© Marie-Laure Briane
Gaetano Donizetti Der Liebestrank Gärtnerplatztheater München 3.12.2025
Lebendige Liebesgeschichte einfallsreich serviert - Liebestrank am Gärtnerplatz
Einen humorvollen, spritzig witzigen Opernabend serviert zur Weihnachtszeit das Gärtnerplatztheater in München mit der Wiederaufnahme der Inszenierung von Gaetano Donizettis Melodramma giocoso Der Liebestrank - Premiere Mai 2025. Dem Regisseur Dirk Schmeding ist hier eine moderne packend wie gefühlvolle Übertragung des wohl größten Erfolges des Komponisten gelungen. Obwohl in nur wenigen Tagen entstanden sprüht das Werk von zündenden Melodien und einem würzigen Libretto um das holprige Zusammenkommen zweier junger Liebender in einem italienischen Dorf am Lande. In bunten mitunter schrägen Kostümen von Frank Lichtenberg und Frisuren verfolgen die lebendigen Dörfler die amourösen Abenteuer des mittellosen Tölpels Nemorino und der exaltierten gutsituierten Adina.
Martina Sehna gestaltet ein vielschichtiges Bühnenbild. Braune Ansichten auf heruntergekommene Häuser umgeben die hell ausgeleuchtete Bühne über der eine grellgelbe Zitrone als Sonne lacht. Eine Anspielung auf Goethes poetisches Zitat „Kennst Du das Land, wo die Zitronen blühen". Adina sonnt sich im Liegestuhl, von den Dörflern umringt. Belcore landet auf der Wäscheleine, begleitet von vier ulkigen Soldaten. Der Wanderdoktor Dulcamara als schriller Elvis Presley Verschnitt im Glitzerkleid begleitet von drei Cheergirls heizt die Stimmung mit seinem poppigen Auftritten an. Schmeding erarbeitet die Charaktere intelligent heraus, entwickelt die Szenen fließend und natürlich, unterstützt von der Choreografie Kerstin Rieds, die die Chormitglieder gestenreich mitspielen lässt ohne zuviel des Guten. Viele Kleinigkeiten inklusive eines sehr passenden spielfreudigen Sängerensembles machen den Abend zu einem unterhaltsamen kurzweiligen Opernabend mit hoher musikalischer Qualität.
Den Mittelpunkt besetzt der junge Matteo Ivan Resic durch sein schauspielerisches und tänzerisches Talent, seine Wandlungsfähigkeit und gesangliche Leistung vorführend. Als gutherziger naiver Nemorino spielt der Tiroler sich in die Herzen des Publikums im ausverkauften Haus. Locker und natürlich wirkt seine Zuneigung zu Adina, echt zaubert er die Wirkung des Liebestranks in seine Bewegung. Zu seiner berühmte Arie „una furtiva lacrima“ rolllt er die strahlende Sonne auf die Bühne und lässt Text und die Melodie im Vordergrund. Fein gestaltet er seine innige Interpretation mit sicherer Höhe ohne zu übersteuern, formt weiche Bögen mit warmer heller Färbung.
Jennifer O‘Loughlin zeigt am Gärtnerplatztheater ihre Vielseitigkeit in zahlreichen Rollen. Ihre Adina lässt dramatische Momente durchschimmern, im gesamten bleibt sie jugendlich frisch und hell. Ihre Spitzentöne bringt sie sicher und präsent in vollem Klang. Auch sie zeigt großen schauspielerischen Einsatz. Belcore ist hier ein wenig militanter oder schillernder Anführer, mehr selbst ein Lehrling einer wenig ausgebildeten Einheit. Ludwig Mitterhammer fügt sich hier gut in das Bühnengeschehen, seine Auftritte wirken besonnen im Trubel. Stimmlich überzeugt er in seinen Auftritten. Timos Sitlantzis zeigt seine komischen Talente als Popstar Dulcamara. Sein Bariton kann aber nicht so durchschlagen wie sein intensives Spiel. Die Gianetta von Yoojin Lee zeigt Wandlungsfähigkeit und Humor. Klug ist es auch die Rezitative von einem Gitarrenspieler zu begleiten, und den Handlungsfluss so zu stärken.
Am Pult steht Oleg Ptashnikov. Er führt mit großer Zurückhaltung und transparentem Klang. Seine Tempi sind langsam aber gewinnen an Fahrt angeregt vom Leben auf der Bühne. Die Spitzfindigkeiten und Spritzigkeit der Partitur schöpft er nicht aus. Den Sängern bleibt so ausreichend Raum für ihre Gestaltung, die vom Orchester in der Begleitung untermauert wird.
Mitgerissen spendet das Publikum viel Beifall und zeigt seine Begeisterung.
Dr. Helmut Pitsch
06. Dezember 2025 | Drucken
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