Hugenotten Große Oper im Kleinformat erfolgreich von opera incognita umgesetzt 

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opera incognita München Giacomo Meyerbeer Die Hugenotten

Große Oper im Kleinformat erfolgreich von opera incognita  umgesetzt 

Paris in Zeiten des Glaubenskrieges zwischen Katholiken und Hugenotten. Mitten in die Fronten geraten der junge Protestant Raoul und Valentine, Tochter des Katholikenführers Saint Bris. Nach Intrigen und Missgeschicken finden sich die Beiden. Am Ende trennt sie nur noch die Glaubensfrage. Valentine ist bereit Protestantin zu werden und stirbt mit ihrem Geliebten im Kampf mit den Truppen ihres Vaters.

Opera incognita ist eine freie Künstlervereinigung und steht für die langjährige Zusammenarbeit von Andreas Wiedermann als Regisseur und Ernst Bartmann als musikalischen Leiter. Sie stehen für Ausgefallenes an ungewöhnlichen Aufführungsorten in hoher musikalischer Qualität und phantasiereicher Inszenierung. Nun haben sich die Beiden an die französische Grande Opera, gleich mit einem der bedeutendsten Vertretern den Hugenotten von Giacomo Meyerbeer gewagt . Das normalerweise vierstündige Werk in großer Besetzung wurde deutlich an die Gegebenheiten angepasst und zwei einhalb Stunden verkürzt.

Diesmal wurde die Allerheiligen Kirche der Münchner Residenz als Spielort ausgewählt. Die nach Kriegsschäden wieder aufgebaute Kirche besticht durch ihre Nüchternheit mit unverputzten Wänden und geretteten Freskenresten sowie Klarheit der Struktur, passend für die vom Glauben geprägte Handlung. Das Regiekonzept Wiedermanns lehnt sich an die Stillebentechnik, "nature morte2 der Malerei an. Schwarz (Katholiken) weiss (Protestanten)  ist die Ausstattung, als Requisiten dienen lediglich große Luftballone in den beiden Farben die auf dem Boden der halbrunden Apsis als Bühne liegen und ab und an auch zu dem Zuschauern rollen. Ist der Glaube eine Luftnummer und rollt von dannen?

Die Personenregie ist dem Konzept entsprechend statisch angelegt. Wie in Scherenschnittechnik werden durch Lichteffekte statische Bilder von den Darstellern arrangiert. Kurze kantige Bewegungen für die Veränderungen der Einstellungen gewählt. Aber es mischt sich zum Glück ab und an mehr Bewegung in den Ablauf ein. Der Chor tritt mit auf der Bühne auf oder singt von der seitlichen Empore. Der Ablauf hat zwischendurch Längen aber die Unsetzung ist schüssig und textgetreu. Viel Leben und große Oper kommt von dem kleinen aber gross aufspielenden Orchester. Die jungen Musiker lassen ihre Instrumente zumeist in solistischer Besetzung selbstbewusst erklingen. Im Tempo frisch und lebendig angehalten kommen grosse Gefühle auf. Am rechten Rand plaziert hat der Dirigent Ernst Bartmann die Möglichkeit gut den Überblick zu behalten. Aufmerksam und präsent setzt er für alle die Einsätze ist unermüdlich jeden einzelnen anzusprechen und anzuspornen. Das Ergebnis kann sich sehen und besonders hören lassen. 

Manuel Ried ist der streitbare träumerisch verliebte Raoul. Unsicher und in der Höhe klamm zu Beginn steigert er sich deutlich und gewinnt auch an Präsenz in seinem Auftritt. Dafne Boms überzeugt mit ihrer dunkel gefärbten Stimme und sicherer Höhe als Valentine, die für die Liebe bereit ist zu sterben. Manuel Kundinger mimt den undurchsichtigen Nevers sicher mit viel Ausdruck. Ines Bergk ist eine starke Königin Margarethe von Valois, die stimmlich durch Farbe und Nuancen gefällt. Carolin Ritter ist eine engagierte Urbain und Torsten Petsch ein kauziger Marcel, der mit sonorer Stimme durchdringt. Robson Buono Tavares rundet mit voller Bassbaritonstimme als Saint Bris das Ensemble ab.

Viel Beifall für die große Leistung aller Beteiligten. Wiederum zeigt opera incognita wie Oper mit einfachen Mitteln aber grossen Ideen und Einsatz zu Leben kommt.

Dr. Helmut Pitsch

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