Eröffnung in Garmisch Richard Strauss Festspiele in der Veränderung

Xl_img_1275 © Richard Strauss Festspiele
Metamorphosen ist das Leitbild der diesjährigen, den 30. Richard Strauss Festspielen in Garmisch Partenkirchen. Der philosophische Begriff steht für Veränderungen und diese stehen auch Metamorphosen ist das Leitbild der diesjährigen, den 30. Richard Strauss Festspielen in Garmisch Partenkirchen. Der philosophische Begriff steht für Veränderungen und diese stehen auch für die Festspiele unter neuer Leitung an. Nach KS Brigitte Fassbender übernimmt Alexander Liebreich die künstlerische Leitung. In Regensburg geboren, verbindet den Bayern vieles mit seiner Heimat und Natur. Dies fliesst in seine Gestaltung des einwöchigen Festspiels ein. Unter Top music at Top locations hat er und sein Team neue Veranstaltungsorte an aussergewöhnlichen Plätzen mit nationalen und internationalen Künstlern zusammengesetzt. So wird auf der Bergspitze geblasen und gegessen, in der Klamm gewandert und musiziert, im Schloss am Kamin diskutiert und gespielt. Die Eröffnung findet erstmalig nicht im Kongresshaus statt, sondern in der Alpspitzhalle, dem sportlichen Veranstaltungszentrum der Olympiastadt. Hier wurden alljährlich bereits Konzerte und konzertante Opern gespielt, diesmal aber in neuer räumlicher Gestaltung, die sowohl akustisch als auch von der Bestuhlung neue Möglichkeiten bietet. Im vorangehendem Staatsempfang würdigt die bayerische Staatsministerin für Kunst, Dr. Marion Kiechle, den grossen bayerischen Komponisten Richard Strauss und seine Bindung zu Garmisch und unterstreicht seine Bedeutung und die der Festspiele. Die langjährige Diskussion um einen neuen Konzertsaal wird nicht thematisiert und das Publikum nimmt in der umgestalteten Sporthalle Platz. Passend zum Motto eröffnen die Metamorphosen, Richard Strauss letztes symphonisches Werk für 23 Streicher, den Abend, gespielt von der Akademie der alten Musik Berlin unter Leitung von Alexander Liebreich. Besonders die Wahl von Darmseiten, wie es früher üblich war beeindruckt im Klang und in der Transparenz des Werkes. Ausgewogen hat der Komponist jedes Instrument quasi wie eine Solostimme bedacht und raffiniert zusammengesetzt. Durch den weichen Klang verlieren die Violinen Dominanz und Durchsetzung und so gelingt es Bratschen und Celli ausbalanziert im Klanggebäude zu erscheinen. Ruhig und voranschreitend im Tempo angelegt, wirkt die Interpretation frisch und spannend, das ruhig auslaufende Finale hängt im Raume nach, was die akustische Qualität des Raumes dokumentiert. Nach einer kurzen Pause wird im zweiten Teil eine halbszenische Aufführung der Barockoper Dido und Aeneas gegeben. Viele Möglichkeiten von Szene und Bühnenbild - Katarzyna Szurkszta - gibt es auf dem Podium im Saal nicht. Der bespielte Raum beschränkt sich auf einen Mittelgang zwischen dem Chor des bayerischen Rundfunks und der Musiker der Akademie der alten Musik, sowie auf eine kleine Fläche vor den Musikern am linken PodIumsrand, der Dirigent wieder Alexander Liebreich steht auf der rechten Seite des Mittelgangs. Die Sängerinnen sind in barocke Kleider aus edlen Materialien gesteckt, während Aeneas im Smoking erscheinen darf. Es wird so auf die Mittel der Gestik und der Mimik im Gesichtsausdruck gesetzt, viel Bewegung und Aufmärsche gibt es nicht. Der Chor verharrt in seiner Aufstellung. So konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf den Gesang und Ausdruck der Sänger. Marie Claude Chappuis gestaltet fein und zart, mit viel Wehmut und Zurückhaltung die karthagische Herrscherin Dido. Hell und silbrig ist ihre Höhe, leicht lässt sie ihre Stimme in die Tiefe abgleiten ohne im Klang zu wechseln. Viel Raum erarbeitet sich Katharina Magiera als böswillige Hexe. Verkniffen und voller Mimik umgarnt sie mit fester, durchdringender Stimme den Willen der Herrscherin und umnebelt mit leicht vergifteten Klang deren Herz. Farbig passen die Stimmen gut zusammen. Robin Johannsen als treue Freundin Belinda kann da wenig wehrhaftes dagegensetzen und bleibt mädchenhaft zart und verspielt. Matthias Winckhler führt seinen romantischen Bariton vor, strebt in tenorale Höhen sicher und frisch und bettet seine Mittellage in weiches helles Timbre. Insgesamt vollbringen die Sänger ein gefühlvolles Handeln und werden vom bestens präparierten Chor des bayerischen Rundfunks formvollendet begleitet. Alexander Liebreich führt alle gut zusammen, überbrückt die räumliche Gestaltung und hat alles im Griff. Berührt verharrt das Publikum nach dieser aussergewöhnlichen Eröffnung und verlässt bedächtig die Halle hinaus in einen sommerlichen Abend in der umgebenden Bergwelt. | Drucken

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