Europakonzert Markgräfliches Opernhaus Bayreuth Neuer Glanz in alten Räumen

Xl_img_1467 © Helmut Pitsch

Fünf Jahre wurde das zum Weltkulturerbe erklärte markgräfliche Opernhaus in Bayreuth renoviert. An die 30 Mio Euro kosteten die Arbeiten, um es originalgetreu wiederherzustellen. 1748 wurde das vollständig aus Holz geschaffene Logentheater eröffnet, obwohl die Fassade noch nicht fertiggestellt war. Aber Markgräfin Wilhelmine war eine begeisterte Anhängerin des Opernfaches und leitete das Haus mit grossem Sachverstand. Nach ihrem Tod wurde bald der Betrieb eingestellt und diesem Umstand ist es zu verdanken, dass das Haus nicht wie viele andere Theater aus dieser Zeit durch Feuer zerstört wurde. Nun strahlt es wieder in barockem Glanz und ist ein architektonisches Juwel.

Die Wiedereröffnung fand am 12.4. 2018 mit "Artaserse " von Johann Adolph Hasse statt wie vor 270 Jahren zur Eröffnung. Seit über 25 Jahren pflegen die Berliner Philharmoniker den Kulturaustausch in Europa und veranstalten jährlich ein Konzert an herausragenden Kulturdenkmälern. So passt es auch, dass das diesjährige Konzert die Wiedereröffnung dieses Theaters die Auswahl des Veranstaltungsortes bestimmt hat.

Unter der Leitung von Paavo Järvi präsentieren sie ein Programm mit Werken von Beethoven und Wagner, dem heimischen Komponisten. Eine schmetternde dem Triumph gewidmete Interpretation der dritten Leonorenouvertüre eröffnet. Rasch im Tempo aber nicht gehetzt, munter voranschreitend führt Paarvo Järvi die engagiert spielenden Philharmoniker exakt. Die thematischen Übergänge werden durch klare Pausen verstärkt. Fanfaren gelingen heroisch und der Streicherklang baut kräftiges Volumen auf. Markant der Stimmungsumschwung zu den Wesendonck Lieder von Richard Wagner im zweiten Teil mit der Solistin Eva-Maria Westbroek. Sehr getragen, empathisch nach Liebe sehnend wirkt die Interpretation. Eine Sehnsucht, die auch die Beziehung Richard Wagners mit Mathilde Wesendonck, der Verfasserin der fünf Gedichte prägte. Als Vorstudien zu Tristan wurden sie auch vom Komponisten bezeichnet. Mit dunkler Färbung und bewusst weicher Ausdrucksweise ohne gepresste Spitzen haltet die Tristesse versprühende Grundstimmung an und droht ab und an im Zusammenspiel mit dem Orchester zu zerfallen. Nach der Pause darf das Orchester nochmals Frohsinn und Heldentum versprühen. Wiederum wagt Paarvo Järvi ein anspruchsvolles Tempo mit sehr exakten Einsätzen und sauber phrasierten Läufen. Das Orchester folgt ihm konzentriert und der frohe Schwung dringt zum Publikum durch. Vertraut und tänzerisch muten die Allegro Sätze an, lebendig und positiv die Adagi. Die trockene Akustik des barocken Holzbaus nimmt diese schnelle Klangfolge gut auf und lässt sich durchgehend transparent erscheinen. Grosser Beifall des eleganten Publikums wird mit den Geschöpfen des Prometheus als Zugabe belohnt. Mittlerweile hat die Sonne den grauen Himmel über der Stadt aufgelockert und so verweilt das Publikum andächtig vor den Pforten des Hauses und lässt der Begeisterung über dieses wiedergewonnene Schmuckkästchen ungebremst freien Lauf.

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