Esterhazy Classic - Barocke Harmonie in Eisenstadt

Xl_9cb23766-8b4c-4def-a331-252008212082 © Brigitte Bruck

Esterhazy Classic Barocke Harmonie in Eisenstadt

Das Adelsgeschlecht Esterhazy zählt zu bedeutendsten und mächtigsten der Österreich Ungarischen Monarchie. Noch heute zeugt ein beeindruckender Besitz von der ehemaligen Macht, allem voran das herrschaftliche Schloß Esterhazy in Eisenstadt. In der Musikwelt ist der Name der Familie eng mit dem Komponisten Joseph Haydn (1732-1809) verbunden, der hier viele Jahr als Hofmusikkapellmeister wirkte. Ganz im Zeichen Haydn steht die Stadt mit verschiedenen Wohnhäusern sowie der letzten Ruhestätte des weltberühmten Musikers.

Schon von weitem ist das Schloss sichtbar, leicht an einen Hügel angeschmiegt. Ein prachtvoller Park umgibt das Anwesen. Von dem Architekten Johann Henrici entworfen ist es einer der größten und bedeutendsten barocken Bauten in Österreich. Viele Teile sind bestens erhalten, so ist der Prachtsaal, auch Haydnsaal genannt ein architektonisches Juwel mit Originalfußboden und Deckengemälden. Er ist auch die Heimat des Esterhazy Classic Festivals welches ganzjährig Konzertreihen durchführt und sich besonders der Musik Haydns und seiner Zeitgenossen widmet, welche auch zum Teil am Hof als Musiker wirkten. 

Die diesjährige Frühjahrsreihe startet mit einem Konzert des angesehenen Solisten Avi Avatal mit seiner Mandoline, gemeinsam mit dem Barockensemble Il Giardino Armonico unter der Leitung seines Mitbegründers Giovanni Antonini.

Gestartet wird mit Elegie und Schwermut, welche sich zu freundlichen Momenten lichtet. So fließen die Gefühle in der Ouvertüre der Oper Orfeo und Euridice von Christoph Willibald Gluck. Die Uraufführung dieses Werkes fand im Burgtheater im nahegelegenen Wien statt.  

Im folgenden Konzert für Cembalo, Streicher und Basso Continuo Nr 1 d-moll von Johann Sebastian Bach BWV 1052 zeigt der islaelische Musiker Avi Avatal die Möglichkeiten und Reize seines Instrumentes. Die Mandoline entstand als eigenes Zupfinstrument im 17. Jahrhundert. Als seine Heimat gilt allgemein Italien und im besonderen Neapel. Den Namen verdankt sie ihrer Form, die an eine Mandel erinnert. Im 18. Jahrhundert breitete sich das Instrument in ganz Europa aus und viele bedeutende Komponisten schufen eigene Werke für dieses Instrument. Sein artistisches Spiel mit der bekannten Tremolotechnik unter Zuhilfenahme des Plektrum, einem Plättchen aus Horn oder Schildpatt und sein trockener unverkennbarer Klang trugen zu seiner Beliebtheit bei. Avi Avatal nutzt den verwandten Klang des Cembalo und hat diese Komposition für Mandoline und Orchester transkribiert. Mit viel Feingefühl und präziser Technik ist es beeindruckend welche Klangfülle und dominierende Stimmführung aus dem Instrument bei vollkommener Beherrschung entsteht. Dazu führt die Tonsprache zu einem neu vermittelten Eindruck des Werkes mit südländischem Flair. Auf dem kurzen Steg gleiten seine Finger unaufhörlich schnell und sanft. Kaum ist der nötige Kraftaufwand bis in die Fingerspitzen erkennbar. Ebenso beeindruckend ist seine Fertigkeit mit dem Plektrum die Saiten in unglaublicher Geschwindigkeit in Schwingung zu halten. Seine Interpretation ist noch dazu auch von einem anspruchsvollen Tempo.

Mehr verzaubernden Klang präsentiert er im Konzert für Mandoline und Orchester g – Dur S 28 von  Johann Nepomuk Hummel. Der 1778 in Pressburg, dem heutigen Bratislava geborene Komponist entstammt einer Musikerfamilie. Sein Vater war Kapellmeister bei Emmanuel Schikaneder, dem Auftraggeber und Textdichter der Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart. Dieser unterrichtete den talentierten Jungen und die beiden verband eine enge Freundschaft. Auch Antonio Salieri und Joseph Haydn zählen zu seinen Lehrern. Letzterem folgte er nach dessen Tod als Kapellmeister im Schloss Esterhazy,. Er wirkte auch in Wien, Stuttgart und Weimar, wo er 1837 starb. In seinem einzigen Konzert für Mandoline streicht er die Vorzüge des Instrumentes und in seinen Melodien lassen sich auch folkloristische Elemente erkennen. Ausgeprägte Melodien, rasche Läufe, Akkorde und tänzerische Rhythmik bringen den Solisten scheinbar an die Grenzen des kompakten Instrumentes. Das Publikum im ausverkauften Saal dankt mit einem Begeisterungssturm.

Zum Abschluß erklingt der musikalische Hausherr Joseph Haydn, nachdem auch der prächtige Konzertsaal benannt ist. Seine 43. Symphonie in Es Dur Hob I 43  trägt auch den Beinamen  „Merkur“, über dessen Ursprung die Wissenschaft rätselt. Il Giardino Armonico ist eines der ältesten bestehenden Originalklang Ensembles und wurde 1985.gegründet Giovanni Antonini ist von Anfang dabei und hat mit großem Einsatz das Orchester zu einem der Führenden entwickelt. Viele Preise zeugen von der außerordentlichen Qualität und Musikalität des Ensembles. Neben Gastauftritten in allen bedeutenden Konzertsälen wirken sie immer wieder in Opernproduktionen und als Begleitung großer Musikerpersönlichkeiten.

Mit einer ungemein spritzigen, fein ausgefeilten Interpretation schöpfen sie aus dieser in der typischen Sonatenform geschaffenen Symphonie spritzige Melodien gewürzt mit akkuraten Rhythmen. Antonini baut m,it seinen Musikern die Harmonien systematisch auf und färbt sie mit gut gewählter Lautstärken- und Tempomodulation. Als Zugabe wird das Publikum mit einer Hommage an die ungarische Volksmusik belohnt. Traditionelle Czardasklänge in moderner Zusammenstellung füllen rasch den Saal und entlassen das sehr zufriedenene Publikum wohlgestimmt aus dem Saal.

Dr. Helmut Pitsch

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