stimme aufhorchen. Sehr gepflegt ohne Kraft lässt der Usbeke die Melodien fließen. Mühelos gelingen ihm die Höhen, nicht immer strahlend aber sehr präsent. Mit Inbrunst versucht er das Unglück zu vermeiden, beide im Streit zu beschwichtigen. Aleksei Kulagin begleitet Maria Stuarda als Talbot ergeben mit gut geführtem Bass, Thomas Lehman steht Elisabeth mit Rat und solisem Bariton zu Seite. Die Konzertvereinigung Wiener Stastsopernchor agiert aus dem Off bestens einstudiert von Alan Woodbridge. Die musikalische Leitung dieser Neuinszenierung liegt bei Antonello Manacorda der routiniert die Feinheiten der Partitur wohl neben die großartigen Sänger darzustellen weiß. Mit Schwung und gut gewählten Tempi, transparenten Klangbilder und aparter Italianita führt er die Wiener Philharmoniker, die wieder mit makellosem Spiel glänzen.

Großer Begeisterungssturm im ausverkauften Festspielhaus. 

Copyright Monika Rittershaus

Dr. Helmut Pitsch

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