Hidalgo Ein Festival sucht neue kreative Konzertformate und interdisziplinäre Wege zu "junger" Klassik

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Close Contact Hidalgo Festival München 20. und 21.10.2025 

Hidalgo Ein Festival sucht neue kreative Konzertformate und interdisziplinäre Wege zu junger Klassik 

Seit mehreren Jahren veranstaltet die Hidalgo gGmbH in München ein „Festival für junge Klassik“. Alljährlich gibt es Neues zu entdecken und zu erleben, sowie neue Aufführungsorte kennen zu lernen. Dieses Jahr stehen die Veranstaltungen unter dem Motto Close contact und umfassen sechs Abende, die zum Teil mehrmals wiederholt werden. Das Mucca, ein Projekt des Instituts für kreative Bildung im Kreativquartier München ist für diese Saison Heimstätte und mit seinen vielseitigen Anwendungen und naturbelassenen Kreativateliers ein passender Rahmen.

„Wir hören Musik und Natur. Wir sehen Installation, Tanz und Performance. Wir begegnen Kunst ohne Grenzen.“ - verspricht der Flyer und in der Performance Zeitenräume ist letzteres sicherlich der Fall. Zu Erinnerungen befragt wurden verschiedene Personen und mit Ihren Erlebnissen, Ängsten, Problemen im Ton aufgenommen. Ihre persönlichen Schilderungen werden in verschiedenen Räumlichkeiten zumeist dunkel ausgeleuchtet von Tonträgern abgespielt, der Zuschauer kann mit Kopfhörern oder über Lautsprecher folgen. Aus den Erzählungen entstehen weitere Performances. Ein Tänzer mit Vollvisierhelm, zuerst auf Büchern aufgebahrt tanzt zu Improvisationen am Synthesizer, aus den Texten wird ein Dialog bis hin zum Streitgespräch von drei junge Schauspielerinnen entwickelt. Immer wieder treten Musiker und Musikerinnen auf, zumeist klingt Johann Sebastian Bach an aber auch zeitgenössische Kompositionen sind für diesen Abend entstanden. Das Wechsel- und das Zusammenspiel der Künstler entwickelt eine Stimmung der Andacht, im Flanieren durch die Räume mit den Künstlern ein Gefühl des Zusammengehörens.

Die Texte sind aus dem Leben gegriffen, sprechen an und berühren. Die 75 dauernde Zusammenstellung unterhält, stösst an, drückt Kreativität aus, doch lässt es einen klaren Konzeptgedanken vermissen.

Am folgenden Abend steht eine eigenwillige Interpretation bzw Neugestaltung des berühmten Liederzyklus "Die Winterreise" von Franz Schubert, hier für Tenor und Bläserensemble arrangiert und zum Teil neukomponiert von Joy Schwartz auf dem Programm. Der Text für den Liederzyklus stammt von Wilhelm Müller und ist von Todessehnsucht und Melancholie geprägt.

Die Stimmung wird in der Klangfarbe der Bläser, zumeist Saxophone unterstützt. Die Musiker bewegen sich zudem im Raum, ihre Geräte bilden unterschiedliche sphärische Begleitung - nur ohne Ton geblasen, das Mundstück geklopft um einige Effekte zu nennen. Dem Tenor Bernhard Hirtreiter wird so viel gestalterische Interpretation abgenommen, zudem wird er auch immer wieder von den Musikern zugedeckt. Der Abend wird zur Begegnung mit einer neuen Interpretationsidee, die nicht wirklich überzeugt und mitreißt. Die herausragende musikalische Qualität des Originals ist herausfordernd und das neue Arrangement wird zum verkümmerten Versuch gezwungen kreativ zu sein.

Das Publikum des Festivals ist durchmischt in den Altersgruppen und zeigt sich aufgeschlossen. Viel Beifall im ausverkauften Saal.

Dr. Helmut Pitsch

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