Lohnende Begegnung mit Raritäten von gestern und heute

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Erstes Symphoniekonzert Tiroler Symphonieorchester Innsbruck 20.10.2022

Lohnende Begegnung mit Raritäten von gestern und heute

Unter dem MottoWelt der Tänze eröffnet das Tiroler Symphonieorchester seine neue Saison. Viel Folklore und ungarischer Flair zu Beginn mit Zoltan Kodalys Tänze aus Galanta, einer ungarischen Stadt in der heutigen Slowakei. Dort verbrachte der Komponist glückliche Jugendzeiten. Als Auftragswerk für die Budapester Philharmonie hat er 1933 dieses leichte, frische Werk mit temperamentvollen sowie pastoralen Passagen geschaffen. Die jugendliche Unbeschwertheit und Naivität hat in das Werk seinen Niederschlag gefunden. Gleichsam spiegelt es eine Vielfalt an Stilen zwischen Klassik und Romantik, Volkslied und Choral wieder. Der Chefdirigent der Tiroler Symphoniker Kerem Hasan streicht die Leichtigkeit und frohe Grundstimmung hervor. Am Pult tänzelnd überträgt er Rhythmus und Schwung auf das Orchester. Zigeunerflair und Csardas flammen auf.

Geballte Kraft entsteht im zweiten Werk, Franz Liszts Der Totentanz. Der Anblick des Freskos Triumph des Todes in Pisa inspirierte den ebenfalls österreichisch-ungarischen Komponisten zu diesen sechs Variationen über den gregorianischen Choral Dies Irae. Den anspruchsvollen Solopart hat der junge aufstrebende Pianist Daniel Ciobanu übernommen. Äußerlich erinnert er an den Zaubergeiger David Garett und Effekte bei technischer Brillianz kennzeichnen seinen Auftritt. Im Zusammenspiel mit dem Orchester übt er Zurückhaltung und begeistert mit gefühl- und kraftvollem Spiel. In zwei Zugaben für das begeisterte Publikum zeigt er seine hohe Musikalität, die Tempo mit Technik aber auch Farben und Lebendigkeit verbindet. Nach der Düsternis bei Liszt muntern sein Boogie Woogie und eine launige Improvisation wahrhaft auf.

Nach der Pause kommt das 2018 für die New Yorker Philharmoniker geschaffene musikalische Epos Metacosmos der isländischen Komponistin Anna Thorvaldsdottir zur Aufführung. Sie beschreibt ihr Stück als natürliches Gleichgewicht von Schönheit und Chaos. Originell modern verbindet die 1977 Geborene dem folgend Tradition der klassische Kompositionslehre mit Elementen des Impressionismus und Expressionismus. Vielfach wechseln Takt und Rhythmus, romantische ausladende Melodien mit Staccato Bruchstücken. Die Instrumentalisten sind in dem 35-minütigen Werk mit einigen Soli gefordert. Es ist spannend, die unterschiedlichen Stilmittel zu erfahren, die die Komponistin selbstbewusst und phantasievoll anwendet. Immer wieder durchbrechen Generalpausen die Spannungsbögen, um anschließend neu anzusetzen.

Eine wahrlich beeindruckende Entdeckung und die positive Resonanz im Publikum ist groß. Das Orchester zeigt ein höchst qualitätsvolles Ergebnis seiner intensiven Vorbereitung, der Dirigent führt mit klaren exakten Gesten und Augenkontakt und Mimik motivieren die Musiker.

Etwas überraschend endet das Konzert ohne dem im Programm angekündigten vierten Stück, Bela Bartok s Ballettsuite „Der holzgeschnitzte Prinz“.

Dr. Helmut Pitsch

 

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