Goldgräbersimmung mit Spiel und Musik auf höchstem Niveau in München

Xl_171d66bd-0ac6-4958-ad16-84844a7bb3bf © Winfried Hösl

Giacomo Puccini La Fanciulla del West Bayerische Staatsoper 16.10.2022

Goldgräbersimmung mit Spiel und Musik auf höchstem Niveau in München

Es ist die erste amerikanische Oper, und doch von einem Italiener. Die 1910 an der Metropolitan Opera in New York uraufgeführte Oper La Fanciulla del West von Giacomo Puccini spielt im Goldgräbermilieu im Wilden Westen, Saloonbesitzerin und Sheriff inklusive. Der Stoff könnte aus Hollywood sein, stammt aber vom Amerikaner David Belasco. Dick Johnson ist ein gesuchter Gangster und möchte eigentlich bei der Salonbesitzerin Minnie das deponierte Gold der Schürfer stehlen. Aber die beiden verlieben sich und am Ende schafft Minnie, zweimal den Kopf ihres Geliebten zu retten. Ein Happyend mit melodramatischer Würze am Ende.

Andreas Dresen schuf 2019 die Neuinszenierung der weniger beachteten Oper aus Puccinis Feder, die nun zur Wiederaufnahme in neuer Besetzung auf dem Spielplan der Bayerischen Staatsoper  steht. Das Bühnenbild von Mathias Fischer Dieskau schafft die richtige Athmosphäre ohne an klassische Wild West Romantik aus der Filmwelt anzuknüpfen. Die Tristesse im Goldgräberlager ist gut aufgegriffen, Minnies Haus ist wirklich klein und eng, mit spärlichem Inventar und der Galgen im letzten Bild ein Strommast.

Dafür bleibt den Sängern viel Raum für ihr Spiel und an diesem Abend zeigen allesamt ihre Talente. Mit Malin Byström zieht eine junge, großgewachsen und schlanke Frau in den Saloon ein. Ihre hellblonde Mähne leuchtet und die Avancen der Männerwelt im Lager sind gut nachvollziehbar. Auch stimmlich bietet sie einen jungen frischen Sopran mit Strahlkraft, in manchen Spitzentönen ungenau und luftlos. Sie bettet ihre Gefühl sehr ansprechend in warmes Timbre ein, besonders im letzten Bild erweicht sie überzeugend die aufgebrachten Goldgräber. Genauso echt spielt sie mit dem Sherriff eine Pokerpartie um das Leben des Geliebten. Den verkörpert mit Jonas Kaufmann ein Publikumsliebling mit glühendem Loverimage. Etwas gealtert schmachtett te er weiter gekonnt und erobert das Herz Minnies. Erst im letzten Bild öffnet er seine Stimme und lässt im Legato seinen dunkel timbrierten Tenor strahlen.

Durchschlagend ist der kraftvolle Bariton von Claudio Sgura, der mit seinem arroganten, lässigen Gehabe wie eine Idealbesetzung des Sheriff Rance anmutet. Kevin Conners ist als Nick ein umsichtiger Helfer im Saloon. Alle Nebenrollen sind gut besetzt und spielen bestens zusammen wie auch die Mitglieder des Bayerischen Staatsopernchores.

Daniele Rustioni hat am Pult des Bayerischen Staatsorchesters ale Fäden sicher im Griff und spinnt grosses Drama. Wuchtig sind die Schattierungen der Klangvolumen, opulent aber transparent die Orchesterstellen, gefühlvoll zurückgenommen und bestens an der Stimme geführt die Orchesterbegleitung. Expressiv spielt er mit den Harmonien. So entwickelt er nahezu cineastische Spannung und bewegt.

Dr. Helmut Pitsch

| Drucken

Mehr

Kommentare

Loading