Maledetto Modigliani Getanzte Hommage an eine bizarre Künstlerpersönlichkeit in Innsbruck

Xl_maledetto-modigliani-6107 © Birgit Gufler

Maledetto Modigliani Tiroler Landestheater 13.1.2023

 

Maledetto Modigliani Getanzte Hommage an eine bizarre Künstlerpersönlichkeit in Innsbruck

Sein Leben war kurz und von Krankheit und exzessivem Drogenkonsum gezeichnet. Gleichzeitig war er eine zentrale Künstlerpersönlichkeit im Pariser Leben des beginnenden 20. Jahrhunderts. Amadeo Modigliani ist berühmt für seine Frauenakte, seine expressiven schmalen langgezogenen Gesichter, die den Einfluss afrikanischer Masken widerspiegeln. Picasso und Brancusi zählten zu seinen Weggefährten wie viele andere. Kurz vor seinem Tod mit 37 Jahren erlebte er eine innige Beziehung mit Jeanne, mit der er ein Kind bekam. Hochschwanger nahm sich die junge Frau das Leben nachdem Modigliani an Tuberkulose erkrankt starb.

Viel ist nicht bekannt aus seinem Leben, die wenigen überlieferten Begebenheiten dieser nach seinem Tod zu Weltruhm aufgestiegen Persönlichkeit hat nun Lara Brandi zu einem Tanzstück für die Tanzcompany desTiroler Landestheater choreographiert, dessen Mitglied sie ist.  Sie ist auch selbst als Ersatz für die erkrankte Olivia Swintek in der Rolle des Pierrot, einer erdachten Schattenperson des Titelhelden zu erleben.

Maledetto Modigliani Verdammt nochmal Modigliani betitelt sie ihre Kreation, benannt nach dem Dokumentationsfilm über das Leben des Künstlers und in Bezug auf die Legenden um das Leben dieses außergewöhnlichen Außenseiters, dessen Bilder nun dreistellige Millionenbeträge erzielen. Helfried Lauckner gestaltet ein klares schlichtes Bühnenbild. Ein großer Platz vor der Fassade eines Wohnhauses und der frontale Blick in die Wohnung des Künstlers im ersten Stock, mit einer Wendeltreppe auf die Bühne. Schnell entwickeln sich die Szenen auf der Straße wie in den Cafes, wo sich die Künstler treffen.

Andrea Kuprian entwarf die Kostüme in Anlehnung an die Zeit er Ereignisse. Martin Seget‘a steckt sie als Amadeo Modigliani in einen weinroten Anzug mit Hut. Er tanzt mit einer souveränen Körperbeherrschung und bringt den inneren seelischen Kampf als todgeweihter Künstler, aber auch eines von den Drogen beherrschten Individuums mit Kraft und Akrobatik zum Ausdruck. In der Choreographie gelingt der jungen Italienerin eine stringente Zeichnung der Charaktere, mit viel Augenmerk führt sie die Gruppenszenen, insbesondere die Pas der Männer gelingen ausdrucksstark. Sie führt einen epischen Erzählstil mit einem gut erkennbaren Handlungsstrang. Lyrische gefühlsbetonte Pas de Deux sind nur in reduzierter und wenig ausgebildeter Form und Kreativität Teil des Geschehens. Sie nimmt keine Partei oder Stellung zu dem Künstler als Mann oder Liebhaber ein. Seine Werke läßt sie immer wieder als Bezug zur Handlung auf die Bühne projizieren. Es ist ein kurzweiliger lebendig gut gestalteter Abend, die Tanznummer fußen auf bestens ausgewählten Chansons herrlicher Interpreten wie Jean Gabin, Josefine Baker oder Jacques Brel. Auch die italienische Abstammung wird in verschiedenen Szenen thematisiert und mit dem bekannten Lied Mamma von Benjamino Gigli gesungen untermalt.

Der beliebte Leiter der Tanzcompany Enrique Gasa Valga hat am Libretto mitgewirkt und seine Handschrift ist in der Gestaltung des gelungenen Abends zu erkennen. Wieder wird das begeisterte und treue Innsbrucker Ballettpublikum mit mitreißendem Tanztheater verwöhnt.

Dr. Helmut Pitsch

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