GMD Vladimir Jurowski brilliert als Moderator und Dirigent

Xl_0501d202-e5f6-4445-b9c4-671a694e7d0a © Wilfried Hösl

6. Akademiekonzert Bayerisches Staatsorchester Nationaltheater München 24.5.2022

GMD Vladimir Jurowski brilliert als Moderator und Dirigent 

Der Zuhörer fühlt, dass dieses Konzertprogramm dem Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper eine Herzensangelegenheit ist. Mit Charme und Wissen führt er sie in wenigen Worten zu Beginn und nach der Pause zu den Stücken. Er weiß wie und wo er das Publikum abholen und an die Hand nehmen muss. Die Wirkung stellt sich auch gleich fühlbar ein. Das sperrige Programm des Abends mit Werken von Krzysztof Penderecki und Igor Stravinsky wird mit Begeisterung aufgenommen. Geschickt spinnt er so auch den Bogen zu der anstehenden diesjährigen Festspielpremiere Die Teufel von Loudun, die erste Oper des Polen Penderecki, nach einer Literaturvorlage von Aldous Huxley. Der britische Schriftsteller ist auch ein inhaltliches Bindeglied zwischen den beiden Komponisten des Abends.

Krzysztof Penderecki ist einer der bedeutensten Komponisten des ausgehenden 20. Jahrhunderts, der auch mit Filmmusiken erfolgreich war. Die Musik zu dem Streifen "Die Handschrift von Saragossa" ist ein frühes Beispiel hierfür. Die Originapartitur ist verschollen. So machte sich Vladimir Jurowski selbst an die Arbeit aus dem Film heraus die Partitur zu erstellen. Das Ergebnis sind vier sehr eingängige positiv stimmende Stücke für Orchester, die von klassischer Tradition geprägt sind. Mozart, Beethoven und Bach stehen für die luftigen Melodien Pate. Das folgende zweite Cellokonzert widmete der Pole dem führenden Cellisten seiner Zeit Mstislaw Rostropowitsch und ist ein Auftragswerk der Berliner Philharmoniker zu seinem 100 jährigen Bestehen. In den späteren Jahren seines Schaffens kehrt er von der avantgardistischen Expressivität zur klassischen Moderne als auch Romantik zurück. Er kreiert eine spannende Bildsprache, die er farbenreich an den Grenzen der Harmonik ausfranst. Jakob Spahn, Solocellist des Staatsorchesters hat sich eingehend mit dem Werk Pendereckis auseinander gesetzt.Sein Können und Verständnis bringt er virtuos und feinfühlig zum Ausdruck. Mit Eleganz und Perfektion setzt und streicht er den Bogen über die Saiten seines wohlig warm klingenden Instrumentes. Vladimir Jurowski begleitet mit dem Orchester ebenso virtuos und füllt den Klangraum wohldosiert aus. Präzise sind Taktschlag und Einsätze angezeigt. Das Werk fühlt sich episch an, erzählt eine Geschichte und hat filmischen Charakter. Mit einem solistischen Bravourstück aus der Feder von Mstislaw Rostropowitsch bedankt der junge sympatjische Solist beim Publikum und seinen Kollegen im Orchester für den großen Beifall der Begeisterung.

Igor Stravinsky prägte die frühen Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts und gilt als ein Wegbereiter moderner Strömungen am Ende der Romantik. Expressiv bedient er sich verschiedener Stil und Stilmittel und prägt so seine eigenen rhythmisch ausdrucksstarken Werke. In seiner letzten Komposition Variations Aldous Huxley in memoriam zeigt er sich in der seriellen Musik Arnold Schönbergs angekommen. Zwölftonmusik, die er in seiner gewohnt exakten Rhythmik verpackt.

Die Ballettmusik Petruschka ist eines seiner Frühwerke. Petruschka ist eine russische Puppenfigur, die mit unserem Kasperl verglichen werden kann. Ursprünglich als Konzert für Orchester und Klavier entstanden wurde es auf Anregung von Dijagilew zur 4 teiligen Ballettmusik umgeschrieben und 1911 von den Ballets Russes in Paris uraufgeführt . Geschildert wird das Treiben auf einem Jahrmarkt 1830 in St. Petersburg. Durch eine Flötenmelodie werden die Puppen eines Gauklers lebendig. Petruschka, eine Ballerina und ein Mohr. Petruschka ist in die Ballerina verliebt, diese weist ihn ab und verliebt sich in den prächtigen Mohr. Der vor Eifersucht rasende Petruschka wird vom Mohr getötet. Sein Geist verhöhnt den Theatermacher, der von der Szene flieht. Stravinsky arbeitet hier mit Motiven für Personen und Gefühle, die er markant in seine von Rhythmen geprägte Musik einbaut. Vladimir Jurowski haucht der Geschichte Leben ein. Unermüdlich führt er das Orchester von Bild zu Bild, das er auch ohne Tänzer leibhaftig werden lässt. Das Orchester folgt bestens vorbereitet mit Schwung und Lebendigkeit. In der großen Besetzung kommen viele Farben zur Geltung, transparent bleibt der Aufbau vom Dirigenten in den Solostimmen herausgearbeitet.

Viel Beifall

Dr. Helmut Pitsch

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