
Four new Works Lucinda Childs Dance Company Salzburger Festspiele 9.8.2024
Lucinda Childs in Salzburg - ein Wiedersehen mit einer Legende
Lucinda Childs ist eine Ikone des modernen Tanztheaters. Die 1940 geborene New Yorkerin schuf legendäre Arbeiten gemeinsam mit Künstlern wie Merce Cunningham, John Cage, James Turell oder Robert Rauschenberg an außergewöhnlichen Orten wie der Judson Memorial Church. Nach mehreren Choreografien und Regiearbeiten für die Salzburger Festspiele kehrt sie nun mit einem Tanzabend mit ihrer Dance Company zurück und stellt Four new works - vier neue Arbeiten - vor, die aber zum Teil auf bestehende Arbeiten zurückgreifen und die Entwicklung der Künstlerin aufschlüsseln.
Zu Begin steht Actus Tragicus zu Johann Sebastian Bachs Kantate "Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit" BWV 106. Ursprünglich als Solo kreiert ist es nun eine Choreografie für zwei Tänzerinnen jeweis in ihrem Solo verfliessend. Hier zeigt sich die hohe Musikalität der Amerikanerin, die der nahezu mathematischen Komposition Bachs in ihrem Aufbau Schrittthemen zuordnet, die der Musik folgend aneinandergereiht werden und so eine Synchronisation erfahren. Die Bewegungen sind statisch zackig nahezu militärisch.
Im folgenden Stück Geranium ‘64 ist Lucinda Childs in einem Solo zu erleben. Die Wiederaufnahme dieser Multimedia Arbeit von Anri Sala mit Auszügen aus einer Radio Übertragung des NFL Championship Spiels 1964 ist mehr Theater als Tanz. Eine gefühlte Ewigkeit zieht Childs an einem Seil, wickelt sich ab und zu ein. Im Hintergrund laufen Videoausschnitte aus den Spiel, die sie in Englisch ohne Zusammenhang kommentiert. Die Installation ist bewusst ein Zeitlupenabschnitt ohne Anfang und Ende und wirkt durch die charismatische Präsenz der Künstlerin.
Die Musik von Hildur Guonadottir besteht aus monotonen Cellostrichen mit Pausen anandergereiht. Diese Pausen sind die große Herausforderung für die Tänzer des Stückes Timeline. Zu den Cellostrichen werden sich wiederholende nur leicht verändernde Bewegungen gemacht. In den Pausen verweilen die Tänzer in der Standposition. Höchste Konzentration ist erforderlich, um die Einsätze richtig zu finden.
Der Aufbau der Choreografie wiederholt sich im letzten Werk, Distant Figure für Ensemble zu einer Solo Passacaglia von Philipp Glass. im Gegensatz fliesst hier die minimalistische Musik, bestechend in ihrem Rhythmus und einfacher Harmonie, vermittelt in ihrer Kontinuität meditative Momente. Wieder findet Childs eine ansprechend mitreißenden Tanzfolge, die vom Ensemble in immer neuen Konstellationen durchgeführt wird. Auch Steigerungsmonente sind eingebaut, bleiben aber ohne Höhepunkte und lässt die Choreografie im Fluss bleiben.
Musikalisch wird der Abend zumeist von Anton Batagov am Klavier begleitet. Als Interludes bezeichnet, gibt es auch zwei Solostücke von ihm vorgetragen, darunter eine eigene Komposition. In The Poets Act aus The Hours OST von Philipp Glass führt er harmonisch zum letzten Programmpunkt. Mit Batagov arbeitet Choilds bereits seit vielen Jahren eng zusammen. Er ist auch ein enger Wegbegleiter von Philipp Glass, dessen Ouvre er in mehreren Alben aufgenommen hat.
Kurzer herzlicher Beifall in der ausverkauften Szene als Aufführungsort.
Dr. Helmut Pitsch
22. August 2025 | Drucken
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