Lucrezia Borgia in München - Edita Gruberova weiterhin eine Diva mit St(r)ahlkraft

Xl_img_1232 © Wilfried Hösl
Eine Besetzung der Spitzenklasse hat sich die Bayerische Staatsoper für Ihre Wiederaifnahme der Belcanto Oper Lucrezia Borgia von Gaetano Donizetti ausgesucht. Der Publikumsliebling Edita Gruberova mit treuer Anhängerschaft übernimmt wieder die Titelrolle, Juan Diego Florez gestaltet diesmal ihren verheimlichten Sohn Gennaro, Franco Vassallo mimt ihren Gatten Don Alfonso und die junge Italienerin Teresa Iervolino in der Hosenrolle des jungen Maffio Orsini gibt ihr Debüt an der bayerischen Staatsoper. Ein Abend der Freude macht. Spürbar steigern sich alle Sänger und feuern sich gegenseitig zu einem ariösen Feuerwerk an. Besonders ist dies Juan Diego Florez zu danken, der auch farbliche Veränderungen an seiner Stimme erkennen lässt. Unverändert sicher und elegant sein Ton, klar die Intonation, weich die Legati und empfindsam das Timbre. Sein Gennaro ist nachdenklich, sinnlich, wenig revolutionär und stürmisch. Gefühlvoll lässt er Edita Gruberova Zeit ihre Stimme an die Bühnenverhältnisse zu gewöhnen. Ihre ersten Einsätze sind dumpf und unklar, die Bühnenluft und der Zweigesang mit dem sympatischen Südamerikaner ölt und bringt sie auf Touren. Es ist beeindruckend, wie sie mit Disziplin und Technik ihre Stimme über so viele Jahre klar und fest erhalten konnte. Hoch konzentriert und vor jedem Spitzentön nach hinten gelehnt trifft sie diesen exakt, kein Tremolo an diesem Abend beeinträchtigt das Hörerlebnis, auch die Koloraturen gelingen auch wenn sie tiefer und dunkler sitzen. Bis zum letzten Ton bleibt sie präsent, gestaltet die anstrengende Rolle mit Inbrunst und überlässt nicht den jüngeren Stars das Feld. Lang segelt ihr letzter Ton im Raum und verfehlt nicht seine Wirkung. Sichtlich gut gelaunt wirkt an diesem Abend Franco Vassallo, der seine Auftritte mit Spiel und Mimik füttert. Dazu holt er viel aus seinem Bariton heraus, zumal dieser in der Mittellage fest sitzt und viel Volumen aufbringen kann, wie er beweist, so dass die Publikumsreihen andächtig lauschen, aber Teresa Iervolino erobert es. Ihre Stimme hebt sich mit Klang und Lage heraus. Ein wahrer Alt nah dem Contralto, sodass es jugendhaft männlich klingt und zu einem ungestümen ehrhaften Adligen passt. Im Duett mit Juan Diego Florez vereinigen sich die beiden klanglich gut zueinander passenden Stimmen in Belcanto Harmonie und markieren einen heroischen tragischen Gegenpol zu den machtbesessenen Senioren. Im Graben führt wieder einmal Friedrich Haider sicher ohne Akzente zu setzen..der ehemalige Partner von Edita Gruberova weiss genau welche Unterstützung sie vom Orchester erwartet. Akribisch folgt er ihren Bewegungen und stimmlichen Eskapaden, passt das Tempo an, um Zeit zu geben Spitzentöne geistig vorwegzunehmen und frischt im Legato den Klang auf. In der Musik und in der Oper herrscht hoer noch Einigkeit. Unverändert frisch und aktuell die Inszenierung von Christof Loy, der auf nahezu leerer Bühne gelungen die Szenen aneinanderreiht. Die Personenregie ist wohl durchdacht, überzeugend und nicht übertrieben. Ästethisch die Kostüme von Barbara Droshin, die geschickt Neuzeit und Renaissance zusammenführt. Das Publikum bedankt sich lang und stimmungsvoll. Immer wieder holt es seine Lieblinge mit vielen Bravos und Getrampel vor den Vorhang und nur langsam leert sich das ausverkaufte Haus. | Drucken

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