Intim, schwungvoll, klassisch in klaren einfachen Bildern Mozart in Ravenna

Xl_80d9d837-8ae4-4285-b8ee-53e947e6b537 © Teatro Aligheri

Wolfgang Amadeus Mozart Le Nozze di Figaro Teatro Dante Aligheri Ravenna

Intim, schwungvoll, klassisch in klaren einfachen Bildern Mozart in Ravenna

Alljährlich lockt das Teatro Dante Aligheri mit einem festlichen Opernprogramm im Rahmen seines Festival Autumno, seines Herbstfestivals nach Ravenna. Die Stadt der Mosaike mit seinen beeindruckenden Kulturdenkmälern zumeist aus dem 5.-7. Jahrhundert ist Ziel zahlreicher Kulturtouristen. Das Opernhaus wurde 1840 als Zentrum eines neu zu entwickelnden Stadtteils zukunftsweisend errichtet, heute dominiert es den zentralen Platz mit seiner klassizistischen Fassade. Es ist das kulturelle Zentrum der Stadt und Region, mit seinen Festspielen im Sommer und Herbst wird es internationaler Treffpunkt für Liebhaber klassischer Musik. Die Entwicklung der Festspiele ist eng mit dem Stardirigenten Riccardo Muti und Cristina Mazzavillani Muti als jahrelange künstlerische Leiterin verbunden.

Die Auswahl der Brüder Tommaso und Giambattista Meduna als Architekten des Theaters entgegen dem Gewinner des vorherigen Wettbewerbs forderte eine hitzige Diskussion heraus. Die venezianischen Brüder waren bereits die Architekten des neuerrichteten Teatro La Fenice in Venedig. Benannt ist das Theater nach dem bedeutenden Dichter Dante Aligheri, der 1321 in Ravenna in seinem Exil von Florenz verstarb. Im Inneren überrascht das großzügige reich geschückte Auditorium mit fünf Logenrängen, Fresken und vergoldeten Stukkaturen sowie einem großzügigen Foyer. Charmant heben sich der dunkelblaue Vorhang und die Logenbaldachine von der tiefroten Samtauskleidung der Bestuhlung ab. Liebevoll ist die historische Atmosphäre erhalten und das Opernerlebnis wird zur intimen durchdringenden Berührung.

Das diesjährige Festival ist Wolfgang Amadeus Mozart und seinen mit dem kogenialen Librettisten Lorenzo da Ponte entstandenen Opern gewidmet.Die Neuproduktion ist eine internationale Zusammenarbeit mit den Opernhäusern Drottningholm, Versailles, Bordeaux und Barcelona. Ivan Alexandre wurde mit seinem Team für die Regie und Realisierung beauftragt. Er setzt gestalterisch eine erzählerische ästhetische Klammer über die Werke, indem er die Entwicklung einer Person, jener des Cherubino in Le Nozze di Figaro erzählt. Vom jungen ungestümen Draufgänger wächst er zum bestialischen Frauenhelden und Titelhelden Don Giovanni heran und findet sich im Alter als missmutiger Zwist säender Don Alfonso in Cosi fan tutte, der Schule der Liebenden wieder. Konsequent setzt der französische Regisseur auf konsistente Umsetzung in Bühnenbild und Kostümen. Geschickt bastelt ihm Antoine Fontaine einen einfachen dreiteiligen Bühnenaufbau auf der Bühne, der mit bemalten Vorhängen räumlich als auch szenisch zur Veränderungen führen kann.

Dies vorausgeschickt wird so feierlich mit Le Nozze de Figaro eröffnet, welche auch zeitlich als Erste 1786 uraufgeführt wurde. Mit hellen gelblichen Vorhängen wird das lichtdurchflutete gräfliche Palais mit Türen und Fenstern lebendig. Neben dem Bühnenaufbau sehen wir kleine Schreibtische und Sessel, die auch als Garderoben dienen. So erfüllen meist alle Mitwirkenden den gesamten Abend über die Bühne mit Leben.Insgesamt wird munter gestenreich und somit kurzweilig gespielt.

Das junge Ensemble strahlt Freude und überspringende Leidenschaft aus. Robert Gleadow mimt den munteren Titelhelden Figaro mit überbordender Spielfreude und versucht stimmliche Defizite seines dünnen Baritons zu verschleiern. Das kleinere Haus kommt ihm so ohne sattes Timbre und mit enger Höhe entgegen. Arianna Venditelli erfreut mit einem ausdrucksstarken facettenreichen Sopran und sauber intonierten Koloraturen. Fein passt ihre Stimmfarbe zu Ana Maria Labin als Gräfin. Hell und strahlend, weich und elegant ist ihre Stimme. Clemente Antonio Daliotti dringt als zurückhaltenden herrschaftlicher Graf durch, der gegenüber dem lebendigen Hof seine Position mit vollen nuancierten Bariton verteidigt. Gefühlvoll dosiert er seine Arien und weiss als Gehörnter Form zu bewahren.

Lea Desandre ist bereits eine international gefragte Mezzosopranistin, nachdem sie mehrere Wettbewerbe gewinnen konnte. Als Cherubino zeigt sie ihre Vielfalt und vollmundigen Mezzo. Lyrisch dominiert sie ihr Rollenbild, locker und leicht gespielt.

Giovanni Conti steht am Pult des Hausorchesters dem Orchestra Giovanile Luigi Cherubini. Dieses wurde von Riccardo Muti gegründet und gefördert, der junge Italiener hat ebenfalls bei ihm studiert. Er beginnt griffig resolut und baut einen warmen Klang auf. Zu wenig setzt er Nuancen und Konturen und fordert die Sänger heraus. Er liefert einen zurückhaltenden Klangteppich auf dem sich die Sänger wohl fühlen können.

Viel Applaus und Begeisterung im ausverkauften Haus

Dr. Helmut Pitsch

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