Hochromantik zum Saisonabschluß in Innsbruck

Xl_img_3397 © Tiroler Landestheater

Tiroler Symphonieorchester  Innsbruck - 8. Symphoniekonzert 23.6.2021

Fantastisches verspricht die Programmankündigung des letzten Symphoniekonzertes der Tiroler Symphoniker. Pandemiegebeutelt konnten nur wenige Konzerte der Saison live erlebt werden und aktuell nur zu 50% Auslastung besucht werden.

Eröffnet wird mit Robert Schumann und seinem einzigen Klavierkonzert a moll op 54. Das Werk war ursprünglich als Fantasie gedacht und so empfindet der Zuhörer unweigerlich dessen romantischen phantasievollen Charakter. Fünf Jahre benötigte der Komponist zur Vollendung. 1845 erlebt es seine erfolgreiche Uraufführung. Den Solopart spielte seine Frau Clara Wieck Schumann, die gefeierte Pianistin.

Wenig musikalische Phantasie spürt man beim Spiel des Pianisten Sumwook Kim. Der Koreaner hat viele Preise gewonnen und ist technisch perfekt. Der Koreaner setzt mit Wucht und Härte die Forte und setzt auf Modulation der Lautstärke und innige Fermati, die zu kleineren Abstimmungsproblemen mit dem Orchester führen. Ausgreifend sind seine Gesten und Mimik, die Gefühl und Vergeistigung anmuten lassen aber dies setzt sich nicht in den Tasten um. Schroff und eckig, nahezu aggressiv bleibt die Interpretation und am Ende bohrt sich symbolisch der Finger wahrhaft in die Tastatur.

Kerem Hasan ist seit 2019 Chef des Orchesters. Der junge Brite und Gewinner des Nestle Conductor Award hat seinen Zugang zu den Musikern gefunden und beide haben an Ausdrucksstärke und qualitätsvollem Zusammenspiel gewonnen. Dies stellen sie eindrucksvoll in den beiden folgenden symphonischen Werken unter Beweis.

Richard Wagner schuf das Siegfried Idyll frischverheiratet als Geburtstagsgeschenk für seine Frau Cosima zur Geburt ihres Sohnes.  Der Nibelungenstoff ist bereits in seinem Schaffen angekommen, in einzelnen Passagen erkennt der Zuhörer Parallelen zum großen Bühnenfestspiel. Vogelgesang hat den Meister inspiriert und kehrt im Waldvogel wieder.

Eine innige Liebe und Zuneigung sowie gebotener Respekt und Anerkennung sind in diesem hochromantischen Werk verwoben. Mit diesem Respekt und Innigkeit beginnen die Soli von Geige, Bratsche und Cello, ziehen weitere Musikstimmen hinzu und es entsteht reiner romantischer Klang, klare Melodiebögen, die weit aufgespannt werden. Ständig ist der Dirigent sehr aufmerksam an den Musikern dran, bremst mit gehaltener Hand oder muntert zu pathetischen Spiel, je nach Gefühlslage der von Emotionen schimmernden Partitur.

Auch das Schlußstück des Abends, die symphonische Fantasie Ouvertüre Romeo und Julia von Piotr I. Tschaikowski ist ein hochromantisches Werk, das die Stimmungen der Tragödie um das wohl berühmteste Liebespaar wiedergibt. Gewohnte russische Melancholie verstärkt den lyrischen Charakter des Werkes. Kerem Hasan läßt diese Farben im Orchester aufblühen und die Zuhörer im Saal im satten vollen Orchesterklang baden. Wohldosiert vermeidet er Übertreibungen und läßt die Transparenz der Partitur unangetastet. Es sind die Szenen und Handelnden der Liebesgeschichte erkennbar. Der helfende Pater erscheint in einem Choralthema, die verfeindeten Familien und das Liebespaar folgen bis ein Trauermarsch das tragische Ende dokumentiert.

Sichtlich zufrieden nimmt der Dirigent und das Orchester den großen und herzlichen Applaus des Publikums entgegen.

Dr. Helmut Pitsch

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