Festival Puccini Nostalgie in romantischen Setting

Xl_b95c7073-3f94-4fe4-a832-22df70b1b385 © Festival Puccini

Giacomo Puccini Turandot Festival Puccini Torre del Lago 14.8.2025

Festival Puccini - Nostalgie in romantischem Setting

Im Jahre 1891 kam Giacomo Puccini und seine kleine Familie das erste Mal nach Torre del Lago- zu deutsch Turm des Sees- einem kleinen Ort im Hinterland malerisch an dem See Massaciuccoli gelegen. Er komponierte dort seine dritte Oper Manon Lescaut. Die Intimität verzauberte die Familie und sie verbrachten die Sommerferien alljährlich dort. 1899 kaufte Puccini das Haus des Försters mit dem ortsgebenden Turm und verwandelte das Haus in eine moderne Villa voller Kunstwerke mit Hilfe seiner Künstlerfreunde. Er fand dort auch seine letzte Ruhestätte, nachdem sein Leichnam aus Brüssel hierher gebracht wurde und eine Familiengruft eingetichtet wurde.

Die Magie des Ortes und die Anziehungskraft Puccinis Ruhm und Werke liessen hier die Puccini Festspiele entstehen die sich nunmehr zum 71. mal jähren und auf der großen Freiluftbühne stattfinden. Seine letzte unvollendete Oper Turandot wurde 1926, vor nahezu 100 Jahren in Mailand, uraufgeführt. So gibt es verschiedene Versionen des dritten und letzten Aktes, da mehrer Versuche der Vollendung des Werkes nach den Entwürfen des Maestros unternommen wurden. Hier wird auch die gängige Version von Franco Alfano aufgeführt in der traditionell gehaltenen Regie von Alfonso Signorini aus 2016.. im konventionellen Bühnenbild von Carla Tolomeo dominiert eine breite Treppe, die in den kaiserlichen Palast führt, der im Hintergrund durch mehrere chinesisch anmutende Gebäude mit Pagodendach angedeutet wird. Immer wieder schließt sich der Blick auf die Treppe durch zwei Wände die zusammengeschoben werden.

Der Chor als das chinesische Volk ist in roten Sackkleidern mit gleichfarbigen Kopfbedeckungen von Fausto Puglisi gesteckt. Für Kaiser und die Hofminister hat sie aufwendige asiatische Kostüme kreiert, für Turandot ein wenig schmeichelndes langes weißes Schleierkleid. Wenig packend ist die Personenregie, zumeist harren alle Personen sehr statisch auf der Bühne aus, besonders merkwürdig ist dies für die Henker, die mit den schweren Schwertern überm Kopf eine gefühlte Ewigkeit verharren.

Der Routinier Renato Palumbo führt mit großer Geste und Erfahrung das Orchester und den Chor des Festival Puccini. Im Tempo lässt er den Sängern viel Raum, unterstützt diese auch geschickt mit der orchestralen Begleitung, sodass alle großen Arien farblich gut untermalt klingen.

Das hilft nbesonders Olga Maslova als Turandot, deren Stimme eindimensional klingt und zu wenig mystisch. Klar und schön wird in der Höhe ausgesungen. Dario Di Vietri bleibt als herausfordernder Held Calaf farblos. Dies liegt besonders an seiner geringen Darstellungskraft. Seine Stimme meistert solide die Auftritte, wenig gepflegt klingen seine Melodiebögen. Die Liu von Alina Tkachuk kann an diesem Abend am meisten überzeugen. Schön führt die junge Ukrainerin die Melodie ihrer großen Liebesarie, gefühlvoll drückt sie ihre Stimmungen aus, die sie bestens abgestuft in ihre Stimme überträgt. Mühelos bleibt sie in der Höhe. Ihr Opfer für die Liebe wirkt auch in den begeisterten Zuschauerraum. Massimiliano Pisapia ist ein alter gutmütiger Re Altoum, der honorig über sein Volk und seine Tochter regiert. Andrea Vittorio de Campi gelingt es seine Momente als Timur wirkungsvoll zu gestalten und eindringlich zu singen. Das Ministertrio ist sicher besetzt Pang mit Andrea Tanzillo und Pong mit Tiziano Barontini, bei Sergio Vitale als Ping schleichen sich ein paar Ungereimtheiten ein.

Insgesamt eine runde Aufführung mit viel italienischem Flair, insbesondere dem  Ambiente, der sommerlich warmen Temperaturen und der spirituellen Nähe des großen Komponisten. Viel Beifall und Bravi im gut besuchten Theater

Dr. Helmut Pitsch

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