Große Stunden der Romantik im Nationaltheater München

Xl_8c2488f0-ea46-42e0-a786-7cb9d8fcf58b © Geoffrey Schied

Bayerisches Staatsorchester Akademiekonzert Nationaltheater München

Große Stunden der Romantik im Nationaltheater München 

Mit gerade 20 Jahren liefert Johannes Brahms mit seinem Klavierkonzert Nr 1 d moll op 15 ein Werk von großer symphonischer Kraft sowie solistischer Raffinesse und Kraft. Selbst ein gefeierter Pianist strebt er eine Karriere als Komponist an. Das 1859 uraufgeführte Konzert ist dominiert von einem epischen ersten Satz, der vielschichtige Klanggebäude aufbaut, Ecken und Kanten zeigt, die sich geschmeidig glätten. Ein Bravourstück für Pianisten, die ihre technische Fertigkeiten aber auch interpretatorische Kraft unter Beweis stellen können.

Danill Trivonov zählt zu den gefragtesten und spannendsten Künstlern, der mit seinem breiten Repertoire seine Wandlungsfähigkeit und auch als Komponist seine schöpferische Kreativität zeigt. Der Romantik Brahms begegnet er mit Respekt, entwickelt eine solistische Führung. Am Pult des Bayerischen Staatsorchester begleitet ihn Kirill Petrenko, der viele Jahre dessen Musikdirektor war und die Qualität dieses Orchesters, das zu den ältesten der Welt gehört, mit prägte.

Mit kräftigen impulsiven Anschlägen drängt er das Orchester zu spannenden Dialogen mit dem Solisten, der klar seine Akzente in der Interpretation setzt. Trivonov fährt im dritten Satz das Tempo in breiter Elegie zurück und läutet so tragend das Finale ein.

Mit einer kleinen rhythmisch dominierten Zugabe bedankt er sich beim jubelnden Publikum.

Nach der Pause gehört Kirill Petrenko die volle Aufmerksamkeit im Raum. Mit der Symphonie Nr4 f moll op 36 von Piotr I. Tschaikowski hat er ein bekanntes Werk seines Landsmanns gewählt, das von sehr unterschiedlichen Färbungen in den vier Sätzen gekennzeichnet ist. Mit prägnaten zackigen Fanfaren startet er in einen militärisch zackigen ersten Satz Andante sostenuto. Auch in der Lautstärke setzt er auf wuchtiges Volumen. Im folgenden Andantino kommt Ruhe auf ohne die Melodien zerfließen lassen. Sportlich bleibt das Tempo im beliebten Scherzo, das für die Streicher ausschließlich im Pizzicato bleibt. Flink bewegen sich deren zupfenden Hände über die Instrumente. Nur kurz gehalten ist der Übergang ins Finale, das sich mit seiner akkuraten Monumentalität über die Zuhörer ergießt. Insgesamt eine eigenwillige wenig romantische aber kraftvolle für die Musiker fordernde Vorstellung.

Frenetischer Jubel für den geschätzten Dirigenten und das verehrte Orchester im ausverkauften Haus.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading