Gran Gala in Torre del Lago Anna Netrebko zeigt große Oper

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Gran Gala Lirico Festival Puccini Torre dei Lagi 13.8.2025

Gran Gala in Torre del Lago Anna Netrebko zeigt große Oper

Alljährlich lockt das Puccini Festival Opernliebhaber an die bedeutende Wirkungs- als auch letzte Ruhestätte des beliebten Opernkomponisten. Es hat sich neben der Arena di Verona über 71. Saisonen zu einem beliebten Open Air Opernfestival in Italien entwickelt und widmet sich vorrangig dem Schaffen des Verismo Komponisten. 2008 wurde das neue Gran Teatro mit 3200 Personen Fassungsvermögen eingeweiht und so die Möglichkeiten erweitert, um auch große Opernstars einzuladen.

So gibt es dieses Jahr eine Gran Gala mit Anna Netrebko, der Starsopranistin und gefeierten Diva auf den internationalen Opernbühnen. Wieder ist sie ganz der Bühnenmensch, der in einem Arienabemd wie diesen große Gefühle auf die Bühne bringt und wenn auch nur in kurzen Ausschnitten die Charaktere der Rollen und Hintergründe der Handlung zum Leben erweckt. So geschehen in der Szene aus dem ersten Akt von Il Trovatore von Giuseppe Verdi, in der sie als Leonore zwischen zwei heißblütigen Widersachern steht, die nicht wissend Brüder sind und beide ihre Gunst begehren. Gefühlvoll ruft sie die einbrechende Nacht in Erwartung ihres Geliebten, um anschließend diesen mit dem Gegner zu verwechseln und zwischen die Fronten zu geraten. Ebenso gelingt ihr als Tosca, wo sie ihrem Geliebten Mario, dargestellt von Martin Muehle eine gehörige Eifersuchtsszene macht und in die Rolle einer gefeierten Sängerin schlüpft und in der großen Arie "Visi d‘arte" soviel Schmerz und ehrfürchtige Lebensphilosophie aufkeimen lässt. Dies bleibt nicht ohne Wirkung und das entzückte Publikum erreicht eine Wiederholung. Der Profi Netrebko spürt, dass sie dadurch hier dem durch Auf- und Abtritte gezogenen Abend die nötige Spannung und den Stimmungsschwung geben kann.

Neben ihr gestaltet der Tenor Martin Müehle mit Soloauftritten als Macduff aus Macbeth von Giuseppe Verdi oder als Johnson aus Fanciulla del West von Giacomo Puccini den Abend mit. Der Brasilianer mit deutschen Wurzeln wirkt sehr angestrengt, seine Stimme zeigt Schwächen in der Höhe, die er mit Konzentration leicht angezogen intoniert. In der Darstellung ist es schwer in den Duetten neben der Vollblut Spielerin Netrebko eine gute Figur zu machen. Da hat es Jerome Boutillier als dritter im Bunde leichter. Der Bariton erfreut als Solist mit der Arie des Posa aus Don Carlo von Giuseppe Verdi oder als Frank aus Giacomo Puccinis selten gespielten Edgar.

Unverständlich ist die technische Verstärkung des Abends, der insbesondere den Orchesterklang verzerrt, die räumliche Zuordnungen auflöst und filigrane transparente Einzelheiten erstickt. Michelangelo Mazza am Pult führt das Orchester des Festival Puccini mit Elan und Eifer, um Tempo und Gestaltung zu erreichen. Mit der Sonfonia aus Giuseppe Verdis Nabucco und der La Tragenda, dem bekannten Zwischenspiel aus Le Villi von Giacomo Puccini gelingen auch zwei zündende symphonische Einlagen. Mit der Glanzarie aus Gianni Schichi "O bambino caro" als Zugabe innigst mit effektvollen langgehaltenen Tönen entlässt Anna Netrebko charmant das begeisterte Publikum.

Dr. Helmut Pitsch

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