Haydneum Fertöd - Glanzvoller Start für ein neues feines Festival in Ungarn

Xl_img_0665__002_ © Helmut Pitsch

Eröffnungskonzert I. Haydneum Esterhaza Festival Esterhazy Kastely Fertöd 1.9.2023

Haydneum Fertöd - Glanzvoller Start für ein neues feines Festival in Ungarn

250 Jahre jährt sich der Besuch der Kaiserin Maria Theresia auf dem prachtvoll frisch renovierten Rokoko Schloß des bedeutenden ungarischen Adelsgeschlecht Esterhazy 1773. Dieser Jahrestag und die enge Verbindung des Ortes als Arbeitsstätte des bedeutenden Komponisten Joseph Haydn sind Anlass genug gerade hier Festspiele für die frühe Musik und des Barock ins Leben zu rufen. Dieser Epoche ist die 2021 durch die ungarische Regierung gegründete Stiftung Haydneum gewidmet. Sie hat den Auftrag, die Früchte der frühen ungarischen Musik sowie die mit Ungarn verbundenen Werke des Barock und der Wiener Klassik bekannt zu machen.  Darüberhinaus pflegt und dokumentiert sie das umfassende Archiv der Esterhazy, die über Jahrhunderte das Kulturleben Ungarns bestimmten.

Mit der Aufführung der Oper L‘infedelta dilusa von Joseph Haydn war Maria Theresia bei Ihrem Besuch in Fertöd wahrlich beglückt und hingerissen. Passend wird diese Oper zur Eröffnung der neuen Festspiele authentisch konzertant wiedergegeben.  Der berückend schöne Festsaal mit dem Deckenfresko Apollos dient damals wie heute mit seiner ausgezeichneten Akustik als Aufführungsort.

Das Orfeo Zenekar - das in Ungarn ansässige Orfeo Orchestra spielte auf Originalinstrumenten. Es wurde 1991 von Vashegyi György gegründet und seit Beginn von ihm geleitet. Er dirigiert mit seiner tiefen Kenntnis der Wiener Klassik mit großer Routine und Sachverstand. Es ist klar hörbar, das die Musiker als auch die Sänger bestens auf einander eingestellt und abgestimmt sind. Forsch, mit viel Schwung wird von Beginn an gespielt, dem Orchesterklang wird viel Raum gegeben, die die Höhe des Raumes wohlig aufnimmt. Die einzelnen führenden Instrumentenstimmen gelingt es dabei immer wieder  gut durchzudringen. Es wird ein dichter Spannungsbogen aufgebaut und durch sprühende Vitalität gehalten. Als Vorspiel zum zweiten Akt hat György das hoheitsvolle Finale der 48. Symphonie, die der Kaiserin Maria Theresia gewidmet ist, ergänzt. 

Das Sängerensemble ist gut ausgewählt und in der Stimmfärbung auf die Rollen bestens abgestimmt. Der Inhalt der Oper ist typisch barock. Zwei Liebespaare um zwei Schwestern finden mit Irrwegen und einen Schuss listige Verwechslung und Intrige glücklich zusammen. Der ausgetrikste Vater gibt alternativlos seinen Segen.

Die Neuseeländerin Ella Smith ist eine spritzig freche jugendliche Vespina, die mit Geschick in ihre Maskeraden springt. Kalafszky Adriana ist ihre Schwester Sandrina, die mit einem eleganten fein ausgestatteten Sopran berührend und überzeugend die naive, ihrem Geliebten Nanni treue Schwester singt.

Szelpal Szilveszter ist der zuerst verstossen gefühlte Nanni, der mit der Schwester Vespina humorvoll geschickt das glückliche Finale für alle herbeiführt. Schlank und weich unterlegt ist sein lyrischer Bariton. Den untreuen auf seinen Vorteil besonnenen Nencio gibt ein bestens disponierzer Megyesi Zoltan grosse Präsenz. Sein Tenor hat Kraft und birgt Sicherheit in allen Lagen. Nuanciert kann er seine Stimme durch verschiedene Emotionen führen.

Bernhard Berchtold ist sehr überzeugend als vermeintlich gewiefter Vater Filippo, der der List seiner Töchter sympathisch väterlich hereinfällt. Wohlig dunkel birgt sein Tenor sonore Seniorität und Strenge.

Der Abend ist mit dieser qualitätsvollen Darbietung kurzweilig und unterhaltsam. Mitgerissen wird vom handverlesenen Publikum, angeführt vom Hausherrn seiner Exzellenz Prinz und Prinzessin Esterhazy sowie dem ungarischen Kulturminister, begeistert applaudiert.

Eine effektvolle, sehr professionell gestaltete bunte Lichtshow an der Fassade des Schlosses beschließt den lauschigen Sommerabend

Haydneum Esterhaza Fesztival findet vom 1.-6-September 2023 statt. Weitere Konzerte unter www.Haydneum.com

Dr. Helmut Pitsch

 

 

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