Klassikfans jubeln zu Mambo und heissen Rhythmen

Xl_69a22618-eb4f-4f33-a586-4699c29e283a © Marco Borelli

Canto Lirico Juan Diego Florez Salzburger Festspiele 28.8.2022

Klassikfans jubeln zu Mambo und heissen Rhythmen

Er ist ein Publikumsliebling, Sänger und Entertainer ersten Ranges. Der Peruaner Juan Diego Florez breitet sein Repertoire von der klassischen Oper über spanische und südamerikanischen Volkslieder bis zu lateinamerikanischer Tanzthythmen aus. Und das elegante Salzburger Publikum folgt begeistert. 1973 geboren, arbeitet der sympathische Sänger bereits früh an seiner Karriere, die 1996 als Einspringer beim Rossini Festival in Pesaro international Fahrt aufnahm. Heute gilt er als der Belcanto Sänger, der derzeit auch an der Ausdehnung seines Faches hin zu Verdi und Puccini arbeitet.

Die Nachwuchsförderung, besonders in seiner Heimat, liegt ihm am besonders am Herzen. 2010 gründete er das Sinfonia por el Peru Youth Orchestra und unterstützt dessen Entwicklung und Anerkennung mit gemeinsamen Auftritten. Mittlerweile haben die jungen Musiker mit Einsatz und ernsthafter Disziplin ein beachtliches Niveau erreicht. Unter der umsichtigen engagierten Führung von Roberto Gonzalez-Monjas demonstrieren sie in Salzburg ihr Können und auch im zweiten Teil des Programms ihr Heimatverbundenheit.

Aber am Beginn stehen die Klassiker mit Gioacchino Rossini und Gaetano Donizetti. Gefühlvoll kostet Florez seinen Schmerz in der Arie des Nemorino Una furtiva lacrima aus dessen Oper Der Liebestrank. Den großen Romantiker versprüht er als Alfredo mit seiner Arie De miei bottini spiriti aus Giuseppe Verdis La Traviata.

Das Orchester gibt jeweils symphonische Kostproben der jewiligen Komponisten mit ausgefeilter, zumeist flotter Interpretation. Der junge Dirigent setzt auf klare Gegensätze im Volumen.und hält Melodiebögen zusammen. Nach der Pause heizt sich die Stimmung zunehmend auf. Mit den Danse Boheme aus der Carmen Suite von Georges Bizet setzt das spanische Programm an. Nocheinmal ist der Südamerikaner ein schmachtender Liebhaber mit der Arie des Don Jose „La fleir que tu m‘vais jete“. Danach zündet mit Ausschnitten aus Zarzuelas und Volksliedern ein leichtgängiges Programm in Melodie und Rhythmus.

Bei den Zugaben wird nach dem beliebten Loblied auf die Stadt Granada von Agustin Lara und Giacomo Puccinis Opernhit Nessun dorma der lateinamerikanische Gang eingelegt. Mit Herz und Freude schunkeln die Musiker zu einem Mambo Artangement von Perez Prado und zu einem Potpurri alla Fiesta caribeña. Die Gestaltung des Nachmittags ist gut aufgebaut, das Programm gefällt aber künstlerisch bleiben trotzdem Mängel erkennbar, der Fachwechsel für Florez hin zur romantischen grande Opera zeigt stimmlich Defizite. Der Wechsel zum Entertainer mit Mikrofon zur Verstärkung führt hier auch nicht weiter. Dynamik und Stimmung im Saal geben ihm aber recht für die Programmgestaltung.

Dr. Helmut Pitsch

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